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hervor: Der BVS sei aktiver, publiziere mehr und leiste für die Stadt Freiburg die wichtigere
Arbeit, erhalte jedoch den gleichen Zuschuss. Immerhin stockte die Stadt ihren Zuschuss um
100 RM auf 350 RM auf.84
Aus der bisherigen Darstellung lässt sich erkennen, dass sich die Vereine offiziell der nationalsozialistischen
Regierung angedient hatten, um daraus bestimmte Vorteile für sich zu erzielen
. Damit standen sie nicht alleine. Es war angesichts der damals möglichen Konsequenzen
nicht zu erwarten, dass sich die Vereine gegen das System stellten. Tiefergehende Aussagen
wie z.B. zur Frage der Schuld der Freiburger Geschichtsvereine können daher nicht gemacht
werden bzw. weitere Erkenntnisse lassen sich nur über Umwege gewinnen. Dazu richtet sich
der Blick im Folgenden auf Äußerungen und Wirken der jeweiligen Vorstandsmitglieder, da sie
die Repräsentanten der historischen Vereinigungen waren. Im Anschluss erfolgt somit eine kurze
Analyse der individuellen Netzwerke der Vereinsverantwortlichen sowie des Umgangs mit
Verfolgten des Nationalsozialismus durch die Vereine.
3.1. Der Breisgauverein „Schau-ins-Land"
Beim Breisgauverein gab es einen gewählten Vorstand, der aus dem Vorsitzenden oder
Gaugrafen, seinen beiden Vertretern, dem zweiten und dritten Vorsitzenden, dem Kassenwart
oder Säckelmeister, dem Schriftleiter - verantwortlich für die Herausgabe des „Schau-ins-Land"
-, sowie dem Verwalter, der als Geschäftsführer des Vereins fungierte, bestand. Dieser gewählte
Vorstand wurde von einem erweiterten Vorstand in der Mitgliederversammlung ernannt, in
der die ordentlichen Mitglieder saßen. Diese waren bei den Vorstandssitzungen anwesend und
wurden vom eigentlichen Vorstand berufen, nachdem sie sich als einfache Mitglieder einige
Jahre durch regelmäßige Anwesenheit und aktive Mitarbeit ausgewiesen hatten.85 Nach dem Tod
des Gaugrafen Hermann Mayer am 23. Oktober 1936, der seit 1925 den Vorsitz hatte, wurde
Friedrich Hefele in der Vorstandssitzung am 11. November 1936 zu seinem Nachfolger sowie
zum Schriftleiter gewählt. Ihm zur Seite standen als Stellvertreter der damalige Rechtsanwalt
Karl Siegfried Bader, als geschäftsführender Vorsitzender der Hauptlehrer Joseph L. Wohleb,
der jüngere Bruder Leo Wohlebs, und als Kassier Finanzobersekretär August Hagenbuch.86 1938
wurde die Satzung dahingehend geändert, dass nun auch fordernde Mitglieder aufgenommen
wurden. Konkreter Anlass für diesen ungewöhnlichen Schritt war die Versetzung des Professors
Theodor Mayer nach Marburg. Nur so konnte der renommierte Mayer weiterhin als Mitglied
erhalten bleiben, denn die Mitgliedschaft war bisher an die lokale Anwesenheit gebunden.87
Friedrich Hefele war seit 1925 Direktor des Stadtarchivs Freiburg und gehörte keiner NS-
Organisation an, war aber seit 1934 Mitglied in der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt
Vgl. dazu ebd., BVS an OB Kerber, 31.1.1938. Einige Monate später erreichte der hartnäckig agierende
Hefele eine erneute Erhöhung um weitere 50 RM. Hefele strebte zwar eine Erhöhung der Zuwendungen
an, aber ohne diejenigen des HV kürzen zu wollen. Die Stadtkämmerei erachtete dies jedoch als nicht
möglich und kürzte den Zuschuss für den Historischen Verein entsprechend. Vgl. ebd., BVS an OB Kerber,
30.9.1938.
Vgl. StadtAF, K2/1/93, Protokollbuch des Vorstands, Sitzung vom 11.11.1937. 1937 gab es beispielsweise
27 ordentliche Mitglieder. Traditionell bekam jeder von ihnen bei einem traditionellen Schäufeleessen ein
eigenes Wappen mit einem Spruch verliehen, von denen ein kleiner Teil im Vereinsnachlass im Stadtarchiv
noch erhalten ist. Vgl. StadtAF, K2/1 XI Nr. 18 und 20.
StadtAF, K2/1/93, Sitzung vom 11.11.1936.
Vgl. ebd., Sitzung vom 12.10.1938.
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