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will, weiterhin wertvolle Arbeit71 zu leisten. Dass der Verein durch eine solche volkstümliche und
doch wissenschaftlich hochstehende Arbeitsweise gleichzeitig das Verständnis für das Gewordene
und die Liebe zur Heimat gepflegt, und dadurch von allem Anfang an bereits die Ziele erfüllt hat,
welche die heutige Regierung erklärt und pflegt, das kann dem Breisgauverein Schauinsland
am heutigen Tage zur besonderen Freude und Ehre gereichen. [...] So hat der Breisgauverein
Schauinsland, in diesem Ausmasse vielleicht als einziger in ganz Deutschland, in vorbildlicher
Weise die Kulturaufgaben eines ganzen Teiles unseres deutschen Vaterlandes unterstützt und damit
auch eine ausgesprochene vaterländische Pflicht erfüllt.12
In den Festreden ist erkennbar, dass in der Zeit des Nationalsozialismus diverse Vorstellungen
an die Geschichts- und Heimatvereine herangetragen wurden, in denen deutlich sichtbar das
Verlangen nach besserer Kenntnis der Heimatgeschichte lebendig wurde.13 Der BVS verstand
sich bei der Gründung als eine unpolitische Vereinigung, was in den Vereinsstatuten ausdrücklich
festgeschrieben war. In den ersten Satzungen wurde jede politische oder konfessionelle Äußerung
noch mit einer Geldstrafe belegt. Berent Schwineköper behauptete, dass die Veränderungen der
politischen Verhältnisse keine allzu tiefen Spuren im Breisgauverein hinterlassen hätten und
auch das Niveau der Zeitschrift gehalten werden konnte.74 Diese Aussagen müssen an dieser
Stelle etwas spezifiziert werden. Klar ist, dass einerseits allein aufgrund der Neugründung 1947
das „Dritte Reich" tatsächlich keine nachhaltigen Spuren hinterlassen hat. Doch andererseits
ist bereits 1933 zu erkennen, dass die Geschichtsvereine sich schnell mit der neuen Regierung
arrangierten. So ernannte der BVS den „Reichsstatthalter" Robert Wagner zu seinem neuen
Schirmherrn, da er - im Gegensatz etwa zum Landesverein Badische Heimat - nicht die persönliche
Nähe zu den neuen politischen Machtzentren hatte.75
In der Festrede des Universitätsprofessors Engelbert Krebs (1881-1950), Inhaber des
Lehrstuhls für Dogmatik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, spricht dieser die
Erwartungen der neuen Machthaber an die Heimat- und Geschichtsvereine direkt an: Denn heute
, wo wir auf sechs Jahrzehnte seines Wirkens zurückschauen, heute wo das Volk die Kunde und
Liebe der Heimat, die Pflege und Wahrung echten Volksbrauches neu zu schätzen und zu beleben
sich müht, da danken wir Gaubrüder unserem lieben Breisgauverein von ganzem Herzen dafür,
dass er uns diese Kenntnis und Liebe der Heimat und ihres Volkstums seit Jahren und Jahrzehnten
in erfrischender Art und Weise ins Herz gesenkt, im Gemüte gehegt und gefördert hat.16 Es ist
darin eine gewisse Aufbruchstimmung zu erkennen, da sich die eigentlichen Vereinsinhalte mit
Freiburger Tagespost, 5.12.1933. Ähnliche Worte wählte auch Leo Wohleb, der als Vertreter des
Ministeriums für Justiz, Kultus und Unterricht anwesend war. Die Jugend müsse für den Heimatgedanken
gewonnen werden. Deswegen sollten die Mitglieder aus den Stuben treten und die Jugend stärker ansprechen
. Vgl. ebd.
StadtAF, K2/1 IV 7. Die Rede Kerbers findet sich in einer Korrespondenz zur Bibliothek des BGV von
1965/1966. Die Überführung der Bibliothek in die Räume des Stadtarchivs erfolgte 1930, wurde aber erst
1965 vertraglich fixiert, siehe Anm. 161.
Freiburger Tagespost, 30.11.1933.
Vgl. Schwineköper (wie Anm. 1), S. XII.
Sein ihm verliehener Wappenspruch, der von Robert Lais verfasst wurde, lautete: Des Wagners
Wappenschild / Ziert zwar des Rades Bild, / Doch blieb von diesem Zeichen/ Dir nichts als ein paar
Speichen./Ein seidenes Gewebe / Vereint die dünnen Stäbe / Zum Schutz von Kopf und Hut / Vor Himmels
Wasserflut. / Der Schirm als Wappenzier / Vermeldet Pflichten Dir: / Im Schauinslandverein / Sollst Du
Der / Schirmherr sein / Daß alten Freiburgs Art / Sinnvoll sich neuer paart!, StadtAF, K2/1 VIII 1.
Engelbert Krebs: Wie uns der „Schau-ins-Land" die Heimat schauen und lieben lehrte. Festvortrag zum
60. Geburtstag des Breisgauvereins Schau-ins-Land (3. Dezember 1933), in: Schau-ins-Land 61 (1934), S.
4-8, hier S. 4.
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