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im Jahre 1500; in Wirklichkeit war Neufundland bereits durch den Venezianer Giovanni Ca-
boto in englischen Diensten 1498 entdeckt worden. Der Süden Nordamerikas, der als Terra
ultra incognita bezeichnet wird, ist ab South Carolina und mit Florida sichtbar; der Golf von
Mexiko mit der Küste von Louisiana, Neu Mexiko und Mexiko mit Yucatan wird dokumentiert
. Damit belegt Waldseemüller, dass diese Regionen lange vor Pineda (1519) entdeckt wurden
und infolgedessen auch die erste Reise Vespuccis 1497 in dieses Gebiet denkbar ist. Im
Gegensatz zu der kleinen Ptolemäuskarte am oberen Bildrand wird die mittelamerikanische
Landbrücke bei 15° N, also auf der Höhe des heutigen Guatemalas, unterbrochen. Eine Legende
über die Inseln an der Küste Südamerikas besagt: Diese Inseln sind von dem genuesischen
Admiral Kolumbus im Auftrag des Königs von Kastilien gefunden worden. Christoph Kolumbus
hatte auf seiner dritten Reise (1498-1500) Trinidad entdeckt. Auf der Höhe des Wendekreises
des Steinbocks trägt Waldseemüller die von Ringmann für die Neue Welt erfundene
Bezeichnung „Amerika" ein. Über die Entdeckung Brasiliens durch den portugiesischen Admiral
Cabral schreibt Waldseemüller: Dem Kapitän der vierzehn Schiffe, die der König von
Portugal nach Kalikut geschickt hat, erschien dieses Land an dieser Stelle zuerst: dieses Land
wurde für eine Insel von erstaunlicher, aber durchaus noch nicht erkannter Größe gehalten,
weil es auf der zuerst gefundenen Seite umspült ist, obwohl es in Wahrheit Festland ist. In
diesem Land sind es Männer und sogar Frauen gewohnt, nicht anders umherzulaufen, als ihre
Mutter sie geboren hat. Und sie sind hier freilich etwas hellhäutiger als diejenigen, die sie auf
einer früheren Expedition, die auf Befehl des Königs von Kastilien unternommen worden war,
gefunden haben. Waldseemüller bezieht sich auf die Entdeckung Brasiliens durch Pedro Alva-
res Cabral (ca. 1467-1526), der auf einer Indienfahrt, um die Passatwinde auszunutzen und den
widrigen Strömungen an der westafrikanischen Küste zu entgehen, auf einem Südwestkurs am
22. April bei Porte Seguro (Bahia) in Brasilien landete und als Ilha de Vera Cruz für den portugiesischen
König in Besitz nahm.
Wie Waldseemüller zu der zutreffenden Zeichnung der Westküste Südamerikas kam ist
nicht bekannt. Erst Vasco Nünez de Baiboa gelangte 1513 bei Panama an die Pazifikküste
Südamerikas. Die erste Entdeckung der Westküste fand erst 1525/26 durch Guevara statt. Ob
die kartografischen Vorlagen Waldseemüllers dem arabisch-islamischen oder dem chinesischen
Kulturkreis entstammen, ist nicht zu klären. Lehmann konstatiert, „dass es graduierte
Vorlagen für die portugiesischen Karten gegeben haben muss, die auf diesem Weg auch Eingang
in die Darstellung Waldseemüllers gefunden haben".49
Der Erdglobus Martin Waldseemüllers
In seiner „Geographike" gab Ptolemäus Richtlinien für die Darstellung der Ökumene auf einem
Globus: Für die Größe des Globus wird die Zahl der Objekte maßgebend sein, die der
Hersteller einzutragen gedenkt. Der Entscheid hängt von seinen Fähigkeiten und seinem Ehrgeiz
ab, denn je grösser der Globus ist, desto mehr Einzelheiten können eingetragen werden
und desto deutlicher werden sie herauskommen. Wie groß er aber auch immer sei, werden wir
zunächst seine Pole genau bestimmen, dann einen halbkreisförmigen vierkantigen Ring anbringen
, der nur ganz wenig von der Oberkante absteht, so dass er lediglich bei der Umdrehung
gerade nicht streift. Der Ring sei schmal, damit er nicht zugleich mehrere Orte bedeckt.
Die eine Kante soll genau durch die Punkte der Pole gehen, damit wir mit ihr die Meridiane
zeichnen können. Wir teilen diese Kantenseiten in 180 Teile ein und setzen auf ihr die Zahlen
Ebd., S. 215.
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