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Zeitschriften waren sich ebenbürtig.15 Zudem schwand der Einfluss der älteren Mitglieder wie
Fritz Geiges, welche die früheren Unterschiede betont hatten. Geiges hatte sich spätestens mit der
Herausgabe des großen Werkes des BVS „Der mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger
Münsters" mit dem Vorstand überworfen. Dabei ging es um die Finanzierung des Buches. Geiges
wehrte sich gegen die Herausgabe in mehreren Bänden, doch in den Zeiten der Wirtschaftskrise
konnte es nur verwirklicht werden, indem der Verein dafür vier Jahrgänge seiner Zeitschrift einplante
und weil die Stadt, der Münsterbauverein sowiedas Ehrenmitglied Heinrich Brenzinger
unterstützend eingesprungen waren.16
In der Zeit des „Dritten Reiches" ging die weitere Annäherung der Vereine weiter: Man
veranstaltete mehrere Vorträge zusammen und die Vorstandsmitglieder des BVS waren alle auch
im HV vertreten. Aufgrund der fehlenden Mitgliedslisten des BVS lässt sich nur belegen, dass
Joseph Sauer ebenfalls im BVS aktiv als ordentliches Mitglied mitarbeitete. Doch noch immer
existierten gewisse Animositäten, die auf der alten Konkurrenzsituation beruhten.17 Trotz der
weitgehenden Übereinstimmung wurde der BVS bei auswärtigen Historikern in wissenschaftlicher
Hinsicht weiterhin niedriger eingestuft: Der Vortrag in Freiburg ging soweot [sie!] ganz gut
vom Stapel, nur ist es natürlich sehr schwer, dem Schauinsland-Publikum eine nicht ganz leicht
verdauliche Kost schmackhaft zu machen [...] Zur Vorsicht habe ich den Pressebericht in der
Tagespost selbst gemacht, in dem dann das wichtigste kurz zusammengefaßt ist.ls
2. Die nationalsozialistische Machtübernahme in Baden und
Freiburg und ihre Auswirkungen
Nach den gewonnenen Reichstagswahlen vom 5. März 1933 wurde seitens der NSDAP und ihrer
Gliederungen innerhalb kürzester Zeit die rechtsstaatliche Ordnung aufgehoben. In Baden wurde
am 8. März der „Gauleiter" der NSDAP Robert Wagner zum Reichskommissar eingesetzt.19
Noch im März 1933 rekrutierte Wagner eine 500 Mann starke, ihm loyale Hilfspolizeitruppe
aus Mitgliedern von SA, SS und Stahlhelm, welche umfangreiche Verhaftungen oppositioneller
Politiker vornahm.20 Am 11. März wurde die verfassungsmäßige badische Regierung
durch eine kommissarische, von NSDAP und DNVP getragen, abgelöst. Das erste „Gesetz zur
Gleichschaltung der Länder" vom 31. März ermächtigte die einzelnen Landesregierungen, unabhängig
von den Landtagen, neue Gesetze zu erlassen. Der Machtwechsel in Freiburg spiegelte sich
vor allem im Kampf um die Neubesetzung des Oberbürgermeisterpostens wider. Franz Kerber,
der Schriftleiter des „Alemannen" - des „Kampfblatts der Nationalsozialisten Oberbadens" -,
Vgl. Schwineköper (wie Anm. 1), S. Xf.
Vgl. StadtAF, Kl/11, Nr. 88, o.D.
Zweimal hatte sich der ebenfalls in beiden Vereinen vertretene Karl Siegfried Bader für gewisse
Formulierungen zu entschuldigen, weil er die unterschiedliche Geschichte der beiden Vereine nicht
berücksichtigt hatte. Vgl. z.B. StadtAF, K 2/9, Kiste 4, Schaub an Bader, 4.3.1942 und ebd., Bader an
Schaub, 5.3.1942.
Staatsarchiv Freiburg (StAF), U 203/1, Nr. 845, Wellmer an Büttner, 10.12.1938.
Dieser hatte bereits am Hitler-Putsch von 1923 teilgenommen und organisierte seit 1924 die Parteileitung
im Südwesten.
Vgl. Ernst Otto Bräunche: NSDAP und die Wahlen in Südbaden, in: 1933. Machtergreifung in Freiburg
und Südbaden, hg. von Ernst Otto Bräunche u.a. (Stadt und Geschichte 4), Freiburg 1983, S. 32-34,
hier S. 34; Jens Prellwitz: Der Mannheimer Altertumsverein im Nationalsozialismus, in: Mannheimer
Geschichtsblätter NF 2 (1995), S. 406-460, hier S. 411.
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