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Waisen bei sich auf und kümmerte sich liebevoll um die Ärmsten der Gemeinde. Dies war für
Anni Horch selbstverständlich.
Ihren Ehemann Fritz verlor Anni Horch bereits 1961. Fortan lebte sie mit ihrer Freundin und
Weggefährtin Emma im Eschenhof, ihrem Elternhaus in Herdern. Als Emma in den 1980er-
Jahren nach einer Demenzerkrankung plötzlich verstarb, wollte Anni in ihrem großen Haus
nicht mehr alleine leben und zog in das Pflegeheim des Evangelischen Stifts in Freiburg.
Im August 1986 feierte sie dort im Kreise ihrer Familie ihren 90. Geburtstag. Wenige Wochen
später verstarb sie friedlich, begleitet von ihrer Tochter Brigitte.
Formale Quellenbeschreibung
Die von mir edierten und analysierten Handschriften von Anni Horch stammen aus der Zeit
des Ersten Weltkriegs und sind in zwei Büchern4 bis heute im Familienbesitz.
Das „Erste Buch" hat die Maße 14 x 17,5 cm. Der dunkelblaue Umschlag ist auf der Vorderseite
links oben mit der Fahne des Deutschen Kaiserreichs (schwarz, weiß, rot) verziert; im
unteren Drittel steht im Schrifttyp Arial „Kriegs-Tagebuch" gedruckt. Die Innendeckel sind
mit einem beige-goldenen Blumendekor ornamentiert. Das Buch hat 135 Seiten, wovon 110
Seiten beschrieben sind. Hinzu kommt das von Anni selbst gemalte Deckblatt, worauf in
kunstvoller Schrift „Reserve-Lazarett Realgymnasium!'4 geschrieben steht. Darunter wurde
das Eingangsportal des Reservelazaretts im Realgymnasium liebevoll mit schwarzer Tinte
bzw. Tusche gezeichnet (Abb. 4). Da zwischen den Aufzeichnungen immer wieder kleinere
Skizzen und Zeichnungen zu finden sind, ist zu vermuten, dass Anni Aschoff diese Zeichnung
selbst angefertigt hat. Die Seiten wurden ab dem ersten Eintrag auf der dritten Seite beginnend
mit „1" durchnummeriert. Da hierfür ein Bleistift benutzt wurde und die Nummerierung nach
Seite „91" endet, wurden diese Seitenzahlen entweder erst nachträglich hinzugefügt oder bereits
im voraus eingetragen. Nach der Seite 93 sind zwei Seiten herausgetrennt worden; da dies
innerhalb eines Eintrags geschah, wollte die Verfasserin vermutlich eine Zeichnung oder Formulierung
entfernen. Eine Fotokopie dieses Buches wurde von Anni Aschoff noch zu Lebzeiten
dem Stadtarchiv Freiburg übergeben.5
Das „Zweite Buch" hat die Maße 12,5 x 19 cm. Der dunkelgrüne Umschlag ist auf dem
Buchrücken mit drei goldenen Ornamenten verziert. Am Anfang des Buches sind einige Seiten
herausgetrennt, sodass es noch 79 Seiten hat, von denen 39 beschrieben sind. Dieser Band enthält
im Gegensatz zum „Ersten Buch" keinerlei Zeichnungen, Skizzen oder sonstige Verzierungen
. Auch hat die Autorin hier die Einträge mit Datum versehen, wohingegen im „Ersten
Buch" die Geschehnisse episodenähnlich mit Überschriften und ohne genaue Datumsangaben
gegliedert wurden. Das „Zweite Buch" verfügt über keine Seitenzählung.
Das „Erste Buch" enthält Berichte von den ersten Kriegstagen im August 1914 bis mindestens
Winter 1914/15, die mit Überschriften versehen sind. Der Alltag im Reservelazarett wird
episodisch und unter Vorstellung einzelner Personen dargestellt.
Das „Zweite Buch" ist in klassischer Tagebuchform chronologisch und mit Datumsangaben
geführt. Anni Aschoff schreibt darin ihre ganz persönlichen Eindrücke des Lazarettalltags vom
3. Februar 1915 bis 16. April 1915 nieder.
Im Weiteren wird zur Unterscheidung von „Erstem Buch" und „Zweitem Buch" gesprochen.
5 Stadtarchiv Freiburg, B 1/378.
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