Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0116
dete für ihn die Grundlage jeder Politik und sollte zum einen das eigene Handeln legitimieren,
zum anderen der Propaganda gegen politische Feinde dienen; zentrale Begriffe waren die rassisch
geprägte Vorstellung von „Volkstum" und „Volk". Um die Deutungshoheit im historischen Bereich
entbrannten unter verschiedenen Parteigliederungen und Regierungsorganisationen Kämpfe, die
zu einem Kompetenzchaos führten und die Einigung auf ein einheitliches Geschichtsbild erschwerten
.26 Diese Konkurrenz war übrigens auch in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen
existent. Mit dem Geschichtsbild Adolf Hitlers konkurrierten vor allem die von Alfred Rosenberg
und Heinrich Himmler.

Rosenberg war der Beauftragte des „Führers" für die weltanschauliche Schulung der
Parteimitglieder und Leiter des „Kampfbunds für deutsche Kultur". Er vertrat die rassische
Geschichtsauffassung und war antichristlich eingestellt. Besonders der katholische Universalismus
war für ihn der ausgemachte Gegner seines „germanozentrischen Weltbilds". Rosenberg räumte
der Erforschung der Vorgeschichte eine zentrale Stellung ein, um ihre Bedeutung bis in die
Gegenwart aufzuzeigen. In der Partei fanden seine Vorstellungen wenig Beachtung.27

Bedeutender für die versuchte Durchsetzung eines grundlegenden nationalsozialistischen
Geschichtsbilds war Heinrich Himmler und die von ihm 1935 gegründete „Forschungsgemeinschaft
Deutsches Ahnenerbe". Mit seinem Fokus auf germanischer Geschichte und Vorgeschichte trat
er in direkte Konkurrenz zum „Amt Rosenberg". Himmler vertrat die Auffassung, dass, wenn der
Staat einen wissenschaftlichen Ausgangspunkt wünsche, dieser als Axiom zu gelten habe.28 Dem
hätte sich auch die historische Wissenschaft bedingungslos unterzuordnen.29

Vonseiten der Historiker gab es gegen die Inanspruchnahme für rassische Ziele selten offenen
Widerspruch. Der bedeutende Freiburger Professor Theodor Mayer - damals Leiter des
Alemannischen Instituts30 und der Badischen Historischen Kommission und ordentliches Mitglied

Vgl. Ursula Wiggershaus-Müller: Nationalsozialismus und Geschichtswissenschaft. Die Geschichte
der Historischen Zeitschrift und des Historischen Jahrbuchs 1933-1945 (Studien zur Zeitgeschichte 17).
Heidelberg 1989, S. 14.
Vgl. ebd., S. 28f.

Vgl. Franz (wie Anm. 25), S. 95f.

Eine weitere konkurrierende Organisation, die sich im historischen Bereich engagierte, war das
Reichsministerium für Erziehung, Bildung und Volksbildung. Es begründete das „Reichsinstitut für
Geschichte des neuen Deutschlands" im Jahre 1935. Zum Präsidenten wurde Walter Frank ernannt,
der auch gleichzeitig die 1936 in München gegründete „Forschungsabteilung Judenfrage" leitete. Das
Reichsinstitut löste die 1928 von Friedrich Meinecke gegründete „Historische Reichskommission" ab
und diente dazu, der nationalsozialistischen Regierung eine Rechtfertigung für ihre antijüdische Politik
zu liefern. Die Wissenschaftler benutzten dabei pseudowissenschaftliches Material zur Erklärung des
Antisemitismus. Zu den bekanntesten Mitgliedern gehörten die Rassenforscher Eugen Fischer, Hans F.
K. Günther sowie Otmar Freiherr von Verschuer.

Das Alemannische Institut sollte alle wissenschaftlichen Kräfte bündeln, die an der Landes- und
Volksforschung im alemannisch-schwäbischen Raum, vor allem im Oberrheinland, tätig sind. Es arbeitete
an den Schnittstellen von Badischer Historischen Kommission, Universität und Stadt Freiburg.
So verwundert es nicht, dass es bei der personellen Besetzung und der wissenschaftlichen Ausrichtung
dieser Schnittstelle immer wieder zu Auseinandersetzungen kam, was auch am besonderen Status des
Instituts lag. Sowohl Theodor Mayer als auch Friedrich Metz, beides starke Persönlichkeiten, mussten
sich als Leiter mit dem offiziellen Direktor, dem nationalsozialistischen Oberbürgermeister Franz Kerber
auseinandersetzen. Dieser konnte die wissenschaftliche Souveränität nicht akzeptieren und versuchte das
Institut gerne für seine Ideen des alemannischen Raums zu instrumentalisieren. Metz hatte zusätzlich
Probleme mit dem neuen Rektor der Universität Freiburg, dem Mathematiker Wilhelm Süss, weil die
Universität ein neues landeskundliches Institut gründen wollte, dessen Ausrichtung sich mit den Aufgaben
des Alemannischen Instituts überschnitt. Vgl. zur Geschichte des Alemannischen Instituts StadtAF,

114


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0116