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3.3. Publikationen, Vorträge, Veranstaltungen und die öffentliche Darstellung
Die Publikationsorgane der Freiburger Geschichtsvereine, der „Schau-ins-Land" und die
„Zeitschrift des Freiburger Geschichtsvereins" waren die wichtigsten Instrumente, um in der
Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden, und zwar weit über die Stadtgrenzen hinaus. Mithilfe
der jeweiligen Tauschpartner standen die Vereine in Kontakt mit anderen Sozietäten. Die dafür
eingehenden Zeitschriften wurden in Bibliotheken aufbewahrt.161
Die wissenschaftlich neutrale Sprache und der Inhalt der Beiträge in den Publikationen
änderten sich in der NS-Zeit kaum. Die Aufsätze behandelten politisch unverfängliche, lokal-
oder regionalgeschichtliche Themen. Selbst in den Rezensionen im „Schau-ins-Land", welche
ab 1937 unter der Rubrik „Heimatschrifttum" erschienen, wurde die pseudo-wissenschaftliche
Rasseforschung durch Nichtbeachtung umgangen.
Bei der öffentlichen Darstellung des BVS richtet sich der Blick in erster Linie auf die
Presseartikel, welche meistens von Joseph L. Wohleb verfasst wurden.162 Es handelte sich um
Ankündigungen für und Berichte von Vorträgen, des Weiteren um Exkursionsberichte oder
Veröffentlichungen der Zeitschrift. Sie wurden in allen Freiburger Tageszeitungen veröffentlicht,
wie der Freiburger Tagespost, der Freiburger Zeitung oder dem „Alemannen". Bis zum Ende
der 193Oer-Jahre funktionierte die Zusammenarbeit gut. Erst im Winter 1938 beschwerte sich
Wohleb, dass der „Alemanne" noch keinen Beitrag veröffentlicht hatte, wohinter er neue Leute in
der Redaktion vermutete, die geschichtliche Themen nicht interessierten.163 Es zeigt jedoch auch,
dass die Vereine, die öffentliche Gelder bezogen und versuchten eine breitere Öffentlichkeit zu
erreichen, stärker auf den „Alemannen" angewiesen waren. Das Blatt war seit 1933 die auflagenstärkste
Freiburger Tageszeitung164 und verdrängte die bürgerlichen Blätter in Freiburg immer
weiter.165
Der Breisgauverein versuchte ab 1933 ganz bewusst die eigene „Propaganda" zu steigern. In
der Vorstandssitzung vom 2. Juli 1934 wurde festgelegt, verstärkt die gebildeteren Kreise in der
Freiburger Bürgerschaft anzusprechen, die man als relevante Gruppe für den Verein ausgemacht
hatte und bei der man damals zu unbekannt war. Weil außerdem die Mitgliederzahlen sanken166
Die Bibliothek des BVS war seit 1902 in einem Raum des Stadtarchivs untergebracht. 1913 wurde die
Unterbringung an einem anderen Ort mit mehr Platz vorbereitet. Die Bücher wurden an die Stadt Freiburg
übergeben und in der Volksbibliothek untergebracht. Seit 1930 befindet sich die Vereinsbibliothek wieder
im Stadtarchiv. Der Übergabevertrag dafür wurde erst 1965 abgeschlossen. Vgl. StadtAF, K2/1 IV 7. Die
Bibliothek des HV wurde in die Universitätsbibliothek integriert.
Eine große Anzahl findet sich im Vereinsnachlass, vor allem in StadtAF, K2/1, Nr. 73 und 79.
Vgl. StAF, U 203/1, Nr. 845, Wohleb an Wellmer, 21.12.1938.
Im Januar 1934 wurde der „Alemanne" zum amtlichen Verkündigungsblatt der Stadtverwaltung.
Im Oktober 1935 wurden die beiden Verleger der Freiburger Zeitung, Adolf Poppen und Max Ortmann,
aus der Reichspressekammer ausgeschlossen. Ihre Verlagsrechte mussten sie an die parteieigene Vera
Verlagsanstalt GmbH in Berlin verkaufen, die Freiburger Zeitung war damit gleichgeschaltet. Am 29.
Juni 1943 musste die Freiburger Zeitung aus kriegswirtschaftlichen Gründen schließen. Die Freiburger
Tagespost stellte ihre Produktion bereits 1940 ein. Vgl. Thomas Schnabel: Freiburger Pressekampf zu
Beginn des Dritten Reiches (Teil 2), in: Freiburger Almanach 38 (1987), S. 63-67, hier S. 63.
Bis 1936 ging die Zahl der Mitglieder im BVS stark zurück. Aus einer handschriftlichen Notiz der
Stadtverwaltung geht hervor, dass sie von 500 um 1930 auf mittlerweile 300 1933 gesunken war. Man sah
die Existenz des Vereins zu dieser Zeit ernstlich gefährdet, die Verluste durch verstorbene Mitglieder seien
kaum noch kompensierbar. Deswegen versuchte man höhere Zuschüsse zu bekommen, an Expansion
war nicht mehr zu denken. Vgl. StadtAF, C4/IX/3/15, BVS an OB Kerber, 20.12.1936; vgl. ebd., Hefele
an OB Kerber, 30.12.1936. Ähnliches gilt für den HV. Dort sank die Zahl der Mitglieder von 1930 bis
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