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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0143
Bader nutzte sein immer weiter wachsendes Netzwerk keineswegs nur dazu, um seine persönlichen
Ziele zu verwirklichen. Immer wieder gelang es ihm, innerhalb des rigiden NS-Systems gewisse
Freiheiten zu verwirklichen. Dafür arbeitete er beinahe unentwegt, sodass man ihn heute als
„Workaholic" bezeichnen würde. Er half auch anderen benachteiligten Personen weiter, wodurch
diese sich wiederum ihm zu Dank verpflichtet fühlten. Hier sei noch einmal die Arbeitsgemeinschaft
als informelles Netzwerk erwähnt, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Nach dem Krieg war es für Bader als ausgewiesenen Widerständler dank seiner guten Kontakte ein
Leichtes, an einer der vordersten Positionen neue Verantwortung zu übernehmen.

3.5. Umgang mit Verfolgten oder Benachteiligten des
nationalsozialistischen Regimes

Da keine Mitgliederlisten des BVS aus der NS-Zeit oder kurz vorher existieren, ist es nicht
einfach zu ermitteln, ob unter den Mitgliedern Verfolgte oder Benachteiligte des NS-Regimes
waren.194 Für den Historischen Verein ist die Quellenlage dagegen besser.

Dr. Robert Lais

Zu den Mitgliedern im BVS gehörte Robert Lais, der mit der Jüdin Martha Lais verheiratet
war und von der er sich nicht trennte. Die Folge war seine frühzeitige Pensionierung vom
Schuldienst an der Hindenburgschule, dem heutigen Goethe-Gymnasium, aufgrund des
„Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" zum 1. Oktober 1937.195 Aus dem
gleichen Grund wurde er aus dem Kuratorium des Alemannischen Instituts (das er mitbegründet
hatte) sowie aus den Laboratorien und dem Geologischen Kolloquium ausgeschlossen. Damit
war seine wissenschaftliche Karriere nahezu beendet. Geradezu sarkastisch erscheint es da,
dass Lais, der ein Experte für chronologische und klimatologische Fragen war, 1938 von der
Universität Prag für besondere archäologische Untersuchungen angefordert wurde, die von der
„Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe", einer Forschungseinrichtung der SS, finanziert
wurde.196 Eine Weigerung seinerseits war unmöglich, da seine Familie verfolgt wurde.197 Im
Frühjahr 1945 wurde er zu Übungen beim Volkssturm eingezogen, wobei er an einer schweren
Lungen- und Rippenfellentzündung erkrankte, an deren Folgen er am 28. März 1945 verstarb.

Die letzte Mitgliederliste des BVS vor 1933 datiert aus dem Jahre 1913, veröffentlicht in Schau-ins-Land
40(1914), Anhang.

Nach § 6 des Gesetzes konnten Beamte ohne Angabe von Gründen in den Ruhestand versetzt werden. Die
Entlassung von Robert Lais wurde durch Reichsstatthalter Robert Wagner persönlich angewiesen. Vgl.
StAF, F 196/1, Nr. 6245, Rechtsanwalt Schulz an Badisches Kultusministerium, 15.5.1951.
Vgl. zur Biographie von Lais StAF, D 180/2, Nr. 8256, Beiblatt zum Fragebogen. Vom persönlichen
Stab des Reichsführers-SS wurde er zudem mit der denkmalpflegerischen Beaufsichtigung der
Westwallarbeiten betraut. Vgl. Clausing (wie Anm. 146), S. 149.

1940 wurde seine Schwiegermutter nach Gurs deportiert, sie starb 1943 in einem anderen südfranzösischen
Lager. 1942 wurde die Tochter von der Oberschule verwiesen und 1944 zu Landarbeit und
Fabrikarbeit in der Schwerindustrie gezwungen. Vgl. http://www.badische-zeitung.de/freiburg/zu-hau-
se-wurde-klartext-geredet-13273232.html (zuletzt aufgerufen: 5.7.2013). Seine Frau Martha wurde
mehrmals von der Gestapo verhaftet. Scheinbar hatten sich einflussreiche Freunde ihres Mannes für
sie verwendet, sodass sie wieder frei kam, als alle weiteren Gefangenen 1945 deportiert wurden. Nach
dem Tod ihres Mannes versteckte sie sich bei Verwandten. Vgl. StAF, F 196/1 Nr. 11848, Martha Lais an
Landesamt für Wiedergutmachung, 28.1.1939.

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