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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0094
In Basel fand Grimm ein Gedicht des ihm unbekannten Dichters Hugo von Langenstein, er
hoffte auf eine Weiterreise nach Bern, St. Gallen und Zürich. Doch die Alliierten, denen sich
die Gesandtschaft nun anschloss, zogen durch die burgundische Pforte nach Zentralfrankreich.
Der weitere Weg führte nun durch Kampfgebiet. Auch was die Handschriftenforschungen angeht
, verlief die Reise für Grimm unbefriedigend. Am 2. Februar schrieb er aus Langres: An

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literarischen Ausbeuten fehlt es seit Basel ganz [...]. In Montbeliard und Troyes fand er eini-

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ge gedruckte Volksbücher. Erst in Paris, wo er bereits 1805 zusammen mit seinem akademischen
Lehrer Friedrich Carl von Savigny nach Handschriften geforscht hatte,24 sollte er mit

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dem Fund einer Waltharius-Handschrift wieder auf seine Kosten kommen.

Anlage

Jakob Grimm an Wilhelm Grimm

SBB PK, Nachlass Grimm 345, fol. 7-10.

Ifol. 7rl

Basel, 20. Januar 1814
Lieber Wilhelm,

seit meinem letzten Brief aus Rastadt bin ich einige Tage darauf in Freiburg angekommen, wo
ich keine Ruhe fand, dir zu schreiben. Der Weg geht über Offenburg, eine ehmalige Reichsstadt
und halbe Festung, die man auch jetzt wieder zuverschanzen angefangen hat, wiewohl
bei dem gegen alles Erwarten schnellen Vorrücken der Alliirten nicht allzuemsig; die Stadt ist
breitstraßig wie Friedberg und etwa bald so groß.

Freiburg muß im Sommer ausnehmend schön liegen, ist aber nicht so gut gebaut, noch so
groß wie Heidelberg, doch freundlich und wohlhabend, aber der [sie!] Münster ist auswendig
und inwendig sehr schön, geräumig und voll Glasmalereien, ein Altargemälde von Hans Baidung
, wenn ich den Namen recht behalten habe. Übrigens Stadt und Land (das Breisgau) noch
herzöstreichisch, Kaiser Franz ist mit Wonne eingeholt worden, und als er sich das Ziehen
verbat und deswegen aus dem Wagen auf ein Pferd gestiegen war, sollen sie sich an das Pferd
gebunden haben; auch ist ihre einzige Hoffnung, daß sie wieder zu Österreich kommen und
die badische Regirung wird wie Druck und Tyrannei betrachtet, die Auflagen sind ungeheuer
(d. h. noch ärger als sonst in Westphalen), und ich habe brave und vernünftige Leute ordentlich
rührend klagen hören, wie stiefmütterlich man von Carlsruhe aus diese Provinz behandelt
.

Die beiden Kaiser mögen davon haben erzählen hören und ich weiß nicht, ob dies den rußischen
so aufgebracht und er eine andere Calendergeschichte nur zum Vorwand gebraucht hat,
die in Freiburg allgemein erzählt worde. In einem fürs badische Land gedruckten hinkenden
Bot ist nämlich der rußische Krieg nach der französischen Ansicht vorgetragen worden und es
stehen einige Ausfälle und Albernheiten auf Kosten der Rußen darin. Wie nun der Großherzog
neulich nach Freiburg reist, um aufzuwarten, läßt ihn Alexander erst eine halbe Stunde im
Vorzimmer stehen, hält ihm, als er endlich eingeführt wird, den Calender vor, fragt, ob das in

An Wilhelm Grimm, 2. Februar 1814, Briefwechsel (wie Anm. 2), Nr. 130 - Teil 1, S. 274.
Ebd. und Brief vom 8.-20. Februar 1814, ebd. Nr. 133 - Teil 1, S. 284.
Moritz (wie Anm. 5), S. 121-126; Nicoud (wie Anm. 5), S. 29.

An Wilhelm Grimm, 19. April 1814, Briefwechsel (wie Anm. 2), Nr. 145 - Teil 1, S. 324, Teil 3, S. 177.

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