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Mit der schnell anwachsenden jüdischen Gemeinde nach der Erhebung Müllheims zur Stadt
und zum Amtssitz bekam auch Davids Seifenproduktion stetigen Auftrieb. War sie zunächst ein
Familienbetrieb, so entwickelte sie sich in einer Weise, dass man von einer Manufaktur sprechen
konnte. Im Oktober 1854 konnten er und Matel gemeinsam für 640 Gulden von einer Basler
Witwe ein einstöckiges Wohnhaus „Im Chalampe"31 mit einem recht großen Hof und Garten
erwerben, das er alsbald aufstocken und um einen Anbau mit Keller, um Stallungen, Waschhaus
und Magazin erweitern ließ. Es war dies jetzt ein Anwesen geworden, das durch seine Nähe zum
Klemmbach bestens für Davids Gewerbe geeignet war.
David beließ es aber nicht beim Seifensieden. Im Jahr 1863 war er im Pfarramt, um die
Geburt eines Kindes aus einer benachbarten Familie anzuzeigen. Im Zeugenvermerk der
Standesliste steht nun David Levi Mager, Gemeindewirth.32 Er habe eine Garküch betrieben,
so die Familientradition viele Generationen später. Wo diese gewesen sein mag, ist nicht sicher.
Möglicherweise war sie ebenfalls zunächst im Anwesen „Im Chalampe". Doch benutzte er auch
das neue Privileg der vollständigen bürgerrechtlichen Gleichstellung von 1864, um im selben
Jahr noch im Kurort Badenweiler eine „Judenwirtschaft nebst Wohnungen" zu gründen, „die
sich in Folge der guten Einrichtung und soliden Bedienung, die man da fand, eines erfreulichen
Fortgangs rühmen konnte".33 Gleichzeitig inserierte David in der Zeitschrift „Der Israelit":
„Badenweiler Empfehlung.
Der Unterzeichnete empfiehlt hiermit seine in Badenweiler, Großherzogtum Baden, neu
eingerichtete israelitische Gastwirtschaft dem geehrten Publikum unter Zusicherung reeller
und prompter Bedienung. Geräumige und wohl ausmöblierte Zimmer mit der herrlichsten
Aussicht ins Rhein- und Weilertal stehen zur stündlichen Benutzung jederzeit offen,
David Levi Mager."34
Schon ein Jahr später inseriert er wieder. Das Haus, das jetzt erstmals „Hotel Levi" genannt wird,
sei um das Doppelte vergrößert, habe etwa 25 mit allem Komfort eingerichtete Zimmer.35 Für die
Finanzierung hatten er und Matel ihr Müllheimer Anwesen für 4000 Gulden verkauft.36 Es ist anzunehmen
, dass es sich bei dem „Hotel Levi" bereits um das Gebäude in der heutigen Luisenstraße
handelt, das später „Hotel und Pension Levy", und in einer Anzeige von 1898 „Hotel und Pension
Bellevue" genannt wird. Mit letzter Gewissheit ließ sich das nicht feststellen, denn die älteste
Grundbuchurkunde, bei der es sich um die Vergrößerung des Speisesaales handelt und die dem
heutigen Besitzer der Immobilie vorliegt, stammt aus dem Jahr 1896. Da waren David und Matel
längst nach Freiburg übergesiedelt und hatten in der Merianstraße 8 in der Stadtmitte eine Wohnung
bezogen, wo sie am 23. Oktober 1892 die Goldene Hochzeit feiern konnten.37
David starb am 24. Januar 1900. Seine Grabinschrift lautet übersetzt (Abb. 5): „Hier liegt begraben
David, Sohn Samuels des Leviten. Alt war er, aber seine Lebenskraft war nicht gewichen.
Den Weg der Redlichen beging er. Levi schloss sich dem Ewigen an. Seine Seele sei eingebunden
im Bündel der Lebendigen."
Wohn- und Gewerbebezirk in der oberen Mühlenstraße. Nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen
elsässischen Gemeinde, StadtAM und Grundbuchamt Müllheim, Betr. Lgb. Nr. 566.
32 StAF, L 10 Nr. 3334 und 3335.
Gustav Wever: Chronik der Vogtei Badenweiler, Badenweiler 1869.
34 http://www.alemannia-judaica.de/badenweiler_Jued_geschichte.
35 Ebd.
36 StadtAM und Grundbuchamt Müllheim, Betr. Lgb. Nr. 566.
37 Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), Einwohnermeldekartei.
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