Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0155
nur einige Grundzüge knapp vorstellen muss.

Ungefähr gleichzeitig wie unsere Stadtgeschichte wurden Kantonsgeschichten von Neuchä-
tel (Neuenburg), des Thurgaus, des Aargaus, von Bern und von Zürich veröffentlicht.5 Die
Neuenburger und Aargauer Geschichten verzichten auf Fußnoten und haben einen umfangreichen
Abbildungsanteil. Es soll ein breiter Leserkreis angesprochen werden. Die Autoren der
Aargauer Geschichte haben weitgehend auf vorhandenen Forschungen aufgebaut und nur für
die Zeit nach 1945 eigene Recherchen vorgenommen. In der Geschichte Neuenbürgs werden
hingegen - vor allem für die Zeit vor 1800 - neuere Forschungsergebnisse dargeboten. Im
Mittelpunkt stehen hier politische Entwicklung, Wirtschaft und Sozialstruktur, Alltag und Kultur
treten dahinter zurück. Die Thurgauer Kantonsgeschichte gliedert sich in einen „Chronologischen
Bericht" und zwei Bände zu „Sachgebieten". Die Chronologie orientiert sich vollständig
an der politischen Entwicklung. Streng voneinander getrennt sind die Sachgebiete, bei denen
die Beiträge über Wirtschaft, öffentliches Leben und Kultur am umfangreichsten ausgefallen
sind. Kultur bezieht sich im Wesentlichen auf die Hochkultur. Volksbräuche und Sagen
werden thematisiert, aber einen kulturgeschichtlichen Blick auf das Alltagsleben und die Praxis
der Menschen sucht man vergebens. Durch die gründliche Auswertung reichhaltiger Quellen
und die sorgfältige Erarbeitung wichtiger Zusammenhänge ist das Werk dennoch weiterführend
.

Eine Sonderrolle spielt die Berner Kantonsgeschichte. Zu drei durchweg politik- und ereignisgeschichtlich
konzipierten Bänden ist ein vierter Band getreten, der - strukturgeschichtlich
angelegt und auf neuen quantitativen Forschungen beruhend - Bevölkerung, Wirtschaft und
Umwelt thematisiert und dabei auch das Datenmaterial ausführlich vorstellt. Einen Kontrapunkt
setzt dagegen - ich greife hier zeitlich voraus - eine neue, fünfbändige Kantonsgeschichte
, die fast unmittelbar nach Abschluss der soeben erwähnten in Angriff genommen
wurde. Sie spiegelt - abgesehen von der großen Bedeutung, die die Abbildungen als eigene
Quellen erhalten haben - die methodologische Entwicklung der Geschichtswissenschaft in den
letzten Jahren wider. Den Leser erwartet keine geschlossene Darstellung, sondern eine Vielzahl
von Beiträgen mit jeweils unterschiedlichen Perspektiven auf die Vergangenheit, ergänzt
von vielen schlaglichtartigen Artikeln. Das macht die Lektüre spannend und abwechslungsreich
. Manchmal steht man aber auch ratlos vor der Vielfalt, deren inneres Beziehungsnetz
nicht immer deutlich wird.

Mit ähnlichem Ansatz, aber doch anders reflektierte die - wesentlich früher publizierte -
Zürcher Kantonsgeschichte den Wandel in der Geschichtswissenschaft und setzte damit Maßstäbe
. Die einzelnen Beiträge verfolgen unterschiedliche theoretische Zugänge, Gliederungsprinzipien
und methodische Verfahren - von der Politik- zur Sozialgeschichte bis hin zur lebensweltlichen
Orientierung. „Thematische Kästen" erläutern Forschungsprobleme, gewähren
Einblicke in einzelne Vorgänge und vertiefen Ausführungen im Haupttext. Bewusst wird auf
eine einheitliche Darstellungsweise verzichtet, um der Erkenntnis Rechnung zu tragen, dass es
keine einzig mögliche Perspektive auf Geschichte gibt. Immer wieder geht es um Menschen

Beatrice Schumacher: Sozialgeschichte für alle? Ein Blick auf die neuere Kantonsgeschichtsschreibung,
in: traverse 18 (2011), H. 1, S. 270-299.
5 Histoire du Pays de Neuchätel, 3 Bde., Neuchätel 1989-1993; Albert SCHOOPu.a.: Geschichte des Kantons
Thurgau, 3 Bde., Frauenfeld 1987-1994; Christophe Seiler/Andreas Steigmeier: Geschichte des Aargaus
. Illustrierter Überblick von der Urzeit bis zur Gegenwart, Aarau 1991; Beat Junker: Geschichte des
Kantons Bern seit 1798, 3 Bde., Bern 1982-1996; Christian Pfister: Geschichte des Kantons Bern, Bd. 4,
Bern 1995; obwohl zeitlich vorgreifend, hier angeschlossen: Berner Zeiten, 5 Bde., Bern 1999-2011; Geschichte
des Kantons Zürich, 3 Bde., hg. von Niklaus Flüeler und Marianne Flüeler-Grauwiler, Zürich
1994-1996. Zitate aus den erwähnten Kantonsgeschichten werden hier und im Folgenden mit der entsprechenden
Band- und Seitenzahl unmittelbar im Text nachgewiesen.

153


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0155