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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0031
Zum Untergang des Niederdorfs im Zuge der Endinger Stadtwerdung hat Futterer ganz eigene
Vorstellungen. Neben der angeblich ältesten Siedlung, dem Niederdorf, kennt Futterer nur den
Fronhof; das obere Endingen um die Martinskirche gibt es bei ihm noch nicht. Um 1200 hätten
die Üsenberger dann auf der bis dahin unbesiedelten Erhöhung einen ummauerten Marktflek-
ken gegründet, Ober-Endingen, und die Leute von unten dahin abgezogen: „Man wird den Umsiedlern
Freiheiten, Erleichterungen, besseres Fortkommen, besonders aber Schutz versprochen
haben", stellt er sich vor. Und so steht für ihn fest: „Die Bewohner im nördlichen und größten
Teil des Niederdorfs verließen ihre dürftigen Häuslein und offenen Plätze, wo sie so oft von
der Bosheit der Menschen und der Wildheit der Natur bedroht waren, und zogen ins gesicherte
Oberdorf."22

Bei dem Wegzug nahmen diese angeblich auch den Ortsnamen „Endingen" mit, sodass das
bisherige Ur-Endingen unten in der Ebene einen neuen bekommen musste: „Niederdorf'. Auch
wenn Futterer seine Visionen stellenweise so vorträgt, als wären es erwiesene Tatsachen, sind es
doch nur märchenhaft klingende, wenig plausible Hypothesen, weshalb die eingangs genannten
Autoren dann auch an Noacks Modell von drei Siedlungen gleichzeitig festhielten.

Wo der Gewann-Name „Niederdorf' herkommt

Als Werner Noack 1939 und 1941 den dritten Endinger Siedlungskern „Niederdorf' nördlich der
Bahnlinie propagiert, sind in diesem Gebiet noch keine archäologischen Funde gemacht worden,
aufgrund derer ein abgegangenes Dorf zu lokalisieren gewesen wäre. Von Noacks Indizien ist
nur der „Gewannamen Niederdorf' übrig geblieben, und der findet sich tatsächlich im Endinger
Gemarkungsatlas nördlich der Stadt eingetragen.

Im Vorbericht zum Atlas lesen wir, dass „die Feststellung der Grenzen" in Endingen 1862
begonnen habe und die Vermessung im September 1867 beendigt war; das Kartenwerk selbst
entstand in den Jahren 1864 bis 1871 und war bis 1950 gültig.

Auf insgesamt 56 Plänen ist die Endinger Gemarkung dargestellt: Die ersten 4 zeigen den
bebauten Ortsetter, Pläne 5 und 6 das Gebiet „Niederdorf'. Vorangestellt ist ein Ubersichtsplan
über die gesamte Gemarkung im Maßstab 1:10.000, der auch einzeln als Lithografie in Färb- und
Schwarz-Druck hergestellt und verbreitet wurde und der eine Vielzahl von Flurnamen überliefert
, darunter eben auch den des Niederdorfs nördlich der Stadt (Abb. 5).

Nun sind Gewannnamen - mündlich von Generation zu Generation weitergegeben - oft uralt
und können dann manchmal tatsächlich Hinweise auf frühere Zeiten geben. So sehen wir in der
Endinger Ortsbezeichnung „Fronhof' die Erinnerung an den Fron- oder Herrenhof des Klosters
Andlau und in der Bezeichnung „Auf dem Hof' den Hinweis auf den Hof des Klosters Einsiedeln
. Warum sollte also nicht der Name „Niederdorf' ein Indiz für ein abgegangenes Dorf an
jener Stelle sein?

Der badische Übersichtsplan von 1871 ist zwar die erste Karte, auf der ein „Niederdorf4
nördlich der Stadt erscheint, er ist aber nicht die älteste Darstellung der Endinger Gemarkung.
Bereits 1769 hatte die vorderösterreichische Regierung mit Sitz in Freiburg den Gemeinden in
ihrer Zuständigkeit die Aufgabe zugewiesen, die jeweiligen Gemarkungen vermessen zu lassen.

Ebd., S. 9f.

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