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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0103
Die Aufzeichnungen weisen einen hohen Grad an Komposition auf, in der wörtliche Rede
(Z. 37-39), Dialoge (Z. 66-84), Dialekte (Z. 300f) und sogar Notizprotokolle (Z. 29-32 und
154-157) aufgenommen werden.6

Das „Zweite Buch" hingegen ist ein klassisches Tagebuch, das sie chronologisch, mit Datums
- und teilweise sogar mit Tagesangaben, führt. Manche Tage, an denen sie nichts Spezielles
notieren wollte, sind aufgeführt mit Aussagen wie Nichts besonderes oder Alles beim al-
ten. Dennoch gibt es auch immer wieder größere zeitliche Lücken in ihren Aufzeichnungen.

Quellenkritik

Der genaue Entstehungszeitraum, des „Ersten Buches", ist recht schwer einzuordnen, da die
Aufzeichnungen, wie bereits erwähnt, nicht der Struktur eines Tagebuchs entsprechen.

Generell nennt Anni Aschoff in ihrem „Ersten Buch" kein Datum zu ihren Kapiteln. Nur
zweimal gibt sie eine fragmentarische Datierung an, die der Leser ergänzen muss. Des Weiteren
zeigen sich entweder Fehler in der Chronologie oder in der Datierung.

Zu Recht gibt Anni Aschoff den 9. August 1914 als Einzugstag in das Realgymnasium, das
in ein Reservelazarett umgewandelt wurde, an.9 Ihr zweites Kapitel leitet sie jedoch mit den
Worten ein Am nächsten Tag ist man trotz Sonntag und Sonnenschein schon wieder früh an
der Arbeit. Dies verwundert, da bereits der 9. August ein Sonntag war.10 Nun könnte man
vermuten, sie beschreibe bereits den 3. Kriegssonntag (16. August 1914), doch dann wäre es
bezugslos von Anni Aschoff das darauffolgende Kapitel „Nächtlicher Überfall" als bruchstückhafte
Angabe des Tages mit den Worten Am 12[. August] Abends einzuleiten.11

Neben den konkreten Datumsdifferenzen, welche auf eine nicht unmittelbare Niederschrift
schließen lassen, werden von der Autorin immer wieder Prolepsen und Analepsen in das „Erste
Buch" eingebunden:

Der Herr Direktor aber tat manchen Seufzer, als er aus England zurückgekehrt
nichts, auch garnichts mehr finden konnte; und in trüben Stunden sieht er die Zeit, da
einmal Friede sein wird und er wieder Schule halten soll in den alten Räumen und

12

keines Buben Hand sich rühren wird den Wirrwarr wieder zu lösen.

Doch was machts. Scherben bedeuten Glück. 20 Waschschüsseln mehr oder weniger.
Sie stehn ja doch nur so rum. Jetzt ist das anders.13

Doch damals waren noch die glückliche, goldene Zeit.14

Aufgrund dieser erzählerischen Stilmittel sowie der Vermischung von Ereignissen kann davon
ausgegangen werden, dass die Aufzeichnungen mit zeitlichem Abstand verfasst wurden.
Dies könnte auch die zum Teil unterschiedliche Schreibung der Namen erklären. Anni

Deutsches Tagebucharchiv e.V. Emmendingen, 2001/1.

7 Ebd., Z. 452 und 471.

8 Ebd., Z. 1 und 87.

Ebenso Lorenz Werthmann: Die Freiburger Lazarette im Völkerkrieg 1914-1915, Freiburg 1915, S. 44.

10 Deutsches Tagebucharchiv e.V. Emmendingen, 2001/1, Z. 22.

11 Ebd., Z. 87.

12 Ebd., Z. 6-9.

13 Ebd., Z. 25-27.

14 Ebd., Z. 33.

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