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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0118
Heimat [...] sind die Geschichts- und Altertumsvereine hierin die ersten Schrittmacher?6 Die
hohe Bedeutung, die er den Vereinen beimaß, lag in seinem Selbstverständnis als Heimat- und
Familienforscher begründet.37

Nach der Machtübernahme konkurrierte eine Vielzahl von nationalsozialistischen
Verbänden und Organisationen auf dem Gebiet der Kulturpflege. In der Praxis waren die
Heimat- und Geschichtsvereine immer wieder deren Ubernahmewünschen ausgesetzt, sodass
die Vereinsverantwortlichen unsicher waren, wie sie sich dabei verhalten sollten,
nicht zuletzt weil die Forderungen teilweise aggressiv und fordernd formuliert waren. Als
„Gleichschaltungsmaßnahme" war die Einordnung in überregionale Verbände von den
Nationalsozialisten gewollt. Man versprach sich dadurch eine stärkere Kontrollmöglichkeit. Die
Vereine fürchteten hingegen um ihre Eigen- und Selbständigkeit. Bereits im Dezember 1933
gründete Otto Wacker deswegen die Arbeitsgemeinschaft der badischen Heimatvereine.38 Es erweist
sich allmählich als völlig unerträglich, dass eine Mehrzahl von Verbänden auf kulturellem
Gebiet eine mehr oder weniger ausgedehnte Wirksamkeit zu entfalten trachtet, ohne daß feste
Zuständigkeitsabgrenzungen bestehen oder eingehalten werden.39 Wacker beabsichtigte mit der
neu formierten Arbeitsgemeinschaft die Störungen reichsweiter Organisationen abzuwenden, da
diese die Entfaltung des badischen Vereinslebens bedrohten. Der Arbeitsgemeinschaft traten insgesamt
21 Vereine bei. Der BVS und der HV schlössen sich am 30. Dezember 1933 an. Sauer bekundete
für den HV: Unser Verein [...] legt Zeugnis davon ab, dass er unablässig und mit Erfolg
bemüht war, eine feste und klare nationale Linie in der Pflege der Heimatgeschichte und -künde
zu verfolgen. Dieser Tradition wird er auch auf dem Boden des neuen Staates treu bleiben.40 Im
Gegenzug durften die Vereine selbständig weiterarbeiten und wurden weiterhin finanziell von der
badischen Regierung unterstützt.

Im Vorstand des Breisgauvereins befasste man sich am 13. Juli 1933 in einer Sitzung mit
dem Thema Gleichschaltung. Als der damalige Gaugraf Prof. Hermann Mayer fragte, ob der
Verein von der Gleichschaltung betroffen und was gegebenenfalls zu tun sei, antworteten der
Universitätsdirektor Joseph Rest und Heinrich Brenzinger, dass man nicht von der Gleichschaltung
betroffen sei, weil der Verein keine Standesinteressen vertrete.41 Der Diskussion vorausgegangen
war die Ankündigung eines Gesetzes zur Aufrechterhaltung und Gründung politischer Vereine
und Parteien zum 17. Juli 1933, welches diejenigen Vereine unterdrückte, die von den neuen
Machthabern als politisch unzuverlässig eingeschätzt worden waren; es betraf die 21 badischen
Heimat- und Geschichtsvereine jedoch nicht.42 In einem Schreiben an den Reichsminister des
Innern vom April 1934 bestätigte Wacker, dass alle der Arbeitsgemeinschaft angeschlossenen
Vereine gleichgeschaltet würden.43 Damit hatte er vermutlich nur den Anschluss an seine
Arbeitsgemeinschaft gemeint und nicht die Änderung der jeweiligen Vereinsstatuten. Sowohl für
BVS als auch für den Historischen Verein liegen nämlich keine eindeutigen Nachweise vor, nach
denen sie 1933 in irgendeiner Form auf den Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft des Ministeriums
reagiert hätten, sei es durch veränderte Satzungen oder sogenannte „Arierparagrafen", die
bei anderen historischen Vereinen zu belegen sind und „nicht-arische" Mitglieder ausschlie-

36 ZGO 89 (1937), S. Ulf., zitiert bei Debacher (wie Anm. 25), S. 221.

37 Vgl. ebd., S. 219.

Vgl. Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA), 235/6488, Wacker an die badischen Vereine, 18.12.1933.

39 GLA, 235/6058, Wacker an Reichsminister des Innern, 11.4.1934.

40 GLA, 235/6488, Sauer an Ministerium, 30.12.1933.

41 Vgl. StadtAF, K2/1/93, Protokollbuch 1910-1936.

42 Vgl. Debacher (wie Anm. 25), S. 214.

43 Vgl. GLA, 235/6058, Wacker an Reichsminister des Innern, 11.4.1934.

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