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ganzen Land erheben. Bei Burkheim, so die kühnsten Erwartungen, würden die Elsässer über
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den Rhein kommen und sich dem Aufstand anschließen.
Zu den ersten operativen Maßnahmen sollte die Einnahme eines festen Stützpunktes, einer
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Stadt gehören. Von Freiburg und Breisach war die Rede, auch von Endingen. Mitverschworene
sollten die bestehenden Sicherheitsmaßnahmen in Freiburg erkunden; zudem wollten die
Bundschuher die unübersichtliche Lage an einem Jahrmarkt oder einem Tag, so sunst vil leut
dahin komen werden, ausnutzen, um die Stadt durch List und Überrumpelung in ihre Hand zu
bringen." Ein geordneter Zug durch das Land (wie später im Armen Konrad oder im Bauernkrieg
) sollte die noch Zögernden zum Anschluss bringen und möglichen Widerstand der Herren
brechen.100 Dem Kaiser wollten die Bundschuher das Unternehmen schriftlich anzeigen.
Sollte er sich dem Gemeinen Mann verweigern, wollte Joß Fritz die Eidgenossen zu Hilfe
3.1.4 Joß Fritz und das Bundschuh-Fähnlein
Eine besondere Bedeutung maß Joß Fritz dem Banner des Bundschuhs zu. Bei passender Gelegenheit
(gedacht war an die Kirchweih zu Biengen) wollte man „es fliegen lassen". Die Verschwörer
setzten auf die Signalwirkung des „Fähnleins": Unter ihm würden sich die „Armen"
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sammeln, bereit zur Aktion, zur Erhebung gegen die Obrigkeiten.
Joß Fritz hütete das Fähnlein wie einen Schatz; er soll es bi ime in einer ermel getragen
haben. Gesehen haben das Banner nur zwei Mitverschworene, Hans Humel (jedoch vor der
Bemalung) und Kilius Meyger. Selbst der zum Fähnrich gewählte Jakob Huser musste sich mit
einer verbalen Beschreibung durch Joß Fritz zufriedengeben und bekennen, dass er das [Fähnlein
] nit gesechen. Im Umgang mit dem geheimnisumwitterten Fähnlein kommt die exklusive
Rolle, die Joß Fritz im Bundschuh von 1513 gespielt hat, erneut zum Ausdruck.
Sehr wahrscheinlich verwendete Joß Fritz das schon für den Bundschuh von 1502 angefertigte
Banner auch 1513. Darauf deutet die Aussage, es sei weiß und blau gewesen, mit einem
aufgenähten weißen Kreuz auf der blauen Seite - womit das Fähnlein das Wappen des Bis-
Ebd., S. 134 (Nr. 5), 178 (Nr. 63), 183 und 185 (Nr. 64).
Ebd., S. 133 (Nr. 5).
Ebd., S. 131 (Nr. 4), 133 (Nr. 5), 145 (Nr. 21), 157 (Nr. 39), 185 (Nr. 64), 187 (Nr. 66) und 194f. (Nr. 69).
Ebd., S. 185 (Nr. 64) und 187 (Nr. 66).
Ebd., S. 154 (Nr. 35) und 185 (Nr. 64).
Ebd., S. 133 (Nr. 5), 161 (Nr. 45), 186 (Nr. 66), 191 und 195 (Nr. 69). Den Verweis auf die Schweizer
muss man so verstehen, wie er berichtet wird: Die Bundschuher erhofften von ihnen Hilfe und Beistand.
Aus dem Blick auf die Schweizer den Schluss zu ziehen, die Verschwörer hätten eine neue Schweiz nach
dem Vorbild der bestehenden beabsichtigt, ist reine Spekulation. So auch Guy P. Marchal: Bundschuh
und schweizerische Eidgenossenschaft. Des Johannes Trithemius Bericht über den Untergrombacher
Bundschuh und seine wundersamen Folgen, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 52 (2002), S.
341-351, hier S. 348: „Jedenfalls lassen sich aus all diesen Aussagen keine weiter reichenden politischen
Absichten ableiten." S. auch Ders. (wie Anm. 38), hier S. 264-277, und Buszello (wie Anm. 4), S. 110.
Für Gunter Zimmermann: Die Grundgedanken der Bundschuhverschwörungen des Joss Fritz, in: Zeitschrift
für die Geschichte des Oberrheins 142 (1994), S. 141-164, insb. S. 153f., war hingegen die Errichtung
einer neuen „Schweiz" die tragende Idee der Bundschuhverschwörungen des Joß Fritz: „ [...] werden
die Verschworenen auch dieses Mal [1513] die Gründung einer neuen Eidgenossenschaft nach dem Vorbild
der Schweizer beabsichtigt haben."
Die Quellen zum Fähnlein: Rosenkranz, Bd. 2 (wie Anm. 1), S. 130 (Nr. 3), 133 (Nr. 5), 142 (Nr. 18),
145 (Nr. 21), 161 (Nr. 45), 183-185 (Nr. 64), 187 (Nr. 66), 193, 196f. (Nr. 69; Jakob Huser, Kilius Meyger
), 225 (Nr. 107; Hans Humel) und 227 (Nr. 110). Dazu Steinmann (wie Anm. 17), insb. S. 247-257.
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