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den Zielen der Nationalsozialisten überschnitten, bei denen sich die traditionelle Heimatpflege
zu einer alle Gesellschaftsebenen umfassenden Heimatbewegung wandelte.77 Der BVS erwartete
dabei einen neuen Schub für die eigene Entwicklung und eine höhere Anerkennung: Als die
Männer des Breisgauvereins Schau-ins-Land vor nunmehr sechs Jahrzehnten selbstlos eifrig an
die Arbeit gingen, die Heimat zu erforschen und kennenzulernen, mögen sie auf ihrem Weg oft
einem mitleidigen Lächeln begegnet sein. Wen scherte Heimat und Vaterland! [...] Es brauchte
Jahre voller Unheil und Umwege, bis Deutschland sich wieder auf sich selbst besann. Heute
verweist die Regierung den Volksgenossen mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit auf sein
Vaterland im großen und kleinen. Sie hegt den Heimatgedanken und fördert die Heimatpflege als
Voraussetzungen des Begriffes „ Vaterland" und weist dem Heimatschrifttum die ihm gebührende
Vormachtstellung im Rahmen vaterländischen Bildungsgutes zu?%
Nur zu gerne stellte sich die Vereinsfiihrung in die Dienste des nationalsozialistischen
Staates. Um die Jugend für die Heimatkunde zu gewinnen, plante man die Herausgabe
von heimatkundlichen Lesebogen für Schule und Volk für den Breisgau.79 Es darf bei aller
Kooperationsbereitschaft nicht vergessen werden, dass seitens der Vereine dahinter finanzielle
Erwartungen standen, denn die Geschichtsvereine waren aufgrund ihrer kostspieligen
Publikationen auf die Förderung durch öffentliche Stellen angewiesen. So bat Friedrich Hefele
1936, die Arbeit in höherem Maß als in den letzten Jahren [...]zu fördern und uns die Möglichkeit
zu gewähren, der Heimat mit den höchstmöglichen Mitteln zu dienen.80 Bekanntlich ist der
Breisgauverein Schauinsland im Gegensatz zur Gesellschaft zur Geschichtskunde, die sich fast
ausschließlich aus Akademikern zusammensetzt, sehr stark in der Bürgerschaft verwurzelt. Bei
seinen Versammlungen sitzt der einfache Handwerksmeister neben dem Universitätsprofessor, er
ist eine Volksgemeinschaft im Kleinen [Anm. d. Verfassers: im Original fett hervorgehoben].81
Die Antwort der Stadtverwaltung auf die Bitte um Erhöhung der Zuschüsse fiel negativ aus, da
andere Aufgaben wie Wohnungsbeschaffung oder die allgemeine Fürsorge bei Weitem wichtiger
eingeschätzt wurden. Es wurde eher eine Senkung in Betracht gezogen. In Würdigung der gemeinnützigen
Arbeit sah man davon jedoch ab und wollte für die Zukunft eine gewisse Erhöhung
prüfen.82 Im Jahre 1938 versuchte Hefele, die Popularität des Vereins durch den Beitritt des ehrenamtlichen
Leiters des Badischen Armeemuseums „Deutsche Wehr am Oberrhein", Oberst
Blankenborn, hervorzuheben.83 Erneut erwähnte Hefele die gute Verwurzelung im alemannischen
Kulturraum: Der Breisgauverein besaß Kontakte zu 17 schweizerischen und sechs elsäs-
sischen Vereinen, für den Fricktalisch-Badischen Verein betreute er die deutschen Mitglieder.
Neben den bekannten Argumenten hob er dieses Mal die Arbeit des BVS gegenüber dem HV
Vgl. Kurt Hochstuhl: „Als wäre nichts geschehen ...?" Der Landesverein Badische Heimat im Dritten
Reich, in: Badische Heimat 3/2009, S. 370-384, hier S. 371.
Bilderschau der Freiburger Zeitung Nr. 49, 2.12.1933. Die Bilderschau der Freiburger Zeitung hatte das 60.
Jubiläum des BVS zum Sonderthema.
Aus den Quellen wird nicht deutlich, was mit den Lesebögen bezweckt werden sollte und ob diese wirklich
erschienen sind. Vgl. StadtAF, C4/IX/3/15, BSV an OB Kerber, 20.12.1936.
Ebd., BVS an OB Kerber, 20.12.1936. Am Rand befindet sich ein handschriftlicher Vermerk über staatliche
Zuschüsse, die früher 1.000 RM und 1936 lediglich noch 100 RM betrugen.
Ebd., Hefele an OB Kerber, 30.12.1936.
Ein weiteres Gesuch des BVS wurde im Mai 1937 aufgrund der schwierigen Haushaltslage abschlägig
beantwortet. Vgl. ebd., OB Kerber an BVS, 15.5.1937.
Als Argument für die Erhöhung der Zuschüsse dürfte dies jedoch nicht forderlich gewesen sein, da
Blankenborn nämlich im April 1933 als Chef der badischen Polizei abgesetzt wurde, weil er sich gegen das
Hissen der Hakenkreuzfahnen auf Karlsruher Dienstgebäuden gewehrt hatte.
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