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Baden in die vergleichende Landesgeschichte einbringen.181 Dafür war er Mayer immer dankbar
und blieb mit ihm, trotz dessen Verankerung im nationalsozialistischen System, dauerhaft in
Kontakt.
Nach seiner Ernennung zum Leiter des Fürstlich Fürstenbergischen Archivs in
Donaueschingen 1937 baute Bader seine Position im Netzwerk rasch weiter aus. Als gleichzeitiger
Erster Vorsitzender des Baarvereins startete er noch im selben Jahr die neue Schriftenreihe
„Veröffentlichungen aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archiv". Unbewusst scharte er ihm
lebenslang verbundene Personen um sich: Er versorgte sowohl Heinrich Büttner als auch Joseph
L. Wohleb mit weiteren Aufträgen. Wohleb nutzte damals jede Möglichkeit, um sein Ansehen
als Wissenschaftler zu verbessern.182 Auch wenn ihm Bader in historischen Fragen nicht allzu
viel zutraute, vermittelte er ihm zum Beispiel die Edition von Leibeigenenlisten.183 Umso
mehr schätzte er Wohlebs Begabung für organisatorische Dinge, denn in Donaueschingen scheint
Wohleb so etwas wie die rechte Hand von Bader gewesen zu sein. Während Baders Militärzeit
wurde er ab 1943 sein offizieller Stellvertreter und nach dem Krieg kommissarischer Leiter des
Archivs. Bader und Wohleb verkehrten auch privat miteinander, auch wenn die Belege dafür eher
spärlich ausfallen.184
Die größte Anerkennung auf dem Gebiet der Landeskunde Badens erzielte Bader, indem
er die Arbeitsgemeinschaft der südwestdeutschen Geschichtsvereine ins Leben rief. Da es dem
Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine 1938 nicht gelang, eine Tagung
der Mitgliedsvereine in Ulm und Innsbruck zu organisieren, stieß Bader in diese Lücke mit einer
Initiative, die darauf abzielte, die südwestdeutschen Vereine besser zu vernetzen.185 Am 16. Juni
1938 schrieb er die oberbadischen, schwäbischen und hohenzollerischen sowie die elsässischen
und schweizerischen Geschichtsvereine an und lud sie zu neinem Treffen in Donaueschingen ein.
Die solchermaßen angestoßene Arbeitsgemeinschaft bot den Heimat- und Geschichtsvereinen
die Möglichkeit, sich ohne Kontrollen von Partei- oder Staatsorganisationen zu treffen und
zwanglos auszutauschen sowie gemeinsame Projekte anzustoßen. Sie war eine Form des
Widerstands gegen die Gleichschaltungsbestrebungen der nationalsozialistischen Machthaber.
Gleichzeitig nutzte Bader die Vernetzung, um den weiteren Widerstand gegen den Verband der
Oberrheinischen Geschichts- und Altertumsvereine zu organisieren. Bei der ersten Sitzung wurde
eine Auskunftsstelle für die südwestdeutschen Geschichtsvereine in Donaueschingen gegründet
, wo sich alle beteiligten Vereine über die Aktionen der anderen Vereine informieren oder
die Schriften austauschen konnten und Fragen zur Landesgeschichtsforschung beantwortet wurden
. Die Stelle wurde von Joseph L. Wohleb geleitet, der zusätzlich als Protokollführer bei den
Man findet Bader im Wintersemester 1937/38 unter den Teilnehmern einer Arbeitsgemeinschaft, die sich
unter Mayers Leitung mit der Besiedlungsgeschichte des Schwarzwalds beschäftigte. Vgl. Maurer (wie
Anm. 116), S. 11.
Nachdem sich Wohleb bereits längere Zeit mit einer Arbeit zu den Schanzen im Schwarzwald beschäftigt
hatte, bat er Theodor Mayer um einen nachträglichen Auftrag seitens der Historischen Kommission, damit
seine Autorität erhöht werde. Dies gewährte ihm Mayer nach Rücksprache mit Schmitthenner, StAF,
U 203/1 Nr. 815, Mayer an Wellmer, 29.5.1938. Wohlebs Arbeit wurde unter dem Titel „Die Anfänge des
Erdwehrbaues auf dem Schwarzwald" in ZGO 92 (1940), S. 256-274, publiziert.
Vgl. StAF, U 203/1, Allgemeine Korrespondenz A-Z, Bader an Wellmer, 26.5.1940.
Während seiner Zeit im Wehrmachtgefängnis in Freiburg kleidete er sich in der Mittagspause bei J. L.
Wohleb in aller Eile für die Vorlesungen um. Vgl. Bader (wie Anm. 106), S. 117.
In einer Denkschrift, die von Bader, Stenzel und Senn (Konstanz) verfasst wurde, wurde ausdrücklich
die schleppende Geschäftsführung des Gesamtverbandes deutscher Geschichtsvereine gerügt. Vgl. Joseph
Ludolph Wohleb: Zweite Zusammenkunft südwestdeutscher Geschichtsvereine, in: Blätter für deutsche
Landesgeschichte 85 (1939), S. 134-156, hier S. 136f.; Reichelt (wie Anm. 57), S. 100.
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