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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0174
Der dritte Teil der Aufsatzsammlung (S. 389-519) geht auf die gewählten Reiserouten des südwestdeutschen
Adels ein, die diese wählen, um den nordöstlichen Teil der italienischen Halbinsel
unter ihren Einfluss zu bringen. Bezeichnend dafür ist der Fall Bertolds IV. von Zähringen (ca.
1125-1186), der beim zweiten Italienzug Barbarossas (1158) die fränkischen und schwäbischen
Truppen über den Großen St. Bernhard geführt hatte. Das von Schwarzmaier wiederbelebte westeuropäische
Hochmittelalter findet seinen Niederschlag in dem Register (S. 521-541), das auf 20 Seiten
insgesamt 1.512 Personen-, Orts- und Ländernamen aufführt und sowohl den Mediävisten als
auch den Laienlesern als eine unerschöpfliche Fundgrube historischer Persönlichkeiten, bekannter
und weniger bekannter Mönchsansiedlungen oder kleiner Gemeinden dienen kann.

Sicherlich hätte eine Erweiterung des AbkürzungsVerzeichnisses (S. 543-544) um die in den Aufsätzen
mehrmals verwendeten Abkürzungen der verschiedenen adeligen und kirchlichen Titel einem
breiteren Leserkreis gedient, der sich von dem stets klaren und flüssigen Stil der Abhandlungen
Schwarzmaiers angesprochen fühlen darf. Nach der Lektüre eines derart guten und lebendig
geschriebenen Buches kann man dem im Geleitwort vom Vorsitzenden der „Kommission für geschichtliche
Landeskunde in Baden-Württemberg4', Prof. Dr. Schindling, geäußerten Wunsch, dass
dem 80-jährigen Jubilar „die Freude an eigener wissenschaftlicher Forschung, Schaffenskraft und
Gesundheit noch lange beschieden sein möge" (S. VII), nur beipflichten. Marco Leonardi

Stadtgedächtnis - Stadtgewissen - Stadtgeschichte! Angebote, Aufgaben und Leistungen der Stadtarchive
in Baden-Württemberg, hg. von der Arbeitsgemeinschaft Archive im Städtetag Baden-
Württemberg, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher u.a. 2013, 191 S., zahlr. Farb-Abb.

„Das Stadtarchiv ist multifunktional sowohl Querschnittsdienststelle der Stadtverwaltung wie Serviceeinrichtung
für Bürgerschaft und Forschung, es ist methodisches ,Institut für Stadtgeschichte'
sowie Bildungseinrichtung - im besten Sinne ein ,Haus der Stadtgeschichte' (Einführung, S. 11).
Damit ist ein sehr weites Feld abgesteckt, das die sechs Autorinnen und 25 Autoren denen nahebringen
, die sich für die Bestände der Archive, die dort geleistete Arbeit und für Hilfen interessieren
, die sie in ihnen finden können.

Kommunale Archive bergen vor allem wertvolles Schriftgut des jeweiligen Ortes. Oft gehören
dazu kostbare, Jahrhunderte alte Urkunden; Pläne können wahre Leckerbissen für Technikhistoriker
sein, Plakate und Flugblätter die Augen derer leuchten lassen, die politischen Streit veranschaulichen
wollen. Weitere Quellen müssen nicht aus der kommunalen Verwaltungstätigkeit stammen:
Fotos, Filme und Tondokumente; Unterlagen von Firmen, Parteien, Schulen und Verbänden; Zeitungen
und Zeitschriften; private Nachlässe und vieles andere. Nicht zuletzt gehört zum Archiv
eine eigene Bibliothek.

All das soll behütet und bei Bedarf vom Personal bereitgestellt werden; es kann eine (!) Planstelle
umfassen, selten mehr als 15; ist eine große Ausstellung zu organisieren, kommen in der Regel
weitere Projektkräfte dazu. Dem Stadtarchiv Freiburg gehörten im Mai 2013 neun Mitarbeiter an.

Zwei der aussagekräftigen, bestens reproduzierten Abbildungen konkretisieren das Archiv als
„Stadtgewissen", wie es im Titel heißt: Der Ausweis für Grigirij Jachtschuk, „Zivilarbeiter(in) aus
Sowjetrußland" (mit zwei Fingerabdrücken und Foto); und ein Eintrag aus einem Sterberegister:
Akulina Semenowa, Ostarbeiterin, „bei einem feindlichen Luftangriff gefallen [...]. Todesursache:
,Wurde am 22.2.1945 beim Terrorangriff auf Reutlingen tödlich verletzt'."

Zu den Spannungen im Berufsleben des Archivars gehört, dass er ständig zu entscheiden hat,
was aufbewahrt werden muss und/oder verfilmt werden sollte, zu den erst teilweise gelösten Aufgaben
, wie mit digitalisierten Dokumenten umzugehen ist. Eine wachsende Belastung bedeutet die
Öffentlichkeitsarbeit: Beratung, auch von Lehrern und Schülern; Konzeption und Herausgabe einer
Stadtgeschichte; Entwerfen von Stadtpunktetafeln; Leitung des örtlichen Geschichtsvereins; Pflege
der Verbindungen zum Förderverein ...

Da und dort angedeuteter Kummer ist verständlich: Kommunalpolitiker erliegen nicht selten der
Versuchung, einem effizient und lautlos arbeitenden Archiv weitere Aufträge aufzuhalsen: Mit
einer öffentlichkeitswirksamen Aktion möchte diese Frau sich für die nächste Wahl profilieren,
jener Mann sich noch vor Ende seines aktiven Dienstes ein Denkmal setzen.

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