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ter, sowie eines Päckchens von Karl-Heinz. Ferner kam gestern ein Brief meiner Mutter an. Sie
schreibt darin, daß Dich der Urlauber Herr [Name unleserlich] angerufen hätte. Nun, dann sind
wohl auch meine Filme gut angekommen. Da hatte ich immer ein bißchen Sorgen. Zugleich mit
diesem Brief will ich meinen letzten Film versenden. Nun habe ich noch 2 unbelichtete, die ich
aber aufsparen will. Wenn Du die anderen Filme entwickelt zurück erhalten hast, so schreib mir,
wie sie geworden sind. Ob die Ufa jetzt im Kriege noch Privatfilme entwickelt? Mußt Dich vorher
erkundigen und das kostbare Material eingeschrieben versenden. Ein Verlust wäre unersetzlich.
Gesundheitlich geht es Dir hoffentlich wieder gut. Was macht die Neuralgie? Ach du kleines
Dummerle, hast immer so unerfreuliche Kreutz-Beschwerden! Hast Du nun eine Wintererholung
genommen? Fahr doch mit meinen Eltern, die würden sich sicher freuen und Du kannst Dich
gut erholen! Natürlich wäre es schöner, wir zwei könnten gemeinsam irgendwohin ins Gebirge
fahren. In einem meiner letzten Briefe habe ich diese Utopie weiter ausgeführt. Ja und was macht
denn so das Alleinsein? Hast Du schon ganz auf braves [?] Haus... [unleserlich] - sine, sine [?] -
umgestellt [?])? Soll ich eigentlich mit Dir ein bißchen Mitleid haben? Aber es geht ja so vielen
deutschen Frauen so! Zudem weiß ich, daß Du tapfer bist und alles geduldig erträgst. Einmal
werd'ich schon wiederkommen und dann müssen wir eben alles nachholen. Im wievielten Semester
bist Du denn jetzt eigentlich? Wie lange bräuchtest [Du] denn jetzt noch zum Abschluß mit
Dr.-Prüfung? Schreib mir doch mal über all diese Dinge und Deine Absichten! Bei der Dauer des
Krieges muß man da auch planvoll weiterdenken. Selbst wenn ich im Frühjahr Urlaub bekäme
und wenn dann alles so einträte, wie wir das erhoffen, so können wir uns doch keineswegs darauf
verlassen. Deshalb wollen wir auch in dieser Hinsicht vorausnehmende [!] Dispositionen treffen.
So würde ich gerne wissen, wie Du darüber denkst.
Liebes Butzele, wenn Du mir wieder was schicken kannst, so sende mir doch recht bald Hosenträger
, einen Kamm, Briefpapier und Photos von Dir und Deinen Eltern usw. Gerade Photos
beleben die / Erinnerung. Von mir hast Du ja nun die Filme.
Mir geht es gut und wir haben ein erträgliches Leben. Ich bin in Gedanken viel bei Dir und viele
schöne Erinnerungen erfüllen die Gleichförmigkeit meines jetzigen Daseins mit bunten Bildern.
Manchmal muß ich auch an Situationen denken, in denen wir uns schlecht verstanden haben und
Du vielleicht sogar geweint hast (übrigens sehr selten, kleiner Trotzkopf!); dann tut es mir sehr
leid und ich möchte das alles wieder gutmachen. Nein, ein Mißverstehen gibt es in Zukunft überhaupt
nicht mehr. Wir sind ja durch den Krieg viel klüger geworden und werden über alles viel
sachlicher und vernünftiger urteilen können. / Du liebes, kleines, gutes Fraule. Ich hab dich ja
so lieb. Du weißt das ja gar nicht! Nun sag ich es Dir! Denn man muß das wohl ab und zu seiner
Frau sagen, damit sie auch weiß, warum sie so lange warten muß. Ach Quatsch, das weiß doch
meine Frau schon von ganz alleine. Aber hören möchte sie es doch gerne! Ja??!
Also, liebes, gutes Fraule-Butzele, sei weiterhin tapfer und mach Deine Sache gut. Grüß die Eltern
recht herzlich von mir und nimm selbst ungezählte Küssle und so weiter [!] von Deinem, nur
Deinem, stets Deinem Butz.
Transkriptions vorläge: Bloomsbury Auctions, London, Auktionskatalog der Auktion vom 8. Juli
2010, Nr. 33. Digitalisat: StadtAF, 2/541.
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