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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0181
bieten; gipfelt doch der kurze Forschungsbericht Merkles in der Feststellung: „Nach einer Biografie
sucht man vergebens" (S. 9). Was den Umfang, die Ausführlichkeit der Darstellung und die
zugrunde liegenden Quellenstudien angeht, wird die Veröffentlichung diesem Anspruch auch weitgehend
gerecht.

Sehr detailreich beschreibt Merkle das Leben des 1679 geborenen Fürsten von seiner Herkunft
und Kindheit über verschiedene Stationen seines Lebens bis zu seinem Tod unter wiederhohlten
diefen Seüffzern (S. 184) am 12. Mai 1738. Dabei sei die scheinbare Nebensächlichkeit der bewuss-
ten Reflexion von Namensschreibweisen (wieso wird der Name des Markgrafen mit „C", derjenige
seiner Stadtgründung mit „K" geschrieben?) positiv hervorgehoben (Anm. 14, S. 195). Die chronologische
Darstellung ist in die Kapitel „Erbprinzenjahre (1679-1709)", „Noch herrscht Krieg
(1709-1714)", „Volle Kraft voraus (1714-1732)", „Tiefschläge (1732-1738)" und „Was bleibt?"
unterteilt. Anschaulich werden die Beschränkungen des kleinen Fürstentums beschrieben (dazu
eine Landkarte, die die Markgrafschaft Baden-Durlach „im Umriss des heutigen Badens" zeigt, S.
55): lebten doch „auf dem Territorium nur rund 47.000 Einwohner" (S. 192) - ein Faktor, der die
Handlungsspielräume des Fürsten stark einengte; außerdem wird als weiterer Faktor, der Carl Wilhelms
Regierungszeit mitbestimmte, die fast permanente Verwicklung in kriegerische Auseinandersetzungen
der mächtigen Nachbarn geschildert. In mehrfacher Hinsicht wird aber auch deutlich,
dass die Leistungen seines heute bekannteren Enkels Carl Friedrich, der beachtliche 73 Jahre im
Amt war, und auf den die territoriale Entwicklung Badens in mehreren Schritten seit 1771 zurück
geführt wird, ohne die Vorarbeit des Großvaters nicht denkbar gewesen wäre. Abgesehen von der
Darstellung der historischen Entwicklung enthält Merkles Arbeit verschiedene Kapitel und Abschnitte
, die je nach Erkenntnisinteresse zum Beispiel für Themen wie das historische Phänomen
der Huldigung (S. 58ff.), die Alchemie (S. 130ff.), den Gartenbau (u.a. S. 81, lOlf. und 164f.) und
für das Hofleben (S. 117ff.) von Interesse sind. Selbstverständlich wird ausführlich der Planung
und Gründung der Stadt Karlsruhe gedacht (u.a. S. 94ff. und 123ff.). Und unvermeidlich bei der
Persönlichkeit Carl Wilhelms: Seine Beziehung zu der Geliebten Eberhardine Luise von und zu
Massenbach und seine Ausschweifungen mit jungen Hof Sängerinnen werden ausführlich thematisiert
. Bei der Lektüre fällt ein zuweilen abrupter Wechsel zwischen dem ansonsten sachlichen Ton
und eingestreuten saloppen Formulierungen auf, zum Beispiel trifft man auf Spekulationen über
„das Getuschel der Durlacher", denen der Verfasser spekulativ Gedanken wie „Ledig. Ein Kind.
Der Vater? Der Markgraf!? Die arme Markgräfin!" unterstellt (S. 73).

Bei der Charakterisierung des Markgrafen darf eine Beschreibung nach der heutigen Astrologie
als Wassermann auf der Basis von „Astroservice.com" nicht fehlen (S. 14), und die Regelungen zur
Absicherung seiner Dienerschaft werden als „eine Art Jobgarantie" aufgefasst (S. 183). Auch anachronistische
Kapitelüberschriften wie „Volle Kraft voraus" (S. 94) oder „Eine Scheinehe? - nein
danke" (S. 90) gehören zum stilistischen Spektrum. Solche kleineren Einschränkungen schmälern
allerdings nicht die positive Gesamteinschätzung der Arbeit. Der Anmerkungsapparat führt aus
naheliegenden Gründen zahlreiche Quellenbelege aus den Beständen des Generallandesarchivs
Karlsruhe auf. Die Darstellung wird ergänzt durch zahlreiche, zum Teil farbige Abbildungen, durch
eine Stammtafel Carl Wilhelms, eine Zeittafel sowie ein Verzeichnis der „natürlichen" Kinder Carl
Wilhelms (d.h. der 33 außerehelichen Kinder des Markgrafen), ein Literaturverzeichnis und ein
Personenregister. Auch angesichts der guten Ausstattung des Hardcoverbandes ist der Preis als vergleichsweise
günstig anzusehen. Johannes Mangei

Thorsten Metzner: Vom Leben auf kleinem Fuß. Zur Geschichte von Mietersheim in Baden,
Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher u.a. 2012, 368 S., 59 Abb.

„Man war arm, aber nicht verelendet" in der kleinen Gemeinde Mietersheim. Kleinbauern und
Taglöhner lebten hier; Arbeiterbauern und Arbeiter wurden sie in den Jahrzehnten vor dem Ersten
Weltkrieg dank der Industrie in der benachbarten Stadt Lahr. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg ü-
berschritt die Bevölkerungszahl die Tausendermarke. Thorsten Mietzner legt eine bemerkenswerte
Ortsgeschichte vor auf reicher Quellen- und Literaturbasis, gut dokumentiert im wissenschaftlichen
Apparat und schon von daher ein Leitfaden für Laienforscher in Sachen Ortsgeschichte. Vorbildlich

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