Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0134
Finke einer der Präsidenten war.136 1933 war dieser noch bereit, am Aufbau des Dritten Reiches durch
Aufzeigung der christlichen Werte deutscher Geschichte mitzuarbeiten}31 Doch schon bald zeigte
sich, dass der katholische Wissenschaftsbegriff mit dem nationalsozialistischen nichts gemeinsam
hatte: Christentum und Kirchengeschichte sowie deren Fragestellungen überschnitten sich kaum
mit den NS-Ideologien. Für Finke war eine Anpassung an die neuen Machthaber ausgeschlossen.138
Als die nationalsozialistische Führung die ersten Erfolge feierte, wie die Angliederung Österreichs
oder des Sudetenlandes, und von einer Euphorie getragen wurde, gingen die Machthaber entschiedener
gegen die katholische Kirche und deren Organisationen vor. Die Görres-Gesellschaft
stand bereits länger unter besonderer Beobachtung, doch solange Heinrich Finke, der Inhaber der
höchsten Auszeichnung des Deutschen Reiches, dem Adlerschild, am Leben war, ließ man sie in
Ruhe. Die Zwangsauflösung der Görres-Gesellschaft erfolgte dann mit einigem Abstand zu Finkes
Ableben am 11. Juni 1941 durch den Reichsminister des Innern.139 1942 wurde die Herausgabe des
„Historischen Jahrbuchs", zu dessen Mitarbeitergruppe auch Karl S. Bader gehörte, gemäß einer
Verfügung der Reichspressekammer eingestellt.140

Josef Sauer (1872-1949), Lehrstuhlinhaber für Christliche Archäologie an der Universität
Freiburg, sprach noch am 6. April 1933 als damaliger Rektor der Universität dem amtierenden
Freiburger Oberbürgermeister Bender das vollste Vertrauen aus, als dieser von der
NSDAP stark bedrängt wurde.141 Bei der Umsetzung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des
Berufsbeamtentums" und den damit ausgesprochenen Entlassungen von Dozenten empfahl
er den Fakultäten, erst einmal abzuwarten.142 Er hoffte, dass die Hochschulreferenten und die
Universitätsrektorenkonferenz sich damit klärend auseinandersetzen würden. Laut Johannes
Vincke hatte Sauer an eine gemeinsame Protestaktion gedacht, weil er die Lehrfreiheit durch
das Gesetz gefährdet sah.143 Sauer stellte sich jedoch weder als Rektor noch als Dozent oder
mehrfacher Vereinsvorsitzender offen gegen die Nationalsozialisten. Allerdings lassen sich
Äußerungen finden, die seine innere Einstellung offenbaren: Er kritisierte die militärische
Lösung der Sudetenfrage und äußerte sich erleichtert darüber, dass kein Krieg ausgebrochen
war; entsetzt zeigte er sich über die Ausschreitungen während der Novemberpogrome 1938. Zu
einer Sitzung des Historischen Vereins am 6. November 1938 notiert Sauer in sein Tagebuch, als
Gerhard Ritter über die Judenverfolgungen und die Euthanasie-Aktion sprach: Man schäme sich
seines Deutschtums und fürchte sich vor der Zukunft,144 Diese Äußerung ist zudem ein Beispiel
dafür, dass man sich im vertrauten Kreis durchaus kritisch damit auseinandersetzte. Sauer wurde
am 10. November 1937 planmäßig emeritiert, führte jedoch seine Lehrtätigkeit weiter. Am 17.
Oktober 1938 wurde der Lehrstuhl der Christlichen Archäologie an die Philosophische Fakultät
überfuhrt und im Juli 1943 aufgelöst.145

Vgl. ebd., S. 84.

Jahresbericht der Görres-Gesellschaft 1934, S. 33.
Vgl. Wiggershaus-Müller (wie Anm. 26), S. 90.

Finke starb am 19.12.1938 in Freiburg. Vgl. Ansgar Frenken: Heinrich Finke, der Nationalsozialismus und
die Zwangsauflösung der Görres-Gesellschaft, in: HJb 118 (1998), S. 287-303, hier S. 294.
Vgl. Wiggershaus-Müller (wie Anm. 26), S. 87 und 93.

Vgl. Remigius Bäumer: Die Theologische Fakultät Freiburg und das Dritte Reich, in: Freiburger Diözesan-
Archiv 103 (1983), S. 265-289, hier S. 270.
Vgl. Grün (wie Anm. 131), S. 15f.

Vgl. Johannes Vincke: Joseph Sauer 1872-1949, in: Freiburger Professoren des 19. und 20. Jahrhunderts,
hg. von Johannes Vincke, Freiburg 1957, S. 109-140, hier S. 135.
Vgl. ebd., S. 137f.

Vgl. Bäumer (wie Anm. 141), S. 287.

132


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0134