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ßen sollten.44 Lediglich in einem vom Verein selbst geschriebenen Presseartikel zu einer
Vereinsexkursion nach St. Märgen im Juli 1935 lässt sich ein Hinweis für den BVS finden. Der
ansonsten immer als Gaugraf bezeichnete erste Vorsitzende Hermann Mayer wurde darin als
Vereinsführer benannt, was die allgemein gebräuchliche Bezeichnung des ersten Vorsitzenden
nach der „Gleichschaltung" war.45 Es wird aber nicht deutlich, ob der Begriff von der Redaktion
der Zeitung womöglich erst nachträglich geändert wurde. Einen weiteren Hinweis auf das eingeführte
„Führerprinzip" beim Breisgauverein liefert Fritz Geiges, der aufgrund eines finanziellen
Problems 1934 bemerkte, dass Hermann Mayer als Vorsitzender über das weitere Vorgehen ganz
alleine entscheiden dürfe. Mayer wünschte jedoch eine Aussprache im kleinen Kreis.46 Dieser
Vorgang deutet darauf hin, dass das „Führerprinzip" im BVS offiziell eingeführt worden sein
könnte, jedoch in der Vereinspraxis keine Anwendung fand.
Die Versuche zur Angliederung der badischen Vereine an nationale Organisationen kamen
vor allem vom „Kampfbund für deutsche Kultur", der bereits 1929 von Alfred Rosenberg gegründet
worden war, vom „Reichsbund für deutsche Vorgeschichte"47 und vom „Reichsbund
Volkstum und Heimat" der unter dem Schutz des „Führerstellvertreters" Rudolf Heß stand.
Der „Reichsbund Volkstum und Heimat" widmete sich der gesamten Volkstums- und Heimatarbeit
mit dem Ziel alle Heimatverbände zu vereinen.48 Zum „Landschaftsführer für Alemannen
-Schwaben" wurde der Freiburger Dichter Wilhelm Kotzde-Kottenrodt49 eingesetzt,
sein Schwiegersohn Hans Teichmann fungierte als Geschäftsführer. Mit teilweise rigorosen
Druckmitteln und Drohungen versuchten sie, vor allem den Landesverein Badische Heimat
einzugliedern.50 Am 9. Januar 1936 forderte der „Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte" den
Historischen Verein auf, sich anzuschließen. Der Vorsitzende Joseph Sauer wies Schriftleiter
Friedrich Schaub51 (1887-1957) an, das Anschreiben negativ zu beantworten. Er hatte so wenig
wie andere Vereine die Absicht, auf die Leimrute dieser Abonnentenjagd für den Mannus
[Anm. d. Verfassers: die verbandseigene Zeitschrift] und der Beitrags Sammlung zu kriechen.51
Sauer stellt hier noch einmal ausdrücklich klar, dass der Historische Verein unter dem Schutz des
Unterrichtsministeriums stünde und kein Verein für Früh- und Vorgeschichte sei.
Der Hansische Geschichtsverein aus Lübeck ließ sich beispielsweise von der Aufnahme einer solchen
Bestimmung aus Berlin mit dem Hinweis zitieren, Ende der 1930er-Jahre judenfrei zu sein. Vgl. Helmut
Stubbe da Luz: Lübecker Geschichtsvereine in der NS-Zeit - Die „Vergangenheitsbewältigung" hat jetzt
erst begonnen, in: http://www.unser-luebeck.de/content/view/354/114/ (zuletzt aufgerufen: 28.06.2013).
Vgl. Freiburger Tagespost, 3.7.1935.
Vgl. StadtAF, Kl/11, Nr. 88.
Wacker empfahl einzelnen badischen Heimatvereinen der Arbeitsgemeinschaft, mit denen der Kampf bund
Kontakt aufgenommen hatte, nicht beizutreten. Vgl. Debacher (wie Anm. 25), S. 220.
Vgl. ebd., S. 218.
Kottenrodt besuchte von 1886 bis 1893 das Realgymnasium in Nauen. Von 1899 bis 1907 war er
Volksschullehrer, freier Schriftsteller und Publizist. 1918 zog er in den Schwarzwald, wo er Mitglied im
Deutschbund wurde. Er war der Gründer der völkischen Jugendorganisation „Adler und Falken" und nach
dem Ersten Weltkrieg Führer der „Artamanen". 1939 wurde er Mitarbeiter am Institut zur Erforschung und
Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben.
Letztlich zeigte sich, dass die Aktionen des Reichsbund Volkstum und Heimat sogar nach damaligen
Ansprüchen ungesetzlich waren. Bei der Überstellung des Reichsbunds in die Obhut des Reichsministers
für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, im Februar 1935 verlangte dieser eine Aufstellung
aller Transaktionen, um die betroffenen Vereine nachträglich zu entschädigen. Vgl. GLA, 235/6058
Reichsbund für Volkstum und Heimat, Wacker an Reichsminister des Innern, 11.4.1934.
Schaub war Gymnasiallehrer am Bertholdgymnasium.
StadtAF, K2/9, Kiste 4, Sauer an Schaub, 11.1.1936.
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