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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2014/0164
Butzele und Butz - Mengeies Feldpostbriefe nach Freiburg

Bislang schien in der Mengele-Literatur das Diktum Gerald L. Posners von 1986 uneingeschränkt
gültig: Zu seiner Zeit als Truppenarzt und zu den knapp zwanzig Monaten, die Mengele
in Auschwitz gewesen war, fanden sich im gesamten Nachlass keine schriftlichen Dokumente
oder Hinweise: „Briefe aus der Zeit waren von der Familie Mengele vernichtet worden."47 Posner
musste es wissen, hatte er doch während der Vorarbeiten für seine Monographie mit Irene und
Rolf Mengele korrespondiert und mehrere Gespräche über den handschriftlichen Nachlass und
dessen Erschließungsmöglichkeiten mit ihnen in Freiburg geführt. Keine der seitdem erschienenen
Mengele-Monographien konnte folglich auf vor 1945 geschriebene private Schriftstücke
zurückgreifen; insbesondere die Korrespondenz Josef und Irene Mengeies, von der Posner gesprächsweise
erfahren hatte, musste entweder als vernichtet oder verschollen gelten. Erst zwischen
2010 und 2013 gelangten bei Autographen-Auktionen u.a. in London und Los Angeles insgesamt
zehn bislang unbekannte Original-Feldpostbriefe Josef Mengeies aus den Jahren 1942 bis
1944 zum Verkauf, die bis auf zwei Briefe, die eine private Holocaust-Stiftung in den USA 2010
sichern und dokumentieren konnte, nach Zuschlägen von jeweils mehreren Tausend US-Dollar
wieder in unbekanntem Privatbesitz verschwanden. Den nahezu vollständigen Abbildungen, Beschreibungen
und Teilübersetzungen in den gedruckten und digital publizierten Auktionskatalogen
ist es jedoch zu verdanken, dass sie im Rahmen dieser Recherche erstmals transkribiert, als
neue Quellentexte herangezogen und ausgewertet werden konnten. Fünf dieser so überlieferten
SS-Feldpostbriefe Josef Mengeies wurden zwischen dem 4. Januar 1942 und dem 2. September
1942 an der Ostfront geschrieben, fünf von ihnen sind zwischen dem 24. April 1944 und dem 14.
Dezember 1944 in Auschwitz entstanden. Adressiert sind sie ausnahmslos an Irene Mengele in
Freiburg, Sonnhalde 81 (Briefe 1 bis 6) beziehungsweise in Günzburg, Am Stadtbach 4 (Briefe
7 bis 10), wohin Irene und Rolf Mengele im November 1944 unter dem Eindruck der alliierten
Bombenangriffe zogen. Wenn es noch eines Nachweises bedurft hätte, so wird mit diesen Briefen
die Freiburger Wohnadresse der Mengeies endgültig bestätigt (vgl. Abb. 4).48

Vgl. Posner/Ware (wie Anm. 31), S. 13f. Den mehrere Tausend Seiten umfassenden handschriftlichen
Nachlass seines Vaters hatte Rolf Mengele 1979 in Brasilien persönlich an sich genommen und
im Sommer 1985 kurzerhand dem Burda-Verlag, München, zu dessen Verfügung überlassen und verkauft
; ein kleiner Teilnachlass wurde von Wolfram Bossert, Josef Mengeies Helfer in Brasilien, erst
zurückgehalten und dann an das Magazin „Stern" in Hamburg verkauft (vgl. ebd., S. 380 und 387; zum
Nachlassverkauf an Burda vgl. auch Gisela Freisinger: Hubert Burda - Der Medienfürst, Frankfurt 2005,
S. 202f.). Auszüge des Nachlasses veröffentlichte Burda 1985 in einer Exklusiv-Artikelserie von Inge
Byhan in der Zeitschrift „Die Bunte" (Ausgaben Nr. 26-30). Am 21.7.2011 kam das Hauptkonvolut, die
zwischen 1960 und 1975 entstandenen Tagebücher und Journale Josef Mengeies, durch das Auktionshaus
Alexander Autographs, USA, bei anonym bleibendem Anbieter, zur Versteigerung. Den Zuschlag erhielt
ein ebenso unbekannter Bieter. Vgl. Alexander Historical Auctions, Auktionskatalog der Auktion vom
21.7.2011, Nr. 4.

Feldpostbrief vom 4.1.1942, Nate D. Sanders Auctions, Los Angeles, Auktion vom 14.7.2010, Nr. 231;
Feldpostbrief vom 17.1.1942, Nate D. Sanders Auctions, Los Angeles, Auktion vom 20.5.2010, Nr. 466;
Feldpostbrief vom 18.2.1942, ebd., Auktion vom 18.10.2010, Nr. 143 und 6.2.2013, zuletzt Regency
Superior Auctions, Saint Louis, Auktion vom 24.5.2013, Nr. 826; Feldpostbrief vom 20.2.1942,
Bloomsbury Auctions, London, Auktion vom 8.7.2010, Nr. 33; Feldpostbrief vom 2.9.1942, N.N. Auktion
oder Privatverkauf in den USA 2010; Feldpostbriefe aus Auschwitz vom 26.4.1944 und 14.12.1944, The
Florence & Laurence Spungen Family Foundation, Santa Barbara, USA; Feldpostbrief aus Auschwitz vom
1.12.1944, Alexander Historical Auctions, Stamford, USA, Auktion vom 21.1.2010, Nr. 651; Feldpostbrief
aus Auschwitz vom 3.12.1944, Nate D. Sanders Auctions, Los Angeles, Auktion vom 26.9.2013, Nr. 970;

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