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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0020
inne. Vespucci erreichte nach 37 Tagen Land, das er für Festland hielt, ungefähr 1.000 Leguas
von den Kanarischen Inseln und der bewohnten Welt, 16° vom Nordpol und 75° westlich der
Kanarischen Inseln (15°), wie seine Instrumente anzeigten, in der Trockenzone gelegen. Dies
entspricht dem mittelamerikanischen Festland in Honduras, allerdings im Landesinneren. Korrigiert
man die Positionen nach vermutlichen Übertragungs- oder Druckfehlern, so ist Vespucci
bei 10° N und 83° W an der Küste von Costa Rica auf das Festland gestoßen. Von dort
nahm er Kurs Nordwest und kam auf der Höhe des Wendekreises des Krebses (23° N) zum

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Land Lariab, in der Sprache der Azteken Tamajalab (Tamaulipas in Mexiko). Nach den
Angaben der „Quatuor Navigationes" segelte er 870 Leguas der Küste entlang, in Wirklichkeit
wohl 370 Leguas bis 36° N oder 38° N in Carolina. Von dort sind es rund 100 Leguas bis zur
Insel Iti, nach Varnhagen die Bermudas. Die Reise hatte 17 Monate gedauert. Am 15. Oktober
1498 kehrte Vespucci nach Spanien zurück.

Seine zweite Entdeckungsreise unternahm Vespucci zusammen mit dem ehemaligen Lotsen
des Columbus, Juan de la Cosa, unter dem Kommando Alonso de Hojedas im Auftrag König
Ferdinands am 16. Mai 1499 von Cadiz aus. Nach 44 Tagen, 500 Leguas von Kap Verde,
landete er an der Westküste Brasiliens in San Roque (5° S) und segelte 40 Leguas bis nach San
Agustin (8° S). Dort kehrte er um und fuhr nordwestwärts der südamerikanische Küste bei
Guyana entlang. Er beschreibt die Begegnung mit den Eingeborenen auf den Isias de los Gi-
gantes (Rieseninsel, Curagao). Vespucci entdeckte die Insel Maranon an der Mündung des
Amazonas und segelte zum Golf von Parias und zur Halbinsel Guarija am Golf von Venezuela
12° 30' N (nicht 15°). Nach zweieinhalb Monaten kehrte er am 8. September 1500 nach Cadiz
zurück.

Die dritte Entdeckungsfahrt, die von Vespucci auch in seinem Brief „Mundus Novus" an
Lorenzo di Pierfrancesco de' Medici geschildert und auch von Ringmann in „De ora antarcti-
ca" publiziert worden war, führte den Seefahrer im Auftrag des Königs Manuel von Portugal
unter dem Kommando von Gongalo Coelho am 14. Mai 1501 von Lissabon über die Kap Verden
, nach Bezeguiche (Dakar) und von dort in 67 Tagen an das südamerikanische Festland.
Am 16. August landeten sie bei San Roque 5° S. Am 28. August erreichten sie das Cap de
Santo Agostinho 8° S, heute Recife in Brasilien. Von dort fuhren Sie bei zahlreichen Landgängen
in südwestlicher Richtung 600 Leguas der brasilianischen Küste entlang. Der südlichste
Landungsort lag beim Rio Jordan (Rio de la Plata) 32° S. Über das offene Meer erreichte die
Flotte am 3. April 1502 bei 52° den südlichsten Punkt der Expedition. Vier Tage später sichteten
sie die Falkland-Inseln. Die Rückreise nach Portugal erfolgte über Sierra Leone und endete
am 7. September 1502 in Lissabon.

Eine vierte Reise vom 10. Mai 1503 bis 18. Juni 1504 führte Vespucci über die Inselgruppe
Fernando de Noronha an die Bahia de Totos os Santos 13° und die brasilianischen Küste bis
zum Kap de San Vicente 18° S.

In der modernen Forschung werden die Verdienste Vespuccis, die Echtheit der gedruckten
Briefe an Pierfrancesco de' Medici und an Piero Soderini angezweifelt. Als echt werden nur
vier erhaltene Privatbriefe angesehen. Urs Bitterli schreibt: „Morrison, gestützt auf die sachkundigen
Nachforschungen des portugiesischen Historikers Duarte Leite, schließt sich dessen
Urteil an, wonach des Florentiners Bild als eines renommierten Astronomen, scharfsinnigen

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Kosmografen, geschickten Navigators und kühnen Entdeckers völlig imaginärer Art sei."
Der italienische Historiker Alberto Magnaghi hält die „Lettera" für eine Fälschung gewinn-

Francisco Adolfo de Varnhagen: Historia General do Brasil, Madrid 1854. Zitiert nach: El nuevo
mundo (wie Anm. 26), S. 18.

Urs Bitterli: Die Entdeckung Amerikas. Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt, München 22006,
S. 117.

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