http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0163
Von März bis Mai 1943 datieren denn auch mehrere von Mengele unterzeichnete Erlaubnisscheine
des KWI, Abteilung Rassenhygiene, zum Erwerb von Gift (Skopolamin und Luminal) zur
Sedierung.43 Die unheilvolle Zuarbeit Mengeies für das Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut unter
Verschuer im Vorfeld seiner Versetzung als Lagerarzt nach Auschwitz-Birkenau hatte begonnen.
Zurück zur Familie Mengele-Schoenbein nach Freiburg: Für Mengele, der seit seiner Einberufung
zur Wehrmacht im Juni 1940 zunächst weder eine eigene noch eine gemeinsame Meldeadresse
mit seiner Ehefrau Irene gehabt hatte, waren Freiburg und die Schoenbein-Wohnung
in der Sonnhalde 81 zur faktischen „Heimatadresse" geworden. Dort verbrachte er nicht nur
seine(n) Besuch(e) 1940 und den Fronturlaub 1942, dorthin schrieb er aus den jeweiligen Einsatzorten
an der Ostfront die zahlreichen Feldpostbriefe an Irene Mengele. Sie war nach ihren
zwei ersten Freiburger Semestern zum I. Trimester 1941 (20. Februar 1941) an die Universität
München gewechselt, dort auch im Sommersemester 1941 (31. Mai 1941) im Fach Kunstgeschichte
immatrikuliert und hatte in der Münchner Elisabethstr. 15/2 eine eigene Wohnung zur
Miete bezogen.44 Sie muss unmittelbar danach aber wieder zu ihren Eltern in die Sonnhalde 81
gezogen sein, zumal sie im Wintersemester 1941/42 (3. November 1941 bis 28. Februar 1942) ihr
Kunstgeschichtsstudium an der Universität Freiburg fortsetzte.45 Auch als sie zum Sommersemester
1942 und dann noch einmal zum Wintersemester 1942/43 an einer italienischen Universität
im Fach Kunstgeschichte eingeschrieben war, blieb die elterliche Wohnung in Freiburg der eigentliche
Wohnsitz Irene Mengeies.46 Dem Ehepaar Mengele, das sich nach dem mutmaßlich ersten
Freiburg-Aufenthalt Josef Mengeies im Sommer 1940 bis zu seinem Dienstantritt als Truppenarzt
der SS-Division „Wiking" 1941 wenig und danach bis zu seinem Fronturlaub im Sommer
1942 und dem Dienstantritt in Auschwitz im Mai 1943 kaum mehr gesehen haben dürfte,
blieben für seine - nach heutigem Sprachgebrauch - „Fernbeziehung" nur Briefe, um sich auszutauschen
, zumal es keine Hinweise darauf gibt, dass das Telefon als Kommunikationsmedium
häufiger genutzt wurde. Irene und Josef Mengele, die auf diese Weise von 1941 an in Parallelwelten
lebten, versuchten die Unmöglichkeit gemeinsamen Lebens durch einen regelmäßigen
Briefwechsel zu kompensieren. Anzunehmen sind überaus zahlreiche, mitunter tägliche Feldpostbriefe
Josef Mengeies an seine Frau und die „Heimatadresse" in Freiburg und umgekehrt,
obwohl die Briefe Irene Mengeies aus dieser Zeit nicht überliefert sind.
Dokumente in unbekanntem Privatbesitz, zuletzt abgebildet in diversen Auktionskatalogen und im
Online-Autographenhandel in den USA, u.a. Alexander Historical Auctions, Alexander Autographs,
USA, Auktionskatalog der Auktion, 10.9.2013, Nr. 200, Dok. KWI, 6.4.1943; Paper Trails. Charlton, MA,
Nr. WW 0013: Dok. KWI, 3.3.1943, Dr. Josef Mengele, signed document.
Vgl. Universitätsbibliothek München, Studentenverzeichnis I. Trimester 1941, im Internet unter http://
epub.ub.uni-muenchen.de/9728/.
Matrikelkartei, UAF, B 16, Irene Mengele.
Matrikelkartei, UAF, B 16, Irene Mengele. Die italienische Universität (Florenz) ist dort nicht namentlich
eingetragen. Rückkehr Irene Mengeies nach Freiburg wahrscheinlich im März 1943.
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