http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0040
Die erste Generation
Arje bar Avigdor ha-Levi
Im linken unteren Feld, dem ältesten Teil des jüdischen Friedhofs in Sulzburg, steht ein Grabstein,
auf dem zwei ungelenk eingemeißelte Symbole auffallen. Man erkennt die Umrisse einer flachen
Schale auf einem einfachen Fuß, rechts daneben die Linien einer Schnabelkanne, beides
Zeichen, dass dies der Grabstein eines Leviten ist (Abb. 1).
Abb. 1
Jüdischer Friedhof in Sulzburg, Grab Nr. 249, Arje
bar Avigdor ha-Levi, gest. 4. August 1773 (Foto: Rolf
Schuhbauer).
Im Gegensatz zu diesen kunstlosen Gravuren sind die Buchstaben der hebräischen Inschrift
sorgfältig, fast kalligrafisch ausgeführt. Im Bogenfeld über den beiden Symbolen ist das
Sterbedatum angegeben, „Tag fünfzehn im [Monat] Aw 533 nach der kleinen Zählung", der nach
dem gregorianischen Kalender dem 4. August 1773 entspricht. Unter den Symbolen steht: „Hier
liegt geborgen ein weiser Mann, ein vollkommener Gerechter, der Herr Arje, Sohn des Lehrers
Rabbi Avigdor ha-Levi, von Müllheim, gestorben und begraben mit gutem Namen. Er ging in
seine Welt am oben genannten Tag. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."1
Dieser Grabstein legt Zeugnis ab über den Ursprung der Familie Levi Mager. Sie war in
Müllheim und Badenweiler für die rituellen und gesellschaftlichen Belange über die jüdische
Gemeinde hinaus während sieben Generationen rund zweihundert Jahre lang von Bedeutung.
Durch Verfolgung, Vertreibung, Deportation und Tod ist sie ein Opfer des nationalsozialistischen
Judenhasses geworden.2
Günter Boll: Jüdisches Leben in Müllheim, in: Das Markgräflerland 1997/Heft 2, S. 84-93.
Rolf Schuhbauer: Nehmt dieses kleine Heimatstück, Eggingen 2001. Kapitel „Mit Rücksicht auf den zu
erwartenden Besuch ausländischer Gäste" und „Ein Sechsmädelhaus".
38
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0040