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in Tiergarten im Renchtal, 1891 dann Klosterpfarrer in Baden-Baden, im Kloster zum Heiligen
Grab. Dort ereilte ihn am 2. August 1898 die Wahl zum Erzbischof, nachdem sich zuvor während
einer fast zweijährigen Sedisvakanz Kirche und Staat nicht auf einen allseits akzeptierbaren
Kandidaten hatten einigen können. Thomas Nörber ist somit bis heute der einzige Freiburger
Erzbischof, der es als einfacher Geistlicher auf die bischöfliche Kathedra gebracht hat - alle
anderen waren zuvor als Weihbischof, Professor oder zumindest Domkapitular schon recht weit
oben in der Hierarchie angesiedelt.
Nörbers Wahl war zweifellos ein Kompromiss gewesen, denn die badische Regierung lehnte
alle Kandidaten ab, die staatskirchenpolitisch zu sehr „vorbelastet" waren. Auch ist anzunehmen
, das Domkapitel habe sich bewusst für einen vermeintlich schwachen Oberhirten entschieden
, um dadurch selbst umso mehr Einfluss auf die Regierungsgeschäfte nehmen zu können.
Insbesondere Weihbischof Friedrich Justus Knecht dürfte gehofft haben, seine Stellung als graue
Eminenz hinter einem kränkelnden und kirchenpolitisch unerfahrenen Erzbischof ausbauen zu
können und so der eigentliche Regent der Erzdiözese zu werden. Doch wie so oft kam auch diesmal
alles ganz anders.
Inthronisiert wurde Thomas Nörber am 29. September 1898, und vom ersten Tag seiner
Amtszeit an ergriff er mit starker Hand die Regierung. Auch die früheren gesundheitlichen
Probleme spielten keine Rolle mehr - möglicherweise war er in den ersten knapp drei Jahrzehnten
seines Priesterdaseins einfach permanent unterfordert und kränkelte deswegen? Seine anfänglichen
Befürchtungen, er sei nicht der richtige Mann für diese große Aufgabe, wichen rasch einem
ausgeprägten Sendungsbewusstsein, getragen von der Uberzeugung, dass seine Wahl nichts anderes
als die Verwirklichung des göttlichen Willens sei.
In Nörbers Amtszeit als Erzbischof fielen einige innerkirchlich wie weltpolitisch einschneidende
Ereignisse. Mit den Auseinandersetzungen um das Gesetz über die allgemeine Kirchensteuer
hatte er zwar kaum noch zu tun, sondern er musste lediglich ihre Einführung vollziehen.4 Für
eine der ersten großen Investitionen, die aus Kirchensteuermitteln getätigt wurde, war er jedoch
sehr wohl verantwortlich und wusste sie gegen teilweise heftige Widerstände durchzusetzen: Den
Bau des Ordinariatsgebäudes in den Jahren 1903 bis 1906 (Abb. 2).5 In seiner Regierungszeit
wurden zahlreiche neue Pfarreien und Kuratien sowie die Stadtdekanate Freiburg, Karlsruhe
und Mannheim errichtet. Daneben wurde ein Pensionsfonds für den Klerus gegründet - dass die
Pensionen der Priester und der Kirchenbeamten, anders als die der Staatsbeamten, nicht aus laufenden
Steuermitteln bestritten werden müssen, kommt heute dem Bistumshaushalt sehr zugute.
Auf Nörbers persönliche Initiative ging die Errichtung des Missionsinstituts, des heutigen
Seelsorgeamtes, im Jahr 1911 zurück, und auch bei der endgültigen Institutionalisierung des
Deutschen Caritasverbandes und der Gründung des Freiburger Diözesan-Caritasverbandes nahm
er eine tragende Rolle ein.6 Weiterhin engagierte er sich sehr stark für die Wiederzulassung
von Männerklöstern im Großherzogtum Baden - die Ende 1918 schließlich erreicht war - und
schließlich verdankt ihm auch die Bistumszeitung „Konradsblatt" ihre Existenz. Thomas Nörber
starb am 27. Juli 1920 und wurde am 3. August vor dem Sakramentsaltar im rechten Seitenschiff
des Freiburger Münsters beigesetzt.
Vgl. Paul Kirchhof: Der Auftrag der Kirchen und ihre Finanzierung, in: FDA 121 (2001), S. 189-201.
Vgl. Christoph Schmider: Das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg (Schnell & Steiner, Große Kunstführer
221), Regensburg 2006.
Zu Nörbers Wirken siehe auch Hans-Peter Fischer: Die Freiburger Erzbischofswahlen 1898 und der
Episkopat von Thomas Nörber. Ein Beitrag zur Diözesangeschichte (Forschungen zur Oberrheinischen
Landesgeschichte XLI), Freiburg/München 1997.
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