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Abraham wurde als Kantor ausgebildet. Seine erste Stelle als Vorsänger und Lehrer fand er im
badischen Frankenland in Krautheim. In dieser Zeit heiratete er Babette Gottlob aus Dittigheim
bei Tauberbischofsheim. In gleicher Funktion war er anschließend in Weingarten tätig. Noch in
Krautheim kam sein Sohn David (geboren am 10. August 1853) und in Weingarten seine Tochter
Jeannette (geboren am 04. Oktober 1856)40 zur Welt. Es fällt auf, dass sich die Eltern bei ihrer
Namenswahl an den Namen der väterlichen Linie orientierten.
Nach 1856 kam er als Vorsänger und Religionslehrer nach Müllheim, wo er an der jüdischen
Schule unterrichtete. Ab dem 12. Mai 1871 wurde die Volksschule konfessionell gemischt geführt
. Da die dafür vorgesehene israelitische Lehrerstelle bis zum Frühjahr 1872 unbesetzt blieb,
übernahm in dieser Zeit Abraham den Religionsunterricht für die jüdischen Schüler.
Dem Zeitgeist entsprechend begannen die Müllheimer Juden sich am Vereinsleben der
Stadt zu beteiligen. Einen Anfang machten sie mit der 1869 erfolgten Gründung des jüdischen
Gesangvereins „Frohsinn", dessen Gründungsmitglied und erster Vorstand Abraham Levi Mager
wurde.41 Wann Abraham Levi Mager in den folgenden Jahren Müllheim mit seiner Familie wieder
verließ und wo er sich niederließ, ist leider nicht bekannt.
Die fünfte Generation
Badenweiler Linie: Jomtov bar David ha-Levi
Als dem Ehepaar David und Matel Levi Mager nach zwei Mädchen am 8. Juli 1848 ein Sohn
geboren wurde, nannte es ihn nach Matels Vater Liebmann. Der dem entsprechende hebräische
Namen, den der Knabe bei seiner Beschneidung erhielt, war Jomtov, Jomtov bar David. Liebmann
blieb der einzige Sohn des Ehepaares, denn nach ihm kamen drei weitere Töchter zur Welt.
Liebmann war zwölf Jahre alt, als der Vater das Hotel in Badenweiler gründete, und so war
es der natürliche Wunsch der Eltern, dass er einmal das Hotel übernehmen sollte. Entsprechend
wurde er darauf auch vorbereitet. Zu orthodoxer Religiosität erzogen, achtete er streng auf die
Einhaltung aller rituellen Regeln, die zur Führung eines koscheren Hauses gehören. Darüber hinaus
wurde er zum Mohel und Schochet ausgebildet. Er durfte also bei neugeborenen Knaben die
Beschneidung vornehmen und Tiere Schächten, was er im Wesentlichen nur für den Fleischbedarf
der Hotelküche tat.
1876 heiratete er Frommet bath Jaakov, die Tochter des Jakob Bloch aus Müllheim, die Fanny
genannt wurde. Sie wurde am 31. Oktober 1855 geboren, der Vater war Viehhändler gewesen,
die Mutter, eine geborene Wahl, stammte aus Mülhausen im Elsass. Es gibt in der Familie Levi
Mager Parallelen in den Biografien über die Generationen hinweg. Auch Fannys Vater Jakob
starb schon früh, gerade als Fanny zwölf Jahre alt geworden war. So war vielleicht diese eheliche
Verbindung mit der Halbwaise auch eine „Mitzwe". Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor. Das
älteste Kind wurde am 26. Juni 1877 geboren. Es war ein Junge, der bei seiner Beschneidung den
Namen von Fannys Vater erhielt: „Jaakov bar Jomtov". Auch hier wird bei der Namensgebung
die Parallelität zur vorhergehenden Generation deutlich. In das Geburtenbuch des Standesamts
wurde für den Knaben der „bürgerliche" Namen „Julius" eingetragen. Danach wurden noch die
drei Mädchen Emma, Flora und Ida geboren.42
StAF, L 10 Nr. 3335.
Sievert (wie Anm. 3), S. 249 und 309. Siehe auch Kahn (wie Anm. 4), S. 151.
Standesamt Müllheim, Emma, geb. 1878, Flora, geb. 1881, und Ida, geb. 1885, gest. 1886.
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