http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0022
sein kann. Ein oder zwei Wandscherben (außer einer verwitterten Terra sigillata-Scherbe der
Römerzeit) sind auffallend sandig gemagert. Eine Datierung zwischen dem 10. und frühen 12.
Jahrhundert erscheint denkbar, lässt sich jedoch mangels Randscherben oder Vergleichsfunden
in der unmittelbaren Umgebung derzeit nicht genauer präzisieren. Sie sind bisher die einzigen
Fundstücke, die sich offenbar auf die Burgruine beziehen lassen.
Diese Hinweise auf die frühe Datierung stehen im Widerspruch zu den späten Schriftquellen.
Zur Diskussion gestellt sei daher die Vermutung, dass sich das einmal erwähnte burgsäss auf eine
Burg - womöglich eine Niederungsburg - an anderer Stelle in der näheren Umgebung beziehen
könnte. Die Bezeichnung „Dellingen" würde sich dann auf diese noch zu suchende Anlage beziehen
. Damit ist unsicher, ob die Höhenburg wirklich „Dellingen" hieß. Aufgrund der Nähe
zum Ort Waldhausen könnte sie immerhin auch „Waldhausen" geheißen haben. Zwischen 1094
und 1140 ist eine Adelsfamilie „von Waldhausen" belegt. Sie wird bisher auf einen Ort Waldhausen
bei Villingen bezogen. Zu prüfen wäre künftig, ob sie sich nicht vielleicht hier auf der „Burg
Dellingen" verorten lassen könnte.
Am Rand ist noch auf die ursprünglich vermutlich den Zähringern zuzuweisende Burg Fürstenberg
(Stadt Hüfingen, Schwarzwald-Baar-Kreis) einzugehen. Sie ist erstmals 1175 mit dux
occupavit Fürstenberg während eines Krieges mit den Zollern genannt. Ein ausgedehntes Survey
auf dem Berg erbrachte kürzlich Fundmaterial des 12. und frühen 13. Jahrhunderts. Die Ergebnisse
sind auf den Tafeln eines neuen Lehrpfades dargestellt und auch veröffentlicht.27
Hinweise auf große, jedoch völlig verebnete Motten bei Hüfingen und Löffingen sind derzeit
noch diffus und nicht genauer datierbar. Der Survey auf der Baar wird vom Verfasser in den
nächsten Jahren fortgesetzt.
Die oben genannte Untersuchung einiger ausgewählter Burgen auf der Baar und im östlichen
Schwarzwald erbrachte unerwartete Ergebnisse. Zindelstein und Warenburg hielten der Überprüfung
hinsichtlich einer zähringerzeitlichen Datierung nicht stand. Besonders im Fall der Warenburg
wird es nun Aufgabe der Geschichtswissenschaft sein, das Umfeld und die Konfliktlage des
frühen bis mittleren 13. Jahrhunderts im Raum Villingen zu beleuchten. In dieser Zeit dürfte die
Warenburg errichtet worden sein.
Lediglich die Kirnburg lieferte einige Indizien für eine zähringerzeitliche Datierung. Hingegen
kommen zukünftig einige bisher wenig beachtete Burgen in den Fokus, die frühe Funde
erbrachten oder aufgrund ihrer Baustrukturen verdächtig sind.
78 Jahre nach der verdienstvollen Veröffentlichung durch Karl Siegfried Bader sind nun endlich
einige Fortschritte bei der Burgenforschung auf der Baar zu verzeichnen.
Die Auswertung der Funde des Surveys zeigt, dass durch Geländeprospektion Hypothesen
überprüft und wichtige landesgeschichtliche Ergebnisse gewonnen werden können.
Heiko Wagner, Von der Steinzeit zur Stadt. „Von der Steinzeit zur Stadt. Neue Forschungen zur Besiedlungsgeschichte
des Fürstenbergs" in: Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der
Baar in Donaueschingen 57 (2014), S. 33-62. In Vorbereitung für Fundberichte aus Baden-Württemberg 35
(2014/15).
20
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0022