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geschlossene Bebauung aufwies, sondern zwischen den einzelnen Häusern größere unbebaute
Flächen lagen."14

Wahrscheinlich hat es einzelne, verstreut liegende Gehöfte außerhalb der Stadtmauer gegeben
, die im Laufe der Zeit untergegangen sind, es müssen aber kein ganzes Dorf oder große Teile
davon verschwinden, damit es Platz für Äcker und Gärten im nidern dorfe gibt.

Das Niederdorf als drittes Dorf

Es ist dann Werner Noack, Direktor des Augustinermuseums in Freiburg, der 1939 erstmals
in aller Deutlichkeit von drei Siedlungskernen spricht. In seinem kunsthistorischen Beitrag im
Sammelband „Der Kaiserstuhl" geht er kurz auf die Stadtanlage Endingens ein; indem er den
Andlauischen Fronhof-Komplex und das Niederdorf für zwei unterschiedliche Siedlungen hält,
kommt er auf insgesamt drei: „Es liegen also drei ältere Siedlungskerne vor: der Fronhof mit der
Peterskirche, Oberendingen um die Martinskirche, und das Niederdorf."15 Und da in jedes Dorf
eine Kirche gehört, mutmaßt er, die Niederdorf-Kirche könnte jene Clemenskirche gewesen sein,
die nur ein einziges Mal in einer Kirchenliste des Klosters Einsiedeln erwähnt wird.

„Diese drei Kerne wurden bei der Anlage der Stadt durch die Herren von Usenberg zusammengefaßt
. Oberendingen und die Fronhofsiedlung wurden vollständig in sie aufgenommen,
[...] vom Niederdorf kommt aber nur der südlichste Teil zur Stadt, während der größere nördliche
Teil außerhalb bleibt und durch Abzug der Bewohner in die Stadt bald wüst wird."16 Was den
„Städtebauer" Hesso IV von Osenberg um 1300 dazu bewogen haben sollte, ein ganzes Dorf außen
vor zu lassen, als er Endingen zur Stadt machte und ummauern ließ, fragt sich Noack nicht.

Als Anhaltspunkte dafür, dass es dieses dritte, später öd gefallene Dorf gegeben hat, nennt
Noack die alte Landstraße von Riegel nach Königschaffhausen, die „500 Meter nördlich der
heutigen Straße" verlief und die 1939 noch „in Resten" vorhanden gewesen sei. In dem von ihm
gezeichneten Plan verläuft sie auf der Höhe der heutigen Lang-Straße. Doch während Abschnitte
der Römerstraße etwas weiter nordöstlich zutage kamen, ist von einer Landstraße auf dieser
Höhe nichts überliefert. Wäre das Niederdorf tatsächlich verkehrsgünstig an einer alten Landstraße
gelegen, wäre seine Ausklammerung aus der Stadt noch fragwürdiger (Abb. 3).

Den gekrümmten Verlauf des Dorfgrabens wertet Noack als nördliche Dorfgrenze, und in
den seinerzeitigen Wegen und Grundstücksgrenzen sieht er mittelalterliche Dorfstraßen, die sich
erhalten haben, ohne das allerdings im Einzelnen zu zeigen. Doch selbst wenn das System der
Feldwege und die Parzellierung auffällig wären, könnte das ganz allein von der überwiegenden
Nutzung als Gärten kommen, die kleinteiliger angelegt sind als Acker; die Existenz eines Dorfes
wird dadurch jedenfalls nicht belegt, hierzu wären weiträumige Siedlungsfunde nötig. Archäologische
Funde sind zu diesem Zeitpunkt aber überhaupt keine bekannt. Zuletzt bleibt also nur
noch der Gewann-Name „Niederdorf' als Indiz.

1941 wiederholt Noack diese Ansicht von den drei Siedlungskernen und dem untergegangenen
Niederdorf im Jahresband der Oberrheinischen Heimat,17 und so nicht nur einmal, sondern
zweimal von ihrem Vater in die Welt gesetzt, wird die Idee des untergegangenen Niederdorfs
nördlich der Bahnlinie von niemandem mehr angezweifelt.

Treffeisen (wie Anm. 1), S. 69.

Werner Noack: Weltliche Kunstdenkmäler, in: Der Kaiserstuhl. Landschaft und Volkstum, hg. vom
Alemannischen Institut Freiburg, Freiburg 1939, S. 139-152, zu Endingen S. 146.
Ebd., S. 146.

Werner Noack: Die mittelalterlichen Städte im Breisgau, in: Oberrheinische Heimat 28 (1941), S. 173-
200, zu Endingen S. 193f.

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