http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0179
arbeitern in Yach44 gehört dazu. Es dokumentiert zwei Ausstellungen, die der Heimat- und Landschaftspflegeverein
des Ortes im oberen Elztal unter sachkundiger Beteiligung von Prof. Dr. Heiko
Haumann in den Jahren 1998 und 1999 veranstaltet hat, ergänzt um einen Anhang mit alten Bildern
aus dem Dorf und von der Landwirtschaft, die zur 700-Jahrfeier 1993 gezeigt wurden.
Der erste Teil befasst sich mit dem Schicksal von Hütekindern, einem Thema, das zurzeit vor
allem in der Schweiz hohe Wogen schlägt. Ohne zu beschönigen, aber auch ohne anzuklagen, werden
der Alltag, die Lebensbedingungen und spärlichen Vergnügungen der Jugendlichen nachgezeichnet
, die bis in die 1940er-Jahre hinein im Alter von etwa neun bis 14 Jahren von ihren Vätern
oder sogar der Gemeinde gegen Kost und Logis auf größere Bauernhöfe zum Viehhüten und für
vielerlei andere Arbeiten verdingt wurden. Das weitere Leben führte häufig in eine Stellung als
Magd oder Knecht, Tagelöhner oder Arbeiter; ein außergewöhnlicher Aufstieg gelang dem Yacher
Hütebub Michael Ketterer, der die gleichnamige Brauerei in Hornberg begründete. Damit wird ein
Stück Sozialgeschichte beleuchtet, das noch gar nicht so lange vergangen ist.
Das gilt auch für den zweiten Teil über die Waldarbeiter. Der Waldwirtschaft kam in der Gemeinde
von jeher große Bedeutung zu, zunächst zum Nutzen der Herrschaft, dann als Rücklage und
Sparkasse der grundbesitzenden Bauern, heute zumeist als gleichwertiges Standbein neben der
Landwirtschaft. Bis zu ihrer Mechanisierung vor etwa 50 Jahren und dem übrigens erst in neuester
Zeit erfolgten Ausbau des Wegenetzes bedeutete Waldarbeit in den Höhenlagen härteste und
schlecht bezahlte Arbeit. Grundlagen für die Broschüre sind Zeitzeugengespräche und Aufzeichnungen
, dazu eine Vielzahl von Fotos, die überwiegend aus Privatbesitz stammen und daher kaum
bekannt sind. Dass sie hier dokumentiert sind, ist dem Verein hoch anzurechnen; den manchmal
etwas holprigen Stil, der nahe an der mündlichen Erzählung ist, nimmt man dafür gerne in Kauf.
Das nun in zweiter Auflage erschienene Heft, das sich als Baustein zu dem mittlerweile realisierten
„lebendigen Dorfmuseum4' in Yach versteht, lenkt den Blick auf die oftmals harten Lebensrealitäten
„in der Yach4' und im Schwarzwald überhaupt. Clemens Joos
Lebensspuren. Kleindenkmale im Landkreis Lörrach, hg. vom Kreisarchiv Lörrach, Redaktion:
Yvonne Sachs, Johannes Steffan und Oliver Uthe (Schriftenreihe des Landkreises Lörrach 2),
Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2011, 128 S., zahlr. Farb-Abb.
Seine Lage im Rheinknie beschert dem Landkreis Lörrach zwei „nasse" Außengrenzen zu Frankreich
und der Schweiz. Bei Basel, wo die Schweiz mit Kleinbasel, Riehen und Bettingen auf das
rechte Rheinufer ragt, markieren prächtige alte Grenzsteine eine bewegte Trennlinie mit schlauchförmigem
Ende. Wenn hier neue Steine gesetzt werden, was an einer EU-Außengrenze vorkommen
kann, geschieht das feierlich nach alter Tradition vor den Augen einer Zeugenschar. Ein solches
Ereignis ist festgehalten in einer Publikation des (erst seit 2008 hauptamtlich besetzten) Kreisarchivs
Lörrach. Unter dem Titel „Lebensspuren44 legen Kreisarchivar Oliver Uthe, seine Mitarbeiterin
Yvonne Sachs und Johann Steffan von der Stabsstelle Tourismus eine erste Bilanz der Erfassung
der Kleindenkmale vor, angelehnt an das landesweite Projekt, das die Denkmalpflegerin Martina
Blaschka koordiniert.
Als diese im Februar 2010 nach Lörrach kam, hatte das Team aus dem Landratsamt schon über
hundert Ehrenamtliche motiviert, die sich über die Vorgehensweise und die Formalien der Dokumentation
informieren ließen. Auch die Bürgermeister waren gewonnen, die halfen, das Vorhaben
auf der lokalen Ebene zu propagieren. Bald liefen die Rückmeldungen ein; zehn Themenfelder füllten
sich mit Beispielen: „Recht und Revolution44 mit Zeugnissen der Ereignisse von 1848, die sich
hier konzentrierten. Der Bogen spannt sich von Sühnekreuzen zum nie vollendeten Schlageter-
Denkmal. „Religion und Glauben44 kann mit jungsteinzeitlichen Zeugnissen aufwarten: einem
Menhir und dem Heidenstein bei Schwörstadt. „Krieg und Frieden44 reicht vom Denkmal für den
Türkenlouis auf dem Tüllinger Berg bis zu Festungsrelikten aus den beiden Weltkriegen und den
Spuren einer Peilanlage der Luftwaffe. Dem Einwand, Westwallbunker sprengten den Rahmen der
Kleindenkmale, begegnet Oliver Uthe im Vorwort mit einem Plädoyer für großzügige Auslegung.
Die Gewährsleute trugen sprechende Zeugnisse aus der Arbeitswelt vergangener Zeiten zu den
Themen „Landwirtschaft44, „Wald und Weinbau", „Bewässerung44 sowie „Transport und Verkehr44
177
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0179