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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0045
Eine weitere Neuerung bestimmte, dass die Pfarrämter der Orte, in denen Juden lebten, wie
eingangs erwähnt, sogenannte „Standeslisten der Israeliten" zu fuhren hätten, in denen Geburten,
Hochzeiten und Todesfälle einzutragen waren. Darin vermerkte der Müllheimer Diakon Friedrich
Sonntag, der den alten Pfarrer Oswald Dreuttel vertrat, in seiner Zusammenstellung der im Jahr
1812 verstorbenen jüdischen Gemeindemitglieder:

Im Jahr 1812 ist in hiesiger Gemeine [sie!] zu Müllheim den 3-ten September morgens um 4
Uhr gestorben und dem 4-ten vormittags um 10 Uhr [in Sulzburg] begraben worden
Esther Weilin, Ehefrau des Schutzbürgers David Levi Mager Alt 71 Jahre.
Zeugen 1. Vorsteher Jung Mayer Zivi von hier, 2. Alt Mayer Zivi von hier
Bestätigung des wirklichen Todes: T. N.N.
T. Friedrich Sonntag.23

Ihr Grabstein auf dem Sulzburger Friedhof trägt die Inschrift:

Hier ist geborgen / eine tüchtige Frau / die fromme Frau / Esther Tochter des Schmuel /
Gattin des David Segal / aus Müllheim gestorben / am 13. begraben am 14. Tag des Tischri
/ 573 nach der kleinen Zählung Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.

Der 13. Tischri 5573 entspricht nach dem Gregorianischen Kalender dem 20. September 1812.
Die fehlende Ubereinstimmung mit der Eintragung in der Standesliste ist nicht erklärbar, sie ist
aber dann bei ihrem Mann David noch weit auffallender.

David überlebte seine Frau noch um vier Jahre, und derselbe Diakon Friedrich Sonntag
schrieb in seiner Zusammenstellung der im Jahr 1816 verstorbenen Juden:

1816 ist in der jüdischen Gemeine [sie!] zu Müllheim den 18-ten Februar vormittags um 10
Uhr gestorben und den 19-ten vormittags 10 Uhr [in Sulzburg] begraben worden
David Levi Mager, Schutzbürger, Alter 86 Jahre.
Zeugen: 1. Vorsinger Salomon Hayum

2. Benjamin Levi Mager

T.FS.24

Ganz so alt war er sicher nicht geworden, denn sonst könnte Elisabetha nicht seine Mutter gewesen
sein. Während David mit der Grabinschrift für Arje ha-Levi seines Vaters noch mit vielen
ehrenden Worten gedachte, wurde auf seinem eigenen Grabstein nur lapidar mitgeteilt (Abb. 3):

„Hier liegt geborgen ein aufrechter Mann,

der ehrwürdige David, Sohn des Herrn Arje Segal.

Er verschied und wurde begraben am 5. Tag des Tewet 577 nach der kleinen Zählung.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. "25

Obwohl die beiden Todesfälle fast vier Jahre auseinander liegen und die Gräber sehr weit von
einander entfernt sind, haben die Grabsteine von Esther und David genau die gleiche Form.

23 StAF, L 10 Nr. 3335.

24 Ebd.

Übersetzung der Inschrift von Günter Boll. Das Kurzwort „Segal" steht für „Segan Levija" und bedeutet
Vorsteher der Levitenschaft.

25

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