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süchtiger Verleger. Beanstandet werden zahlreiche Unstimmigkeiten in der Angabe von
Abfahrts- und Reisedaten und nautischen Entfernungen, fehlende fremde Belege über Vespuc-
cis erste und vierte Reise. Scharf verurteilt wird auch Vespuccis Anmaßung als überragender
Navigator. Bezweifelt wird auch die südlichste Position von 52° S auf seiner dritten Entdeckungsfahrt
. Robert Wallisch hat dagegen in seinem Kommentar zum „Mundus Novus" darauf
hingewiesen, dass die unterschiedlichen Angaben zwischen den Daten der Einschiffung und
der Abfahrt, zwischen „Land in Sicht" und tatsächlichem Landgang, Verwechslung von italienischen
Seemeilen und portugiesischen Leguas aber auch in gravierenden Druckfehlern liegen
.30 Wie Vespucci berichtet, verblieb sein Bordbuch der dritten Reise beim portugiesischen
König, sodass Vespucci sich nicht auf seine Originalaufzeichnungen stützen konnte. Aus
Gründen der Geheimhaltung der beiden Entdeckernationen Portugal und Spanien und aus
Konkurrenzgründen ist es denkbar, dass es keine weiteren Dokumente über die erste und vierte
Reise gibt. Die angebliche Überheblichkeit Vespuccis als Navigator hält Robert Wallisch für
gerechtfertigt. Vespucci war zweifellos mühelos in der Lage, mit Quadrant und Astrolabium
den Kurs zu bestimmen, während sich der einfache Lotse allein auf den Kompass verließ. Dies
bestätigt auch die Ernennungsurkunde Vespuccis als Piloto Mayor durch die spanische Königin
. Dort wird ausdrücklich das Unvermögen der Lotsen erwähnt, mit Astrolabium und Quadrant
umzugehen. Die Position von 52° S erklärt sich dadurch, dass Vespucci nur bis 32° S dem
Land entlang segelte und den südlichsten Punkt erst auf See erreichte. Wallisch hält den
„Mundus Novus"-Brief und mit ihm auch die „Lettera" für echt und sieht sich auch darin bestärkt
, dass ein handschriftliches Brieffragment Vespuccis an Lorenzo di Pierfrancesco de'
Medici, das Roberto Ridolfi 1937 publizierte, sich ausdrücklich auf den Inhalt des „Mundus
Novus44 bezieht.
Die Weltkarte „Universalis Cosmologia" Martin Waldseemüllers
Die Weltkarte Waldseemüllers war bisher nur durch eine verkleinerte Federskizze des Freiburger
Humanisten und Kosmografen Heinrich Loriti Glarean (1488-1563) aus dem Jahr 1510
bekannt. Diese kleine Karte im Format 19 x 26 cm war das einzige Dokument, das das Meisterwerk
Waldseemüllers über fast 400 Jahre tradierte. Glarean schrieb dazu: Der Urheber
zeichnete diese [die Weltkarte] in großem Maßstab, weil er in dieser Schrift keinen Platz dafür
fand. Ich zog diesen Mann [Waldseemüller] deswegen zu Rat und damit dir [dem Leser] der
Zweck dieser Einführung nicht entgeht, haben wir, was dieser in großem Maßstab zeichnete,
hier im entsprechenden Verhältnis in kleinerem Maßstab gezeichnet. Die drei Erdteile und den
neulich entdeckten vierten [Erdteil] Amerika. Erst 1900 entdeckte der Jesuitenpater Joseph
Fischer in der Bibliothek des Fürsten von Waldburg-Wolfegg eine gebundene Ausgabe der
Weltkarte von 1507 in einem Abzug von 1516, zusammen mit der „Carta marina", einer Seekarte
Waldseemüllers aus dem gleichen Jahr, aus dem Besitz des Nürnberger Mathematikers
und Kosmografen Johann Schöner (1477-1547). Die beiden Karten wurden 2007 an die Kongressbibliothek
in Washington veräußert; dort ist heute die Weltkarte in einem gesicherten
Glasrahmen ausgestellt.
Alberto Magnaghi: Amerigo Vespucci, Rom 21926.
Robert Wallisch: Der Mundus Novus des Amerigo Vespucci. Text, Übersetzung und Kommentar, Wien
2002, S. 104-113.
Henricus Loriti Glarean: Handschriftliche Weltkarte, Universitätsbibliothek München. Die lateinischen
Texte sind, falls nicht anders vermerkt, vom Verfasser ins Deutsche übersetzt.
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