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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0115
betrieb eine kleine „Presseschlacht" gegen den auch in der NSDAP und der gesamten Freiburger
Bevölkerung beliebten Karl Bender. Trotz des allgemeinen Rückhalts, dessen dieser sich erfreute
, bat er den Stadtrat am 9. April um einen sofortigen Erholungsurlaub, woraufhin Gauleiter
Wagner Franz Kerber zum kommissarischen Oberbürgermeister einsetzte. Auf die Zerschlagung
der Arbeiterbewegung, das Verbot einzelner Parteien und den Boykott jüdischer Geschäfte reagierte
die Mehrheit der Freiburger Bevölkerung widerspruchslos, einige begrüßten die neuen
Machthaber. Die Begeisterung wuchs auch bei zunächst distanzierten Beobachtern nach einigen
inszenierten Massenveranstaltungen wie 1. Mai-Kundgebungen, Fronleichnamsprozessionen
oder den Feiern zum Geburtstag des Reichskanzlers Adolf Hitler.21

Nach der Machtübernahme versuchten die Nationalsozialisten ihren totalitären Staat rasch
zu etablieren. Das geschah vor allem mithilfe der „Gleichschaltung", die auf alle gesellschaftlichen
Systeme angewendet werden sollte. Ziel war es, jeden einzelnen Bürger auf die nationalsozialistische
Politik einzuschwören. Davon betroffen waren auch Vereine, Verbände und
andere Organisationen. Die Gleichschaltungsmaßnahmen beinhalteten Satzungsänderungen
oder die Angliederung an neue Reichs- und Parteiorganisationen. Für die Geschichtsvereine
war bereits 1852 ein reichsweiter Dachverband gegründet worden, der Gesamtverein der
Deutschen Geschichts- und Altertumsvereine, welcher bisher jedoch nicht in das Vereinsleben
eingegriffen hatte. Das änderte sich 1933, als der Berliner Professor Willy Hoppe22 zum neuen
Vorsitzenden ernannt wurde. Er unterstellte in einem generellen Aufruf alle angegliederten
Vereine dem „Führerprinzip"23 und unterwarf die Vereinsarbeit rückhaltlos der nationalsozialistischen
Führung: Wir forschen nicht um des Forschens willen! Alles für Deutschland, nur
für Deutschland, in dieser Gesinnung reihen wir uns ein in das Arbeitsheer, das an dem neuen
Deutschland baut.24 Dem Gesamtverein waren auch die Freiburger Vereine angegliedert, der
Aufruf rief jedoch keine schriftliche Reaktion der beiden hervor.

2.1. Das Geschichtsbild des Nationalsozialismus

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass es keine von den Nationalsozialisten sanktionierte
Geschichtsauffassung gab. Es bestanden vielmehr verschiedene, nebeneinanderher bestehende
Vorstellungen. Im Weltbild Hitlers, dargelegt in seinem Buch „Mein Kampf4, spielten Lebensraum,
Führertum und Rasse als permanent auftretende Begriffe eine besondere Rolle.25 Geschichte bil-

Zur Machtübernahme in Freiburg vgl. z.B. Thomas Schnabel: Die Gleichschaltung der kommunalen
Verwaltung: Das Beispiel Freiburg, in: Machtergreifung (wie Anm. 20), S. 41-48, hier S. 42-44.
Hoppe war seit 1932 Parteigenosse und wies den typischen Lebenslauf eines nationalsozialistischen
Aufsteigers auf. Bis 1933 galt er als wissenschaftlich zweitrangig, 1935 erhielt er eine Honorarprofessur
und wurde zum Prorektor der Berliner Universität ernannt, von 1937 bis 1942 war er Rektor. Vgl. Helmut
Heiber: Walter Frank und sein Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands (Quellen und
Darstellungen zur Zeitgeschichte 13), Stuttgart 1966, S. 242.

Vgl. Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine 81 (1933),
S. 197-199.
Ebd., S. 91.

Die Basis der nationalsozialistischen Weltanschauung wurde bereits vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt
und von Hitler übernommen und umgedeutet. Vgl. dazu auch z.B. Karl Ferdinand Werner: Das NS-
Geschichtsbild und die deutsche Geschichtswissenschaft, Stuttgart u.a. 1967, S. 9; Günther Franz: Das
Geschichtsbild des Nationalsozialismus und die deutsche Geschichtswissenschaft, in: Geschichte und
Geschichtsbewußtsein, hg. von Oswald Hauser, Göttingen/Zürich 1981, S. 91-111, hier S. 92; Karl-
Heinz Debacher: Regionales Geschichtsbewusstsein. Historische Vereine am Oberrhein unter besonderer
Berücksichtigung des „Historischen Vereins für Mittelbaden", Offenburg 1996, S. 235.

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