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Fritz Geiges trug im „Dritten Reich4' nur noch wenig zur Vereinsarbeit bei und erschien
nur noch selten zu den Vorträgen. Er wirkt, insbesondere nach der Herausgabe seines teuren
Münsterfenster-Werkes, wie ein Relikt des Historismus im Verein, welcher sich seit einiger Zeit
stärker wissenschaftlich ausgerichtet hatte. Engelbert Krebs charakterisierte Fritz Geiges in der
Festrede von 1933 als einen zum Künstler geschulten Mann und nicht-zünftigen Historiker.121
Als Künstler verschloss sich Geiges neuen Kunstrichtungen, sein Stil stand in der Tradition mittelalterlicher
Abbildungen. So waren seine Arbeiten für Kaiser Wilhelm II. durchdrungen von
einer tiefen Kaisertreue, die er bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und dem
Ende der republikanischen Phase, auf die neuen Machthaber übertrug.122 Das Hakenkreuz in der
Publikation kann als ein Treuebekenntnis an die damaligen Machthaber interpretiert werden,
ebenso wie seine Hetze gegen die „entartete Kunst".123 Ein weiteres Beispiel ist das Verfassen
neuer Wappenverse für langjährige Mitglieder nach 1933 durch Fritz Geiges. Dabei fallen zwei
auf, einmal der für Joseph L. Wohleb: Ein reicher Industriebaron, der Deinen Namen trug und
dazu Heinrich war getauft,/hat einst den Holzschlag „ in dem mose, alse verre als er ofgemssen "
von der Stadt erkauft./Mehr denn 600 Jahr sind seit der Zeit vergangen und da im dritten Reich
der Ahnenkult im Flor,/So haben wir das schöne aqu-arische [Anm. d. Verfassers: im Original
unterstrichen] Schildbild, das ersieh erkor,/Auch Dir verliehen./Kannst Du feudalere Wappenzier
verlangen?/ Ob unser Lehensbrief genealogisch voll berechtigt, das zu/ Ergründen, mußt Du
Dich jedoch schon selbst bemühen.124 Der zweite war der für Georg Kraft: Vivi noctuos docent./
Frohgemut geht er von dannen,/ Trägt die Fibel in der Hand,/Die im Grab des Alemannen/ Er
einmal bei Mengen fand./ „Sie ist von besonderm Reiz,/ Ist ein köstlich Beutestück,/ Denn sie
trägt das Hackenkreuz "/Spricht er mit entzücktem Blick./„Das beweist nun klipp und klar,/Daß
Ihr Träger Arier war. "/ Und aus jedem Totenbaum/ Tönt es brausend in den Raum:/ „Hoch die
deutsche Wissenschaft,/Heil unsrem Retter Georg Kraft7"125 Es bleibt unklar, warum Geiges zu
diesem Zeitpunkt neue Wappenverse entworfen hatte, da sowohl Wohleb als auch Kraft bereits
seit langen Jahren ordentliche Mitglieder waren und deshalb einen Wappenvers hatten. Auch dies
erscheint nur durch eine besondere Motivation von Fritz Geiges zu Beginn der nationalsozialistischen
Regierungszeit erklärbar. Es wird aber auch deutlich, dass andere Mitglieder nicht so
euphorisch reagierten und die Vorschläge des Fritz Geiges ignorierten.126
3.2. Der Historische Verein
Beim Historischen Verein gab es einen Gesamtvorstand, der seit 1933 aus dem erstem Vorsitzenden
Joseph Sauer, dem zweiten Vorsitzenden Ernst Fabricius, dem Schriftführer und -leiter Friedrich
Schaub, dem Vereinsrechner Adolf Poppen sowie den Beiräten bestand. Im Beirat waren einige
arrivierte Freiburger Professoren vertreten, wie der Geologe Wilhelm Deecke, Philipp Funk127,
Vgl. Krebs (wie Anm. 76), S. 7.
Vgl. Daniel Parello: Von Heimle bis Geiges. Ein Jahrhundert historischer Glasmalerei in Freiburg
(Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg i.Br. 31), Freiburg 2000, S. 166.
Vgl. ebd., S. 168f.
StadtAF, K2/1 VIII (1).
Ebd.
An gleicher Stelle finden sich spätere, alternative Verse, die von Brenzinger und Lais stammen und keine
Anspielung an die NS-Zeit mehr aufweisen. Für J. L. Wohleb wurde der von Brenzinger ausgewählt. Vgl. ebd.
Funk hatte einen Konkordatslehrstuhl und war seit 1929 ordentlicher Professor der mittelalterlichen und
neueren Geschichte. Er war Mitglied im BVS und starb 1937 unerwartet.
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