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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0127
(NSV).88 Aus seinen Äußerungen geht hervor, dass er sich selbst als Alemannen bezeichnete
und der Heimat verbunden war,89 sich aber nicht mit den nationalsozialistischen Ideen identifizierte
. Aus mehreren Quellen ergibt sich das Bild eines Mannes, der in der NS-Zeit eigene
Widerstandsformen entwickelte. Als dem Stadtarchiv der bei Oberbürgermeister Kerber in
Ungnade gefallene Parteigenosse Karl Willy Straub zugeteilt wurde, scheute sich Hefele nicht,
diesen auf die Rituale im Stadtarchiv hinzuweisen. Man begrüße sich dort mit einem Guten
Morgen! statt mit Heil Hitler! Hefele ging mit dieser Maßregelung ein hohes Risiko ein, denn
anfangs galt Straub als Spitzel. Erst in vertraulichen Gesprächen meinte Hefele zu spüren, dass
Straub mit der Zeit vom nationalsozialistischen Gehabe abrückte.90 Das Beispiel Straub ist nicht
das einzige für Hefeies Abneigung gegen das nationalsozialistische Vorgehen. So äußerte er sich
gegenüber Bekannten: Die Kriegsführung in Freiburg ist jetzt endlich auch vorbei, nachdem man
freilich noch nach dem Münchner Abkommen von verschiedener Seite hören mußte (Hefele), daß
es unverantwortlich war, Deutschland so nahe an den Krieg heranzuführen, und daß es sicher
nicht das Verdienst von Hitler war, daß dieser vermieden werden konnte.91 Hefele wird hier als
Pazifist erkennbar,92 der sich im Bekanntenkreis nicht scheute, seine Kritik an Hitlers politischer
Führung offen zu äußern. Dies hätte Hefele in akute Bedrängnis bringen können, wäre diese
Information in die falschen Hände geraten; nicht selten kamen andere für ähnliche Worte in KZ-
Haft. Aufgrund seiner oppositionellen Haltung wurde Hefele von November 1945 bis März 1947
zum Vorsitzenden des Untersuchungsausschuss der Stadtverwaltung Freiburg benannt.

Eine weitere charakteristische Figur im Vorstand bis 1936 war Heinrich Brenzinger als zweiter
Vorsitzender. Als Vorstandsmitglied trat er selten in Erscheinung, was nicht zuletzt daran
lag, dass er in unzähligen Vereinen und Organisationen vertreten und Inhaber einer der größten
Freiburger Firmen, der Baufirma Brenzinger & Cie., war. Brenzinger setzte sich vor allem
finanziell für den BVS ein. Der erste Geiges-Band über die mittelalterlichen Fenster des
Münsters 1931 hätte in den Zeiten der Wirtschaftskrise ohne seinen Zuschuss nie erscheinen
können. Zum BVS kam Brenzinger durch sein Hobby, der genealogischen Erforschung seiner
Familie. In den alten Vereinsberichten ist er 1913 unter den einfachen Mitgliedern nachzuweisen
, 1923 wurde er als ordentliches Mitglied aufgenommen.93 Heinrich Brenzinger war
eng mit Friedrich Hefele befreundet. Nach dem Ersten Weltkrieg, als es darum ging, die vielen
Flüchtlinge in der Stadt aufzunehmen, hatte Brenzinger Hefele bewusst unter den vielen
Anwärtern der Zwangseinzuquartierenden ausgewählt. Im Gegenzug half Hefele Brenzinger
bei der Erforschung der Familiengeschichte. Auch wenn Brenzinger bei der Entnazifizierung ab
1945 große Probleme mit seiner fordernden Mitgliedschaft in der „SS" hatte, lässt er sich doch

Vgl. StAF, D 180/2, Nr. 109263.

Vgl. StAF, U 203/1, Allgemeine Korrespondenz A-Z, Hefele an Wellmer, 1938.
Vgl. StAF, Tl (Zugang 1976/0046), Nr. 11, Erklärung Hefele, 23.5.1947.

StAF, U 203/1, Nr. 816, Mayer-Edenhausen an Wellmer, 7.10.1938. Mayer-Edenhausen war der Sohn von
Professor Theodor Mayer, mit dem wiederum z.B. Bader befreundet war. Als Jurist mit historischem
Interesse machte Mayer-Edenhausen 1938 eine Ausbildung in Baders Kanzlei; er starb am 29.5.1942 als
Oberleutnant nach einer Verwundung bei Charkow.

Friedrich Hefele bezeichnete sich 1945 selber als Pazifisten, er war bis 1933 Mitglied der deutschen
Friedensgesellschaft und hatte gegen Hitler gestimmt. Vgl. StadtAF, Bl/328, Nr. 6 (Chronik Hefele), S.
45.

Vgl. Renate Liessem-Breinlinger: Heinrich Brenzinger (1879-1960). Ingenieur, Unternehmer, Historiker.
Biographie eines Freiburgers, in: Schau-ins-Land 109 (1990), S. 165-177, hier S. 170; vgl. Andrea
Haussmann: Heinrich Brenzinger (1879-1960), Freiburg 1996, S. 83.

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