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„Jesuiten und der konfessionellen Polarisierung am Oberrhein" und Tom Scott mit der „Rolle der
Freiburger Klöster in der Wirtschaftskrise der Stadt". Abschließend bilanziert Heinz Krieg, der gemeinsam
mit Johannes Waldschütz für die Schriftleitung des Bandes verantwortlich zeichnet, die
Tagung und Schlussdiskussion, wobei er einen nützlichen Überblick über die verschiedenen Aufsätze
des Bandes liefert und diesen somit erschließt. Ein Register, das angesichts der Themenvielfalt
hilfreich gewesen wäre, wird vermisst.
Nach drei gelungenen Neuenburger Tagungen und den hieraus hervorgegangen Tagungsbänden
darf man wohl bereits von einer kleinen Tagungs- bzw. Publikationsreihe sprechen. Diese könnte
bilanzierend unter die Überschrift „Städte, Herrschaft, Gesellschaft und Kultur" gestellt werden.
Auch der vorliegende Band liefert hierzu wertvolle Mosaiksteine, die das Gesamtbild der oberrheinischen
Geschichte weiter komplettieren. Nach den schönen bisherigen Ergebnissen wäre es erfreulich
, wenn die Tagungs- und Publikationsreihe fortgesetzt werden könnte. Boris Bigott
Neue Forschungen zur elsässischen Geschichte im Mittelalter, hg. von Laurence Buchholzer-
Remy u.a. (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 56), Verlag Karl Alber, Freiburg/
München 2012, 211 S., Färb- und S/W-Abb.
Die in diesem Band vorgestellten Arbeiten sind die Ergebnisse eine Tagung an der Albert-Ludwigs-
Universität Freiburg aus dem Jahr 2009. Teilgenommen haben neben Wissenschaftlern des historischen
Seminars auch Forscher der Universitäten Mannheim, Trier, Mühlhausen und Straßburg. Die
Aufsätze behandeln Themen aus dem Mittelalter, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Wegen
des vorgegebenen Umfangs dieser Rezension kann nur stichpunktartig auf die Berichte eingegangen
werden.
Odile Kammerer stellt zu Beginn einen Atlas zur Geschichte des Elsass im Mittelalter vor. Mit
Hilfe des Internets erschließt sich interessierten Historikern so die Möglichkeit, aussagekräftige
Daten besser zuzuordnen und auszuwerten.
Erik Beck widmet sich der Verwendung römischer architektonischer Relikte links des Rheins
für die Religionsausübung im frühen Mittelalter. Während die meisten Überreste vernichtet wurden
um „heidnische" Traditionen zu unterbinden, nutzten die neuen Glaubensführer alte Denkmäler für
den christlichen Glauben in oft skurrilster Weise. Erik Beck berichtet von einem römischen Sarkophag
, der als Aufbewahrungsort der Gebeine einer christlichen Heiligen diente. Dorthinein legte
man Kranke in der Hoffnung auf Genesung.
Tobie Walther nimmt sich des Investiturstreits zwischen Straßburger Bischöfen und der gregorianischen
Reformpartei im 11. Jahrhundert an. Es ging dabei auch um den Handel mit geistlichen
Ämtern, sowie den damals üblichen Usus, dass Priester Partnerinnen hatten.
Um das „Donationsbuch" des Frauenwerks im Straßburger Münster geht es Marie-Jose Nohlen.
Anhand von Spendenlisten kann die Sozialstruktur im 13. Jahrhundert besser erforscht werden.
Während die sogenannten „Hohen Herren" nichts gaben, weil der Münsterbau wenig prestigeträchtig
war, spendeten die oberen und mittleren Schichten oft größere Geldbeträge. „Kleingeld" steckten
die Ärmeren in Opferstöcke. Auch Sachleistungen wie Waffen, Kleider oder gar Pferde wanderten
in die Aufbewahrungsstätten des Frauenvereins. Zweck all dieser Gaben war es vor allem, die
Fegefeuerzeit für sich und bereits verstorbene Angehörige möglichst zu verkürzen.
Elisabeth Clementz befasst sich mit den sogenannten „Leprosen" und den „Leprosorien", also
Anstalten, in denen vom Aussatz Befallene versorgt wurden. Die Krankheit erreichte, ursprünglich
aus Indien kommend, in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts das Elsass und galt als Strafe Gottes -
u.a. wegen des Geschlechtsverkehrs an verbotenen Tagen. Reiche Leprakranke waren in Häusern
mit klosterähnlichen Hausordnungen untergebracht. Die Armen hingegen trieben sich meist auf den
Straßen herum.
Während Sabine Klapp das Äbtissinenamt in Frauenstiften anhand der Hohenburger Statuten
von 1444 beschreibt, legt Gabriel Zeilinger einen Forschungsbericht über die allmähliche Urbanisierung
des Elsasses im Mittelalter vor. Dies war, so der Autor, an eine Veränderung der sozialen,
politischen und auch selbstbestimmten Verhältnisse der Einwohner gekoppelt.
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