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Spionage am Oberrhein und im Elsass: Dieses Thema hat sich Bastian Walter vorgenommen. Er
beschreibt die verschiedenen Methoden der Nachrichtengewinnung in den Burgunderkriegen (1468-
1477). Zwar wurden auch Informationen von Kaufleuten, Wirten und Geistlichen über den Feind
verwendet, aber in der Hauptsache lieferten professionelle Kundschafter Nachrichten im Auftrag
ihrer Obrigkeit.
„Old Boys Networks", so bezeichnet Sabine von Heusinger die Herrschaftsverhältnisse im
Straßburger Rat während des 14. Jahrhunderts. Trotz heftiger Auseinandersetzungen zwischen „Edlen
", Bürgern und Zünften, die oftmals in grauslichen Gemetzeln endeten, blieb doch die Führungsclique
weitgehend unter sich. Erst als die Pest viele von ihnen in der Mitte des 14. Jahrhunderts
hinweggerafft hatte, so die Autorin, kamen neue Mitglieder in den Rat. Der Bericht macht
auch deutlich, wie in dieser Zeit die Pogrome gegen die Juden in Straßburg verliefen. Dies geschah,
obwohl Kaiser Karl IV. den Juden der Stadt einen Schutzbrief erteilt hatte. Zu verlockend war einfach
die Möglichkeit, sich durch diese Morde lästiger Schulden zu entledigen. Fanatisierte christliche
Sektierer, wie die Armlederbewegungen oder die Geißler taten ein Übriges, die Situation noch
anzuheizen.
Laurence Buchholzer-Remy und Olivier Richard schließlich befassen sich mit städtischen Eidbüchern
im Spätmittelalter. Mit der Abschaffung der Gottesurteile und der Einführung von Eidesleistungen
fand eine bedeutsame Wende zur säkularen Gesellschaft statt. Nicht nur Ratsmitglieder
schworen einen Eid, sondern auch Handwerksfrauen, Hebammen, Schulmeisterinnen und sogar
Hurenwirtinnen.
Insgesamt gesehen bietet das Buch einen interessanten Einblick in die mittelalterliche Welt,
fernab von großen Schlachten und Genealogien. Detlef Vogel
Nicht nur Sieg und Niederlage. Sport im deutschen Südwesten im 19. und 20. Jahrhundert, hg. von
Martin Furtwängler, Christiane Pfanz-Sponagel und Martin Ehlers (Oberrheinische Studien
28), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2011, 258 S., zahlr. Abb.
Der Tagungsband widmet sich mit dem Sport im deutschen Südwesten einem Themenkomplex, der
in der historischen Forschung noch immer vernachlässigt wird. In letzter Zeit finden sich Ansätze
für ein zunehmendes Interesse, besonders das Institut für Sportgeschichte in Maulbronn, welches
bei der Tagung der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein kooperierte,
verdient sich hierbei eine Vorreiterrolle.
Im reich bebilderten und aufwändig gearbeiteten Buch geht es dabei nicht, wie bereits der Titel
andeutet, um die Erfolge südwestdeutscher Sportler, sondern um die Entwicklungslinien und Strukturen
des Sports in der Region. Die Herausgeber wollten mit dem Band weitere Forschungen zum
„Phänomen Sport'4 anregen. Das erscheint durchaus gelungen, denn es werden die unterschiedlichsten
Dimensionen in einer enormen Breite behandelt.
Der Raumbegriff des Südwestens wurde dabei weit gefasst und reicht vom Saarland bis Württemberg
und Südbaden. Das Spektrum reicht thematisch vom Sportstättenbau (Karin Stober, Jürgen
Lotterer), dem Beginn des Wintersports im Schwarzwald (Rüdiger Hitz), Pferderennsport (Martin
Furtwängler), Motorsport (Martin Walter) und Fußball (Ernst Otto Bräunche) bis zur Geißel des
modernen Sports, dem Doping (Michael Krüger und Marcel Reinold); zeitlich von der Turnerbewegung
im 19. Jahrhundert über die Entwicklung des modernen, aus England stammenden Sports
bis zu dessen aktueller Dopingproblematik.
In diesem Zeitraum durchdrang die Sportbewegung die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten
- beginnend beim Adel - und veränderte dabei die Gesellschaft; Sport wurde zum Massenphänomen
. Dabei sind als Höhepunkte die Verbreitung des Fußballs und der Arbeitersport zu nennen.
In der Zeit der Urbanisierung wurde das Bild der Stadt u.a. durch neu geschaffene Sportstätten und
die dafür benötigte Infrastruktur nachhaltig verändert; aber auch die Natur - im Falle des Skisports
- blieb nicht unberührt.
Der Sport wurde in seiner Geschichte immer instrumentalisiert, ob für politische, kriegerische,
nationalistische oder konsumistische Zwecke. Auch wenn heutzutage besonders von Sportlern immer
wieder das Bild des unpolitischen Sports bemüht wird, fällt hier die enge Vernetzung beider
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