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hnstation im Bad. Schwarzwald. ^

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Streng koscheres Hotel mit fem eingerichteren
Fremdenzimmern, grossen Speisesälen mit grosser Terrasse
. Beste Gelegenheit zum Abhalten von Hochseiten
, hei billigster Berechnimg. Bäder, Milch
und Molken im Hause. Gute Küche und reine Weine.
Eigene Schul. Schochet und Chaisen. (2461

Frau Levy Mager* Besitzerin.

NB. Auf Wunsch ertheHen orthodoxe Rab-
binen Referenzen.

Abb. 7 Anzeige in der Zeitschrift „Der Israelit" vom 28. April 1898. Das „Hotel & Pension Bellevue"
ist bis heute nahezu unverändert. Im Terrassenvorbau des ehemaligen Speisesaales sind heute
Läden untergebracht (Vorlage: www. alemannia-judaica.de/badenweiler_Jued_geschichte).

Später führte Fanny das Hotel mit Hilfe ihres Sohnes Julius, aber erst am 1. April 1927 übergab
sie ihm Eigentum und Leitung des Hotels unter Zusicherung des lebenslangen unbeschränkten
Wohnrechts und für einen Kaufpreis von 80.000 Reichsmark, die zu ihren Gunsten auf eine
Sicherungshypothek angelegt wurden.

Fanny darf man sich nicht als eine Frau vorstellen, die in einem religiös orthodoxen Umfeld
einem ebensolchen Bild entspricht. Sie war für ihre Zeit emanzipiert, engagiert, modern und
brachte sogar ihren Enkelkindern der Reihe nach im Thermalbad das Schwimmen bei. Die
Erhaltung des Hotels nach dem Tode ihres Mannes war zu ihrem Lebenswerk geworden und sie
blieb auch noch in der Zeit nach der Hotelübergabe dort sehr dominant, was für den Sohn und die
Schwiegertochter nicht immer einfach war.48 Fanny nahm ihr Wohnrecht wahr, bis das Hotel wegen
der Schikanen in der Nazizeit verkauft werden musste. Sie emigrierte mit 83 Jahren - noch
vor der sogenannten „Reichskristallnacht" - am 9. März 1938 nach Straßburg.

In Straßburg lebten nach ihrer Verheiratung die beiden Töchter. Allerdings war Flora schon
ein Jahr nach ihrer Eheschließung mit 39 Jahren an der damals grassierenden sogenannten
„Spanischen Grippe" am 27. Juli 1918 verstorben und in einem Familiengrab auf dem israelitischen
Friedhof in Straßburg-Kronenburg beigesetzt worden. Fanny, die wie viele ihrer Generation
schon zwei Kriege zwischen den Nachbarn am Oberrhein erlebt hatte, musste bei ihrer Tochter
Emma mit dem Ausbruch des dritten Krieges auch die Zerstörung ihres Lebenswerks erfahren.

Da das Elsass Kriegsgebiet zu werden drohte, wurden die Menschen von dort ins Innere
Frankreichs evakuiert, so auch Fanny mit Emmas Familie. Fanny trennte sich von Emmas Familie
und wurde nun bei ihrem Sohn Julius aufgenommen, der inzwischen ebenfalls emigriert war und
mit seiner Familie nach einem Aufenthalt in Mulhouse in Enghien-les-Bains nahe Paris Arbeit
und Wohnung gefunden hatte.49 Als Fanny dort am 9. August 1940 starb, konnte sie nur provisorisch
bestattet werden. Nach dem Krieg veranlassten deshalb ihre überlebenden Angehörigen,
dass ihre sterblichen Überreste in das Familiengrab auf den israelitischen Friedhof in Straßburg-
Kronenburg umgebettet wurden, wo sie nun neben ihrer Tochter Flora ihre letzte Ruhestätte
gefunden hat (Abb. 8).

Diesen Aussagen liegen Mitteilungen ihrer Enkeltochter Marguerite zugrunde.

Auf das Schicksal von Julius und seiner Familie wird im nächsten Kapitel eingegangen.

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