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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0135
Eine weitere wichtige Person im Historischen Verein war Josef Rest (1884-1953), der
bis 1936 als zweiter Vorsitzender ebenfalls im Vorstand des BVS und seit 1929 Direktor
der Freiburger Universitätsbibliothek war. In dieser Funktion war er verantwortlich für die
Umsetzung der Betretungsverbote der Universitätsbibliothek für jüdische Hochschullehrer.146
Rest gehörte dem konservativen katholischen Bürgertum an und war von 1929 bis 1933
Mitglied der Zentrumspartei. Anfangs war er durchaus zur Zusammenarbeit mit den neuen
Machthabern bereit: Zum 1. Mai 1937 wurde er in die NSDAP aufgenommen,147 war Bezieher
von NS-Presse, seit 1933 im NSV und ab 1935 Leutnant der Landwehr.148 Langfristig setzte
sich jedoch seine katholische Überzeugung durch. Den Parteiorganisationen fiel es schwer, Rest
trotz seiner Parteizugehörigkeit politisch einzuschätzen. Als er 1939 in die Badische Historische
Kommission berufen werden sollte - als einziger badischer Bibliotheksdirektor war er noch
nicht aufgenommen -, lehnte der damals stellvertretende Direktor des Generallandesarchivs
Karlsruhe, Arnold Paul Rüge, dies ab. Die Arbeit der Kommission leide bereits sehr unter den
Einflüssen von Katholiken und es sei unerwünscht, diese Front noch weiter zu verstärken.149
Es war bekannt, dass Rest neben seiner Mitgliedschaft in der Görres-Gesellschaft über gute
Beziehungen zu streng katholischen Kreisen im Elsass verfügte150 und deshalb mit Vorsicht zu
betrachten war.151 Er gilt allgemein als ein Mann, gegen den man nicht ankomme, weil er viel
zu gerissen sei.152 Als Bibliotheksleiter schreckte er nicht davor zurück, sich mit einem seiner
Fachreferenten, Paul Weinacht, anzulegen, der als überzeugter Nationalsozialist galt. Rest versetzte
diesen nach einigen Vorfällen an die Ausleihe.153

Wie bei Josef Rest lässt sich auch bei Gerhard Ritter, später Angehöriger einer der Freiburger
Kreise, eine anfängliche Begeisterung für die Ideen der Nationalsozialisten nachweisen. Er zeigte
sich begeistert von einem „Großdeutschen Reich" und stellte im Jahrbuch der Stadt Freiburg im
Breisgau von 193 8 die neuen Möglichkeiten für die Geschichtsforschung vor. Mit der Angliederung
Österreichs und der Eingliederung Sudetendeutschlands sah er die deutschen Gegensätzlichkeiten
verschwunden: Es war damit der Weg frei gemacht für eine Geschichte des deutschen Volkes, in
der dieses selbst, nicht die Ferienhäuser, als Subjekt erscheint.154 Und weiter: Die Hoffnung [...],
daß dereinst eine schönere Zukunft die jetzt von uns getrennten österreichischen Brüder zurück-

Vgl. Kathrin Clausing: Leben auf Abruf. Zur Geschichte der Freiburger Juden im Nationalsozialismus
(Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg i.Br. 37), Freiburg 2004, S. 188.
Seine Mitgliedsnummer lautete 4716228. Rest gehörte zur Ortsgruppe Herdern, wo er regelmäßig an
Parteiveranstaltungen teilnahm. Sein Eintritt erfolgte vermutlich, nachdem ihm 1937 die Mitgliedschaft
in der Historischen Kommission aufgrund fehlender Mitgliedschaften in NS-Organisationen verwehrt
wurde. Vgl. StAF, D 180/2, Nr. 205472, Fragebogen zur politischen Beurteilung, 24.5.1939; vgl. ebd.,
Sicherheitsdienst des „Reichsführer-SS" an NSDAP Gauleitung Baden, 13.4.1937.

Vgl. ebd., Personalblatt der NSDAP Gau Baden, 11.11.1935; vgl. ebd., Fragebogen zur politischen

Beurteilung, 24.5.1939.

Vgl. ebd., Aktennotiz vom 26.5.1939.

Rest unterhielt einen freundschaftlichen Kontakt zu Abbe Walter in Colmar sowie zum Schriftsteller Franz
Schneller, der in katholischen Verlagen veröffentlichte und 1933 im KZ interniert wurde. Nach dem Krieg
wurde Schneller Leiter der Freiburger Stadtbibliothek.
Vgl. ebd., NSD-Dozentenbund an Gaupersonalamt der NSDAP, 25.5.1939.

Ebd., Gesamtbericht des Sicherheitsdienst des „Reichsführer-SS" ( SD-Unterabschnitt Baden), 12.5.1939.
Weinacht arbeitete nebenbei noch für den Alemannen und starb am 1. Mai 1945 im Felde. Vgl. ebd.; vgl.
UAF, B 6, Nr. 322, Personalakte Paul Weinacht.

Gerhard Ritter: Freiburg als vorderösterreichische Stadt, in: Volkstum und Reich. Ein Buch vom
Oberrhein, hg. von Franz Kerber (Jahrbuch der Stadt Freiburg im Breisgau 2), Stuttgart 1938, S. 199-207,
hier S. 199.

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