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chen.232 Bei der Neugründung des Vereins, der weiterhin unter dem alten Namen Breisgauverein
„Schau-ins-Land" firmierte, erleichterte Leo Wohleb das Genehmigungsverfahren und half bei
der finanziellen Unterstützung.233 Am 22. November 1946 erlangte der neue Verein die vorläufige
Zulassung der Militärregierung (Abb. 5), am 25. April 1947 erfolgte um 18 Uhr abends in der
Vereinstube im Kaufhaus die offizielle Gründungsversammlung.234 Die ersten Nachweise für die
Umbenennung in Breisgau-Geschichtsverein „Schau-ins-Land" lassen sich für das Jahr 1953
finden, jedoch nicht in den Vorstandsprotokollen.
5. Fazit
Wie andere Geschichtsvereine auch, waren sowohl der B VS als auch der Historische Verein anfällig
für die nationalsozialistischen Ideologien, denn beide widmeten sich regionalen Themen, bei
denen Begriffe wie „Volk" oder „Heimat" im Mittelpunkt standen. Vor allem dem BVS ging es
nicht allein um die Förderung der Wissenschaft, sondern auch um die Heimatpflege und -künde.
Darüber hinaus waren sie von finanziellen Zuwendungen des Staates abhängig. Sie mussten sich
deswegen den entscheidenden Stellen andienen, damit sie weiterhin ihre teuren Publikationen
drucken konnten. Dabei darf keineswegs die Schlussfolgerung gezogen werden, es hätte eine
vollständige Ubereinstimmung mit der NS-Ideologie oder deren Politik gegeben, obwohl sich
der BVS, wie fast alle historischen Vereine, zunächst passgenau in die nationalsozialistische
Volkstumspolitik integrierte. Beim Historischen Verein war ebenfalls keine Neuausrichtung festzustellen
; er machte so weiter, als sei 1933 nichts geschehen. Auf der Mitgliederebene lassen sich
ab etwa 1936 gewisse Widerstandsformen belegen, die daraufhindeuten, dass die Mehrzahl der
Mitglieder in den Geschichtsvereinen eher regimekritisch eingestellt war. Durch ihr Schweigen
legitimierten sie den NS-Staat jedoch.
Neben der eigentlichen Vereinsarbeit bewegte die Freiburger Geschichtsvereine in der Zeit
des Nationalsozialismus vor allem das Thema der eigenen Selbständigkeit, welche durch den
badischen Minister für Kultus und Unterricht, Otto Wacker, in besonderer Form geschützt worden
war. Die südwestdeutschen Vereine genossen eine besondere Form der Freiheit, die sich im
Zusammenschluss in der von Karl Siegfried Bader ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft
der südwestdeutschen Geschichtsvereine zeigte; einer Organisationsform, für die das Thema
„Gleichschaltung" nicht zur Debatte stand. Nach Wackers Tod einte der Kampf um die Bewahrung
ihrer Autonomie die beiden Freiburger Geschichtsvereine, als sie nämlich durch ihren gemeinsamen
Widerstand eine funktionierende Arbeit der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft der
Badischen Heimatvereine lange Zeit blockierten. Diese Zusammenarbeit war die Grundlage, auf
der, nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches", das historische Vereinsleben in Freiburg
gemeinsam neu belebt werden konnte: im neuen Breisgau-Geschichtsverein „Schau-ins-Land".
Vgl. Bader (wie Anm. 1), S. 10.
Vgl. zu seiner Biografie Paul-Ludwig Weinacht: Leo Wohleb, in: Badische Biographien NF 3, hg. von
Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 301-306.
Der neue Vorstand setzte sich folgendermaßen zusammen: Friedrich Hefele (1. Vorsitzender), Karl S.
Bader (2. Vorsitzender), Federer (Kassier), Hertrich (Verwalter), Joseph L. Wohleb (Schriftführer),
Friedrich Hefele (Schriftleiter der Zeitschrift) sowie als Beisitzer Leo Wohleb und Karl Martin. Vgl.
StadtAF, K2/1/94, Protokoll der Gründungsversammlung.
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