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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0124
reichen bis in das Revolutionsjahr 1917; Gorki wollte die Sammlung ursprünglich „Das Buch
von den russischen Menschen, wie sie einmal waren" nennen und schrieb in seinem Nachwort
Ich bin mir nicht ganz klar, über meine Gefühle: Möchte ich eigentlich, dass diese Menschen
anders werden? Die Erzählungen 1922 bis 1924 („Das blaue Leben") stellen hingegen nach
Armin Knigge eine „hochentwickelte Kunstprosa dar mit ihrer Behandlung vielschichtiger
philosophischer und ästhetischer Themen, wie sie das Werk Gorkis bis dahin nicht kannte44.56
Für den letzten der autobiografischen Romane („Meine Universitäten44) ist hingegen
nachweisbar, dass er „im Jahre 1922 im Verlaufe von drei Monaten während eines

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Aufenthaltes im Schwarzwald44, also in St. Blasien entstand. Dafür kann Günterstal in
Anspruch nehmen, dass Gorki hier an einem anderen Roman arbeitete. Sein Inhalt in Barrett

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H. Clarks Wiedergabe: A merchant who loses everything when the revolution comes.
Demnach handelte es sich um „Das Werk der Artamonows44, Gorkis letzten vollendeten
Roman.

Und was erinnert im Schwarzwald an Gorkis Aufenthalt? In St. Blasien erfuhr Anfang der
1980er-Jahre der Kölner Dolmetscher und Übersetzer Karl Schuster davon, dass Gorki hier
Patient war. Er stellte Recherchen an, die zur Übersetzung der damals bereits publizierten, von
St. Blasien aus geführten Korrespondenz Gorkis führten. Mit diesem Material konnte der aus
St. Blasien stammende Journalist Claus-Peter Hilger im „Schwarzwälder Boten44 1981 erstmals
den Aufenthalt des Dichters im Hochschwarzwald ausführlicher darstellen und sich dabei noch
auf persönliche Mitteilungen von Zeitzeugen stützen.59 1983 wurde im „Schau-ins-Land44 ein
Aufsatz mit dem Titel „Friburgum slavicum44 veröffentlicht, der auch Gorkis Aufenthalte in St.

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Blasien und Günterstal erwähnte und dem vermutlich der Artikel Hilgers als Quelle diente.
Im Lungensanatorium St. Blasien konnte bis vor einigen Jahren noch ein „Gorki-Zimmer44
besichtigt werden, jetzt erkundigt man sich an der Rezeption vergebens danach. Das von C.-P.
Hilger ins Gespräch gebrachte Projekt einer Gedenkstube wurde nach seinem Tod zu den Akten
gelegt. Kein Zweifel, wer in Badenweiler nach Hinweisen auf Anton Tschechow sucht,
wird eher fündig. Im kleinen Museum der Domstadt ist immerhin einer der an Lenin gerichteten
Briefe Gorkis zu besichtigen.

Über die Monate in Günterstal hat Wolfhard Wimmenauer 1990 einige im Ort überlieferte
Details veröffentlicht. Der Übersetzerin Swetlana Geier, die seit 1944 bis zu ihrem Tod hier
wohnte, war der Günterstäler Aufenthalt Gorkis sicherlich bekannt; sie sah aber keinen Anlass,
sich näher mit ihm zu beschäftigen; ihr zufolge hatte sein Referat zur Eröffnung des Allunions-
Schriftstellerkongresses 1934 die Verurteilung und Verfolgung vieler Künstler in den nächsten
Jahrzehnten legitimiert.61 Sie nahm den Text der Rede zwar in den Sammelband „Puschkin zu
Ehren44 auf, übersetzte ihn aber im Gegensatz zu den anderen Beiträgen nicht selbst und
signalisierte damit ihre Distanz zu Text und Autor.63

Armin Knigge: Maksim Gor'kij. Das literarische Werk (Quellen und Studien zur russischen
Geistesgeschichte 13), München 1994, S. 108f.

Maxim Gorki: Autobiographische Romane, München 1976, S. 742 (Nachwort von Helene Imendörffer).
Clark (wie Anm. 44), S. 20.
Hilger (wie Anm. 8).
MesTan (wie Anm. 34), S. 43f.

Wolfhard Wimmenauer: Unser Dorf vor 60 Jahren, in: 100 Jahre Freiburg-Günterstal, Festschrift,
Freiburg 1990, S. 97-105, hier S. lOOf.

Puschkin zu Ehren. Von russischer Literatur, hg. von Swetlana Geier, Zürich 1999, S. 11.
Mündliche Mitteilung von Franz Leithold.

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