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Abb. 3 Die Weltkarte Martin Waldseemüllers von 1507 (Library of Congress, Washington D.C.).
Die monumentale Weltkarte wurde von zwölf Holzstöcken im Format 43 x 59 cm gedruckt.
Die Einzelkarten wurden zusammen auf ein Leintuch zu einer großen Wandkarte im Format
232 x 129 cm aufgeklebt (Abb. 3). Nach einem Vermerk auf der Seekarte von 1516 wurden
tausend Exemplare angefertigt. Bedingt durch das Riesenformat hat sich jedoch bis auf den
Abzug von 1516 kein einziges Exemplar erhalten. Die Karten und die Toponome, also Orts-,
Fluss- und Gebirgsnamen, sind in Holz geschnitten, die Legenden in Rahmen im Letternsatz
eingefügt.32 Eingezeichnet sind die Umrisse der Kontinente, Inseln und Meere und Flussläufe.
Gebirge sind in Form von Wülsten sichtbar, vereinzelt auch Wälder. Am unteren Rand erscheint
als Unterschrift: Universalis cosmographia secundum Ptolomaei traditionem et Ameri-
ci Vespucii aliorumque lustrationes (dt.: die allumfassende Kosmografie nach der Tradition
des Ptolemäus mit den Entdeckungen Amerigo Vespuccis und anderer). Eine Signatur des
Urhebers Waldseemüller fehlt. Waldseemüller hatte demnach die Erweiterung des ptolemäi-
schen Weltbildes aus dem 2. Jahrhundert n.Chr. bis zur Entdeckung Amerikas und den Reisen
Vespuccis nachzutragen: Im Norden waren die Entdeckungen Islands (960), Grönlands (986)
durch Erik den Roten und die frühe Entdeckung der nordamerikanischen Küste von Helluland
(Baffinland), Markland (Labrador) und Vinland durch Leif Erikson (1000) einzuzeichnen In
Asien waren die durch die Reisen Marco Polos (1271-1295) durch Zentralasien bis nach China
, seine im Auftrag des Großkhan unternommene Reise in den Süden Chinas und die bei
seiner Rückkehr per Schiff über Indochina, den Indischen Ozean und den persischen Golf
gewonnenen geografischen Erkenntnisse einzutragen. In Afrika waren die von den Portugiesen
gemachten Erfahrungen auf dem Seeweg nach Indien zu kartografieren. Schließlich mussten
die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1451-1506) und die Seereisen Vespuccis
dokumentiert werden.
Sein Vorhaben erläutert Waldseemüller in den Legenden der vier großen Rahmenartikel am
Rand der Weltkarte. Dort heißt es rechts oben: Bei der Beschreibung des allgemeinen Erscheinungsbildes
der Erde hielten wir es für das Beste, die Entdeckungen der Alten darzustellen
32 Deutsche Übersetzung der Legenden der Weltkarte nach Lehmann (wie Anm. 19).
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