Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0092
wie vielen Reisenden blieben ihm besonders die Glasmalereien und Baidungs Hochaltar in
Erinnerung. Abends besuchte er das Theater, um sich die Einsamkeit, die Trennung von seinem
Bruder, zu vertreiben. Was den Bericht aber besonders interessant macht, sind die Schilderungen
des in Freiburg Gehörten. Grimm erreichte die Stadt in einem historisch bedeutsamen
Moment, in dem die politische Zukunft des Breisgaus zwischen Österreich und Baden
noch einmal offen schien. An der Jahreswende waren Kaiser Franz L, Zar Alexander I. von
Russland und König Friedrich III. von Preußen in der Stadt zusammengetroffen.12 Grimm be-

13

schreibt die auch andernorts bezeugte große Anhänglichkeit an Osterreich, die die Freiburger
bei dieser Gelegenheit zeigten. Beim Einzug des Kaisers am 15. Dezember hatten einige Honoratioren14
versucht, die Pferde auszuspannen und die Kutsche zu ziehen, und sich dann an
das Pferd geheftet, das der Kaiser bestiegen hatte. Das Verhältnis zur neuen badischen Landesherrschaft
, die mit der harten Hand eines neu begründeten Zentralstaats regierte, war dagegen
noch angespannt.

Dann schildert er eine Anekdote, die die Brüchigkeit der Entente gegen Frankreich zum
Ausdruck bringt, zumal vonseiten Badens, das erst in letzter Minute, im November 1813, den
Rheinbund verlassen und unter Vermittlung von Zar Alexander, dem Schwager Großherzog
Karls,15 den Anschluss an die Alliierten gesucht hatte. Grimm nennt die Begebenheit eine unverbürgte
Erzählung des Volks, die in Freiburg allgemein erzählt wurde, sie gehörte also zum
Freiburger Stadtgespräch: Der ,Lahrer hinkende Bote' druckte in diesen Jahren eine Folge von
Betrachtungen über die Weltbegebenheiten, die dem Pseudonym Schulmeister Weinhold zu
Krautheim (auch -dorf bzw. -bach) im schwarzen Bären (in der Standesherrschaft Rübenheim)
in den Mund gelegt waren. In der Ausgabe des Jahres 1814 erschien eine Schilderung Vom
großen Krieg zwischen Frankreich und Rußland, die bis zur Schlacht bei Dresden am 26727'.
August 1813, Napoleons letzter siegreicher Schlacht, reichte. Dementsprechend nahm sie noch
ganz die badisch-französische Perspektive ein und sprach vom großen Kaiser Napoleon.16
Diese Kalenderveröffentlichung, die der Zar dem Großherzog nun vorhielt, sorgte für einen
Eklat zwischen den beiden Monarchen. Grimm hatte seine erkennbare Freude daran, die
Rheinbundfürsten, trotz der verwandtschaftlichen Bindungen, die sie politisch auffingen,
durch derartige Vorkommnisse zurechtgestutzt zu sehen.

Bernhard von Simson: Zu dem Aufenthalt der verbündeten Monarchen in Freiburg i.B. im Winter
1813/14, in: ZGO 53 (1899), S. 635-664.

Jan Gerchow/Hans Schadek: Rückzug der „milden österreichischen Hand". Freiburg wird badisch
(1806-1815), in: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 3: Von der badischen Herrschaft bis zur
Gegenwart, hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek, Stuttgart 1992, S. 19-60, hier S. 43f.; Alfred
Graf von Kageneck: Das Ende der vorderösterreichischen Herrschaft im Breisgau. Der Breisgau von
1740 bis 1815, Freiburg 1981, S. 176-199; Dieter Speck: Als die Breisgauer die österreichischsten Österreicher
waren, in: Badische Zeitung vom 30. September 1996; Rayers (wie Anm. 3), S. 59f. und 65f.;
Ferdinand Wibel: Eine hochverrätherische Medaille Freiburg's aus dem Jahre 1814, in: Schau-ins-Land
25 (1898), S. 101-103; Helmut Bender: Pro Austria. Medaille und Gedenktafel Anno 1814, in: Freiburger
Almanach 28 (1977), S. 29f.

Die Namen nennt: Das Tagebuch von Ignaz Speckle, Abt von St. Peter im Schwarzwald, Teil 2: 1803-
1819, bearb. von Ursmar Engelmann (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde
in Baden-Württemberg: Reihe A, Quellen 13), Stuttgart 1966, S. 444: Herr Dr. Schlaar, der junge
Herr von Gleichenstein, Baudirektor Fischer, Herr Bannwart, Stadtrat und Kommandant des Bürgerkorps
, Herr Sautier und Kapferer, Kaufleute.

Hermann Blaese: Zar Alexander I. und Baden, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO)
99 (1951), S. 507-567, hier S. 546; Wolfgang Windelband, Badens Austritt aus dem Rheinbund 1813,
in: ZGO 64 (1910), S. 102-150, hier S. 124f.

Des Lahrer hinkenden Boten neuer Historischer Kalender für den Bürger und Landmann, nun zum 14ten
Male herausgegeben auf das Jahr 1814, Lahr [1814], fol. Gv-G[3]v. Die Nummer 13 (1813), auf den der
Artikel verweist, fehlt im Exemplar der Universitätsbibliothek Freiburg, J 3307-1810/23.

90


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0092