Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0133
Hermann Heimpel128, Wolfgang Michael, Gerhard Ritter und Hermann Mayer, der erste Vorsitzende
des BVS bis 1936. 1937 erforderten der Tod und der Austritt einiger Mitglieder eine Neubesetzung
des Vorstands.129 Diesem gehörten nun Clemens Bauer und Hans-Walter Klewitz an.130

Möchte man die Mitglieder des Historischen Vereins während der Zeit des Nationalsozialismus
beurteilen, kommt man nicht umhin, sich mit der Freiburger Universität zu beschäftigen, denn alle
Vorstandsmitglieder, mit Ausnahme des Bibliotheksdirektors Josef Rest, waren Dozenten der hiesigen
Hochschule oder eines Gymnasiums. Die Universitäten im „Dritten Reich" waren keinesfalls
Orte des Widerstands. Die überwiegende Zahl der Hochschuldozenten entstammte aufgrund
ihrer Sozialisation dem nationalkonservativen Milieu. Am Nationalsozialismus schätzten sie, aufgrund
ihrer im Ersten Weltkrieg gewonnenen Erfahrungen, das Militärisch-Einheitliche.131 Auch
die deutschen Historiker zeigten sich anfällig für die Lehren Hitlers und stimmten auf weiten
Strecken mit den Auffassungen des NS-Geschichtsbildes überein, ob in völkischer oder rassischer
Richtung, in der Erhebung reiner Machtpolitik zum höchsten Bewertungsmaßstab oder im Traum
vom „Reich der Deutschen", das über andere Völker zu herrschen berufen sei.132 Trotzdem gelang
es den Nationalsozialisten nicht, die traditionellen universitären Strukturen komplett zu beseitigen
, und so blieben den Professoren gewisse Bereiche der Freiheit. Sie folgten den Vorstellungen
der Nationalsozialisten, solange die eigenen wissenschaftlichen Interessen weiterhin verfolgt werden
konnten; waren diese bedroht, verweigerten sie die Anpassung. Das führte zu einer Vielzahl
von Verhaltensmustern, wofür Wiggershaus-Müller den Begriff der „partiellen Identität" verwendet
. Die Protagonisten übernahmen dabei nicht das Gesamtspektrum an nationalsozialistischen
Ideen, sondern es bildeten sich Bereiche der Resistenz und der Zustimmung aus.133

Da sich mit diesen allgemeinen Urteilen keine Aussagen für die Vereine treffen lassen, richtet
sich der Blick auf Freiburger Historiker. Unter ihnen lassen sich einige festmachen, die den
Nationalsozialisten gegenüber Widerspruch in unterschiedlicher Form leisteten. So warnte Friedrich
Meinecke bereits früh vor den Gefahren des Nationalsozialismus für die Republik, insbesondere
durch den Verlust der Freiheit der Persönlichkeit.134 Nachdem Meinecke 1934 als Herausgeber der
„Historischen Zeitschrift" abgesetzt worden war, kündigte auch Gerhard Ritter, seit 1925 Ordinarius
in Freiburg, als einer der wenigen konsequent seine Mitarbeit für die Zeitschrift, so lange bis der
Ruf seines Lehrers wiederhergestellt worden sei.135 Auf der anderen Seite der Widerständler standen
die katholischen Professoren, zu deren bekanntestem Vertreter Heinrich Finke gehörte. Ihr wichtigstes
Publikationsorgan war das „Historische Jahrbuch", dessen Redaktion 1929 von München nach
Freiburg verlegt worden war. Es bestanden enge Verbindungen zur Görres-Gesellschaft, bei der

128

129
130

131

132
133
134

135

Heimpel (1901-1988) habilitierte 1927 bei Finke und Ritter und war von 1931 bis 1934 außerordentlicher
Professor für Mittlere und Neuere Geschichte in Freiburg. Er galt als systemkonform.
1941 hatte der HV 141 Mitglieder.

Sie ersetzten Alfred Poppen, der den Druck der Freiburger Zeitung abgeben musste, und den in den
Ruhestand versetzten Engelbert Krebs; beide traten aus wirtschaftlichen Gründen aus. Vgl. StadtAF, K2/9,
Kiste 4, Mitgliederwechsel. Bauer folgte Philipp Funk auf dem Konkordatslehrstuhl der mittelalterlichen
und neueren Geschichte an der Universität Freiburg nach.

Vgl. Bernd Grün: Das Rektorat in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945, in: Freiburger

Universitätsblätter 145 (1999), S. 15-45, hier S. 29.

Vgl. Werner (wie Anm. 25), S. 69.

Vgl. Wiggershaus-Müller (wie Anm. 26), S. 141.

Seine Opposition beruhte v.a. auf innenpolitischen Fragen wie der Zerstörung des Rechtsstaats und dem
Verlust geistiger Freiheiten. Vgl. ebd., S. 54f.
Vgl. ebd., S. 240.

131


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0133