http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0015
• ■
Norden wird die Ökumene von der Insel Thüle (63° N), im Süden von Kap Prason, dem Kap
Delgado (16° 15' S), begrenzt. Die Nord-Südausdehnung der Ökumene beträgt bei Ptolemäus
80°. Bei einer Größe von 500 Stadien (ä 185 m) für ein Grad ergeben sich 40.000 Stadien. Die
West-Ostausdehnung wird mit 180°, also 90.000 Stadien angegeben. Ptolemäus rechnet mit
einem Erdumfang von 180.000 Stadien, also 33.300 km.14
In seinem Handbuch der Geografie gibt Ptolemäus auch praktische Hinweise für die Darstellung
der Ökumene auf einem Globus: Nach der genauen Bestimmung der beiden Pole soll
ein halbkreisförmiger Ring angebracht werden, der nur wenig von der Oberfläche absteht. Die
eine Kante soll genau durch den Punkt der Pole gehen, damit in ihr die Meridiane gezeichnet
werden können. Die Kantenseiten werden in 180 Teile geteilt, und auf ihr die Zahl der Breitengrade
von 1-90 eingesetzt, in der Mitte beginnend, wobei der Äquator der Schnittpunkt ist.
Nachdem der Äquator eingetragen ist, wird die Kugel in 180 gleiche Teile eingeteilt und die
Zahl der Längengrade 1-180 eingesetzt.15 Nach den Angaben von Ptolemäus fertigte der Ingenieur
Agathodaimon aus Alexandria einen Atlas von 26 Länderkarten an.
Im Westen verschollen, wurde die „Geographike" erst Anfang des 15. Jahrhunderts von
Byzanz nach Italien tradiert. Der griechische Gelehrte Manuel Chrysoloras (1353-1415) brachte
eine griechische Handschrift nach Florenz, die Jacopo di Angelo da Scarperia 1406 ins Lateinische
übersetzte. Sie wurde maßgeblich für alle späteren Ausgaben. Mit der Erfindung der
Buchdruckkunst erschienen seit den 1470er-Jahren zunächst in Italien Druckausgaben der
„Geographike": 1475 in Vicenza bei Hermann Liechtenstein, noch ohne Karten; 1477 in Bologna
bei Domenico de Lapi mit 27 Kupferstichkarten von Conrad Sweynheym; 1482 in Florenz
bei Nicolo Todesci mit 31 Kupferstichkarten von Francesco Berlinghieri.
Wegweisend vor allem für den deutschen Sprachraum wurde die 1482 bei Lienhard Holl in
Ulm16 und nach seinem Konkurs 1486 von Johannes Reger gedruckte Ptolemäusausgabe. Neben
den 27 historischen Grundkarten des Ptolemäus enthielt diese Ulmer Ausgabe fünf Tabu-
lae novae, mit neuen Karten von Spanien, den nordischen Ländern, Italien, Frankreich und
Palästina, in denen die modernen Orts- und Ländernamen nachgetragen wurden. Als Urheber
wurde im einleitenden Widmungstext an Papst Paul II. Donnus Nicolaus Germanus genannt,
ein Geistlicher, der für den kunstliebenden Fürsten Borso d'Este und den Renaissancepapst
Paul II. arbeitete und in Anlehnung an Ptolemäus gegenüber der herkömmlichen walzenförmi-
17
gen Kartendarstellung eine trapezförmige Projektion entwarf. Lienhard Holl ließ 1482 nach
der handgezeichneten Vorlage des „Codex Wolfeggianus" in der sogenannten „dritten Redak-
18
tion des Nicolaus Germanus" zum ersten Mal die Karten in Holzschnitttechnik ausführen.
Bei diesem Verfahren wird der vom Kartografen gezeichnete Entwurf von einem Reißer spiegelverkehrt
auf einen Holzstock übertragen. Von einem Formschneider werden die Linien und
Texte mit einem Schneidemesser herausgearbeitet und eingeschwärzt. Mit einer Presse wird
die Karte mit ihrem Text in einem Arbeitsgang gedruckt. Als Formschneider des Ulmer Ptolemäus
wird Johannes Schnitzer aus Armsheim (Wöhrstadt/Rheinland-Pfalz) erwähnt. Korrekturen
der fertig geschnittenen Karten und ihrer Texte sind technisch nicht möglich. Zu Beginn
des 16. Jahrhunderts wurden deshalb für die Texte Bleilettern verwendet, die in den Holzstock
eingelassen wurden und wie beim Handsatz korrigiert werden konnten. Schließlich erschien
14 Ptolemaios (wie Anm. 12), S. 25.
15 Ebd., S. 113.
16 Karl-Heinz Meine: Die Ulmer Geographia des Ptolemäus von 1482, Weißenhorn 1982, S. 12ff.
Jösef Babicz: Donnus Nicolaus Germanus - Probleme seiner Biographie und sein Platz in der Rezeption
der ptolemäischen Geographie, in: Land- und Seekarten im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, hg. von
Cornelis Koeman, München 1980, S. 9-42.
18 Codex Wolfeggianus latinus, Pergament, 443 x 238 mm, 166 Blätter, 32 Karten, Schloss Wolfegg.
13
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0015