http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0044
tergrombach abgespielt hat, nicht zu." Ich selbst habe eine Darstellung des Lehener Bundschuhs
von 1513 gegeben und dabei einige ältere Aussagen infrage gestellt.4 Im Folgenden
greife ich die Ansätze von 2002 erneut auf und unterziehe den Lehener Bundschuh einer
nochmaligen kritischen Betrachtung. Ich glaube, dass ich die ältere Interpretation in zentralen
Punkten und mit größerer Bestimmtheit als 2002 revidieren kann.
1. Die Inszenierung des Bundschuhs zu Lehen durch die Stadt Freiburg
Am Montag vor Francisci (bzw. am Montag nach Michaelis) - das war der 3. Oktober - des
Jahres 1513 tagte der Rat der Stadt Freiburg. Auf der Tagesordnung der Ratssitzung standen,
so ist es im Ratsprotokoll vermerkt, die bösen loffen des pundsschuchs, von denen der Rat
Kenntnis erhalten hatte. Die Namen von vier Personen waren ihm hinterbracht worden, die
Wissen vom Bundschuh hätten; zwei von ihnen sollen sogar Hauptleute gewesen sein. Der Rat
ordnete erste Vorsichtsmaßnahmen an: Die Wächter an den Toren sollten zur verstärkten
Sorgsamkeit angehalten, den Bürgern das Verhalten im Notfall eingeschärft werden.
Welches Wissen der Rat von dem hatte, was vor den Toren der Stadt vor sich ging, entzieht
sich unserer Kenntnis. Doch viel dürfte es nicht gewesen sein. Eines aber wusste der Rat offenbar
genau: Es war ein „Bundschuh", der sein Unwesen trieb.
Der Bundschuh war die übliche Fußbekleidung von Bauern und Handwerkern, ein mit Riemen
am Bein kreuzweise festgeschnürter Schuh - im Gegensatz zum gespornten Stiefel der
Adligen. Spätestens um die Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Bundschuh zum Symbol,
unter dem sich Bauern und Bürger zur bewaffneten Selbsthilfe sammelten.6 1439, 1443 und
1444 schlössen sich unter seinem Zeichen Untertanen am Oberrhein zusammen, um die aus
Frankreich stammende Söldnertruppe der Armagnaken, wahre Plagegeister der schutzlosen
Bevölkerung, aus dem Land zu vertreiben. 1443 und 1460 empörten sich Bauern, 1460 auch
Bürger, unter dem Symbol des Bundschuhs in Schliengen und im Hegau gegen ihre eigenen
Herren, den Bischof von Basel und die Grafen von Lupfen. 1443 hatten die Aufständischen
einen Bundschuh auf eine Stange gesteckt, 1460 einen Pflug und einen Bundschuh auf ein
Fähnlein gemalt. Welche alarmierende Wirkung von einem auffällig präsentierten Bundschuh
sehr bald ausging, macht ein Vorfall von 1491 oder 1492 deutlich. Mitglieder einer Hochzeitsgesellschaft
in der Stadt Kempten steckten in Bierlaune einen Bundschuh auf eine Stange. Der
Claudia Ulbrich: Der Untergrombacher Bundschuh 1502, in: Blickle/Adam (wie Anm. 2), S. 31-52,
hier S. 31; s. auch S. 51: „Über das, was Joß Fritz und seine Anhänger wollten, können wir bestenfalls
spekulieren."
Horst Buszello: Joß Fritz und der Bundschuh zu Lehen 1513, in: Blickle/Adam (wie Anm. 2), S. 80-
121, insb. S. 98-115.
Rosenkranz, Bd. 2 (wie Anm. 1), S. 130f. (Nr. 3). - Bei den vier genannten Personen kann es sich allenfalls
um unbedeutende Mitwisser oder Mitläufer gehandelt haben, da sie später in den Quellen nicht mehr
erscheinen.
Das Folgende nach Günther Franz: Zur Geschichte des Bundschuhs, in: Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins 86/NF 47 (1933), S. 1-23, und Rolf Köhn: Der Hegauer Bundschuh (Oktober 1460) - ein
Aufstandsversuch in der Herrschaft He wen gegen die Grafen von Lupfen, in: ebd. 138 (1980), S. 99-141.
1460 warnten 18 Adlige, vom Bundschuh drohe allen deutschen Fürsten, Herren, Rittern und Knechten,
aller Ehrbarkeit und der gesamten Christenheit Unterdrückung und Vertreibung. Quellen zur Geschichte
des Bauernkrieges, hg. von Günther Franz (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte der Neuzeit.
Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 2), Darmstadt 1963, S. 59-61 (Nr. 12) und 61f. (Nr. 13); Köhn
(wie Anm. 6), S. 139-141.
42
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0044