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2005 bei Christie's in London für mehr als eine Million Dollar. Uberraschend war die Entdeckung
einer fünften Karte 2012 in der Bibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
.
Im Jahr 1509 erschien in Straßburg bei Johannes Grünin^er eine deutsche Schrift zur Erklärung
des Erdglobus unter dem Titel „Der Welt Kugel". In dieser populären Kosmografie
stellt der Autor die Sphären des Himmels und die Strukturen der Erde dar: So mercke daz am
ersten die erde ist gleich einem püntlin inn eim zirckel /gegen die grosse des umbkreiß aller
hymel.51 Der Autor weist am Schluss auf den Gebrauch des Erdglobus und der Weltkarte hin:
Wie weit aber also sei von einem ort zu dem andern daz ist mißlich in diser kleinen kuglen ze
wüssen der grad halb so alhie niet mögen beschriben noch bezeichnet werdenn / sondern so
du das begerest ze wüssen, Mußtu unser grosse mappa [die Weltkarte von 1507] anschauwen
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und speculum orbis [von Gauthier Lud] / da findestu es eigentlicher ußgeteilt der weyte
nach/dann gemeinlich.59
Der Verfasser dieser Kosmografie wird nicht genannt. Sie basiert auf dem mittelalterlichen
scholastischen Weltbild mit zehn Sphären des Himmels, neben den acht astronomischen Sphären
ein neunter Kristallhimmel und eine zehnte, das Primum Mobile. Die Abbildung des Globus
auf dem Titel gleicht dem Erdglobus, aber mit einem deutschen Text; Amerika wird als
Nüwe Welt bezeichnet. Da Matthias Ringmann in seiner „Cosmographiae introductio" ein
achtstufiges, rein astronomisches Modell der himmlischen Sphären verwendet, kommt er als
Verfasser nicht infrage. Martin Lehmann weist deshalb Martin Waldseemüller selbst als Schüler
Gregor Reischs und Verfechter des scholastischen Modells als Autor der Schrift nach.60 Im
gleichen Jahr 1509 erschien bei Johann Grüninger in Straßburg eine lateinische Übersetzung
unter dem Titel „Globus mundi".61
Das weitere Wirken Waldseemüllers
Waldseemüller schuf 1511 in Saint-Die eine „Carta Itineraria Europae", eine europäische
Straßenkarte, ebenfalls nach dem Vorbild der Romwegkarte von Etzlaub. Sie ist in einem
Nachdruck von 1520 im Ferdinandeum in Innsbruck zu sehen. Nach dem Tode von Matthias
Ringmann 1511 und wirtschaftlichen Schwierigkeiten Gauthier Luds wurde die Druckerei an
den Straßburger Drucker Johannes Schott veräußert. Dieser gab 1513 die von Lud mit Hilfe
von Matthias Ringmann und Martin Waldseemüller vorbereitete „Geographike" von Ptole-
mäus heraus. Als Herausgeber zeichneten die beiden Straßburger Kirchenjuristen Äschler und
Übelin. 1513 genehmigte Herzog Anton von Lothringen das Gesuch Waldseemüllers um eine
Franz Georg Kaltwasser: Taufschein in ausgesprochen drolliger Form. Wie Amerika zu seiner Bezeichnung
kam, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15. Februar 2003, S. 36.
Der Welt Kugel. Beschrybüg der Welt und deß gäntze Ertreichs angezoegt und vergleicht einer rotunden
kuglen, die dan sunderlich gemacht hie zu gehoerende darin der kaufman und ein ietlicher sehen und mer-
cken mag, wie die Menschen unden gegen uns wonen und wie die Son umbgang herin beschriben mit vil
seltzsamen dingen, Johann Grüninger, Straßburg 1509 (VD 16 W 1161), Universitätsbibliothek Freiburg,
Rara J 4672,m.
Ebd., BL 3d.
Vgl. Anm. 5.
Der Welt Kugel (wie Anm. 56), Bl. 15d und 16.
Martin Lehmann: Der Welt Kugel - Der Nachweis der Autorschaft Martin Waldseemüllers, in: Wolfen-
büttler Renaissance-Mitteilungen 32, H. 2 (2008-2010), S. 153-162.
Globus mundi. Declaratio sive desriptio mundi et totius orbis terrarum. Globulo rotundo comparati et
spera solida, Johannes Grüninger, Straßburg 1509 (VD 16 W 1509).
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