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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0035
mitgeteilt worden ist. Gerhard Fingerlin, viele Jahre Leiter der Außenstelle Freiburg, setzt mit
Hinweis auf Noack die Existenz des Niederdorfs voraus, lässt „die alte römische Trasse" dasselbe
„berühren" und zitiert - mit Verweis auf eine unpublizierte Grabung des Landesdenkmalamtes
1971 - vage „Siedlungsspuren" zur Datierung: „Siedlungsspuren der ausgehenden Merowinger-
zeit belegen seinen frühen Beginn."24 Später präzisiert er: „Siedlungsspuren der jüngeren Mero-
wingerzeit in Form von Gruben und keramischen Funden" und „Spuren von Holzgebäuden".25
Über Umfang und Verteilung erfahren wir nichts.

Michael Hoeper bietet in seiner 1994 abgeschlossenen und 2001 publizierten Dissertation über
die „Alamannische Siedlungsgeschichte im Breisgau" für jede der 134 untersuchten Ortschaften
einen kompletten Fundstellenkatalog der Relikte aus der Völkerwanderungszeit und dem frühen
Mittelalter. Neben den Gräberfeldern „Diehl" und „Burg" (Bürk, Birk) und einem Einzelgrab im
Erletal ist das „Niederdorf' Fundplatz Nr. 4 und die einzige Siedlung: „1969: in einer Baugrube
des Neubaugebietes Siedlungsspuren der späten Merowingerzeit. / Dat.: 2. Hälfte 7. Jh."26 Über
Art, Umfang und Verteilung dieser „Siedlungsspuren" wird auch bei ihm nichts gesagt.

Dass Hoeper als Archäologe nicht die geschichtliche Überlieferung aller Orte überprüfen
kann, versteht sich von selbst. Umso erstaunlicher ist es, dass er im Falle von Endingen über das
von Noack Behauptete hinausgeht: „Der heutige Ort läßt sich aufgrund der urkundlichen Erwähnung
von drei Kirchen auf drei mittelalterliche Siedlungskerne zurückfuhren", neben den Siedlungen
um St. Peter und St. Martin „liegt im Norden ein weiterer Siedlungsbereich - das Niederdorf
(belegt als Flurname) [sie] mit seiner St.-Clemens-Kapelle (erstmals im 10. Jh. genannt)".27

Bei Noack war es noch eine Vermutung gewesen, dass die ein einziges Mal erwähnte Clemenskirche
die Kirche des Niederdorfs gewesen sein könnte, bei Hoeper ist die Kirche zur
Kapelle geschrumpft, aber aus ihrer Lokalisierung im Niederdorf scheinbar eine Tatsache geworden
, ohne dass er dafür ein archäologisches oder sonstiges Beweisstück erbracht hätte. Er
schreibt von „der für das Niederdorf belegten St.-Clemens-Kapelle", muss jedoch den Beleg
für die Lokalisierung schuldig bleiben, weil es ihn nicht gibt. In der Einsiedler Kirchenliste, wie
Futterer sie in seiner Dissertation von 1949 wiedergibt, stehen lediglich die Weihetage von 17
Kirchen, an erster Stelle: XK(a)l(endas) FEB(RUARII) Dedicat(io) basilicae s(an)c(t)i Clemen-
tis In Endinga.2S Nichts Weiteres ist überliefert.29

Madeleine Chätelet befasst sich in ihrem umfassenden Werk über die Keramik des frühen
Mittelalters in der südlichen Oberrhein-Ebene nicht mit der lokalen Siedlungsgeschichte, sondern
konstruiert auf der Basis von 107 Bestattungsstätten und 55 Siedlungsplätzen ein regionales
und zeitliches Raster; Endingen ist mit dem Gräberfeld „Diel" und der Siedlung „Niederdorf'
vertreten. Für Letztere nennt sie 14 Bodenbefunde, die 1969 ergraben worden sind, bei zweien
fanden sich 25 Scherben, aufgrund derer sie den Fundplatz in Phase Süd-Ost 3 einordnet, die

Gerhard Fingerlin: Kastellorte und Römerstraßen im frühmittelalterlichen Siedlungsbild des Kaiserstuhls.
Archäologische Aspekte fränkischer Herrschaftssicherung im südlichen Oberrheintal, in: Von der
Spätantike zum frühen Mittelalter. Aktuelle Probleme in historischer und archäologischer Sicht, hg. von
Joachim Werner und Eugen Ewig, Sigmaringen 1979, S. 379-410, zu Endingen S. 402f.

25 Fingerlin (wie Anm. 3), S. 95; Fingerlin (wie Anm. 1), S. 27.

26 Hoeper (wie Anm. 4), S. 218ff.

27 Ebd.

Adolf Futterer: Zur Datierung der beiden Kirchenverzeichnisse in den Einsiedler Codices 29 und 319. Ein
Beitrag zur Fruehgeschichte einiger Breisgauer und Schweizer Kirchenpatrozinien, Diss., Freiburg 1949, S.
14.

Dass es sich bei Endinga um Endingen am Kaiserstuhl handelt, ergibt sich daraus, dass auch das benachbarte
Riegel genannt wird, und zwar mit vier Kirchen und Kapellen.

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