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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0161
und teils widersprüchlich. Auch wenn in der Personalakte erst mit dem Beförderungsvorschlag
zum SS-Obersturmführer vom 24. November 1941 ein Dokument vorliegt, das Mengele als Arzt
SS-Division , Wiking' bestätigt32, spricht vieles dafür, dass er in der Division „Wiking" schon von
Beginn an am Russlandfeldzug teilnahm.33 Im zugehörigen SS-Pionier-Bataillon 5 war Mengele
als Truppenarzt und SS-Sanitätsoffizier am Vormarsch der SS-Division „Wiking" von Galizien
durch die Ukraine und über den Dnjepr nach Rostow am Don beteiligt. Die Stadt am Asowschen
Meer, die bereits im November 1941 von deutschen Wehrmachts- und Waffen-SS-Verbänden vorübergehend
eingenommen worden war, wurde im Rahmen der Operation „Fall Blau" am 24. Juli
1942 von Einheiten der SS-Division „Wiking" zum zweiten Mal besetzt. Den Kaukasus erreichte
Mengeies Pionierbataillon schließlich Anfang November 1942 am Fluss Terek. Die Personalakte
verzeichnet weitere Daten: Bereits am 14. Juli 1941 war Mengele mit dem Eisernen Kreuz II.
Klasse ausgezeichnet worden, das aufgrund einer Verordnung Hitlers von 1939 „für besondere
Tapferkeit vor dem Feind" in diesem Krieg millionenfach verliehen wurde. Nachweislich zum
30. Januar 1942 erfolgte seine Beförderung zum SS-Obersturmführer und auf den 17. Juli 1942
datiert ein „Personalbefehl": Mengele sollte mutmaßlich nach einer Verwundung im Juli 1942
zum 23. Juli 1942 den Posten mit einem anderen SS-Arzt tauschen und von der Front in Rostow
an die Dienststelle „Reichsarzt SS" in Berlin versetzt werden. Die bislang verbreitete Annahme,
Mengele habe diesen Dienst tatsächlich angetreten, wird durch die neue Quellensituation (siehe
unten) widerlegt. Als gesichert kann nunmehr gelten, dass er seinen seit 1941 kontinuierlichen
Einsatz in der SS-Division „Wiking" auch nach seiner Verwundung, für die ihm wahrscheinlich
noch im Juli 1942 das Verwundetenabzeichen in Schwarz verliehen wurde, fortsetzte und im
Herbst 1942 mit dem SS-Pionierbataillon weiter bis an den Kaukasus vorrückte.34 Obwohl die
Offiziersakte keine Hinweise darauf enthält, dass Mengele zwischen Juni 1941 und Januar 1943
Front- oder Genesungsurlaub bekommen und sich in Freiburg aufgehalten hat, ermöglicht die
Verleihung des Verwundetenabzeichens in Verbindung mit den bekannten Beförderungsdaten
eine hinreichend genaue Datierung der fraglichen Fotografie aus Freiburg (Vgl. Abb. 3). Sie zeigt
Mengele im Rang eines SS-Obersturmführers (30. Januar 1942), ausgezeichnet mit dem EK II
und bereits mit dem besagten Verwundetenabzeichen an der linken Brusttasche (terminus post
quem: Juli 1942) und dokumentiert somit Mengeies ersten, möglicherweise einzigen Freiburger
Fronturlaub als SS-Truppenarzt im August 1942.35 Bereits Anfang September 1942 wieder an der

32 Zit. nach Trunk (wie Anm. 28), S. 13; Bundesarchiv Berlin, SSOA Mengele, Bl. 404f.

33 So wird in seiner Beurteilung durch den SS-Standortarzt von Auschwitz, SS-Hauptsturmfuhrer Eduard
Wirths, vom August 1944 festgestellt: Vor dem Feinde hat er sich während des Ostfeldzuges von Juni 1941
bis Juni (!) 1943 glänzend bewährt Vgl. Helena Kubica: Dr. Mengele und seine Verbrechen im Konzentrationslager
Auschwitz-Birkenau, in: Hefte von Auschwitz 20 (1997), S. 414f. Ein Studienfreund Mengeies, der
damalige Truppenarzt Kurt Lambertz (vgl. Anm. 124), erinnerte sich an ein Zusammentreffen mit Mengele
in Dnepropetrowsk (Ukraine) im Sommer 1941; vgl. Völklein (wie Anm. 10), S. 91. Vgl. ferner Keller
(wie Anm. 8), S. 19-21.

34 Vgl. auch Keller (wie Anm. 8), S. 22-25. Der spätere SS-Lagerarzt von Auschwitz, Horst Fischer (vgl.
Anm. 119), der Mengele bei der Division „Wiking" kennengelernt hatte, erklärte, Mengele habe den Vormarsch
[...] als Truppenarzt der Pionierabteilung bis zum Fluss Terek [am Kaukasus] miterlebt, Zit. ebd., S.
24.

Eine spätere Entstehung der Fotografie kann ausgeschlossen werden. In den Sommern der beiden Folgejahre
1943 und 1944 war Mengele bereits zum SS-Hauptsturmführer (20.4.1943) befördert und versah seinen
„Dienst" in Auschwitz-Birkenau. Posner/Ware (wie Anm. 31), die diese Fotografie in der Originalausgabe
von 1986 erstmals abbilden - sie fehlt in der deutschen Ausgabe von 1993 - datieren sie auf „just prior to
his 1942 departure for the eastern front", aber ohne sie zu lokalisieren.

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